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1. Station: Vorsokratiker und Sophisten

Ionische Naturphilosophie und Demokrit


Mangels exakter naturwissenschaftlicher Erkenntnisse erklärten sich die Menschen die Naturerscheinungen religiös. Der oberste olympische Gott Zeus zum Bespiel war bei den Griechen als Wettergott für Blitz und Donner zuständig. Noch in römischer Zeit wird Zeus, der römisch Jupiter genannt wird, mit einem Blitzbündel in der einen Hand und dem Donnerkeil in der anderen abgebildet. Blitze sind demnach keine elektrischen Entladungen, sondern entstehen dadurch, dass Zeus die Blitze schleudert. Der Donner entsteht dadurch, dass Zeus den Donnerkeil wirft.

Zeus mit Blitz

Zeus wirft einen Blitz

In den Küstenstädten an der kleinasiatischen Küste, die von den griechischen Ioniern besiedelt waren und Kreuzungspunkte griechischer und orientalischer Kulturen waren, vor allem in Milet, entstand nun im 7./6. Jahrhundert v. Chr. die ionische Naturphilosophie. Sie fragte - und darin, nicht in ihren Antworten, lag ihre überragende Bedeutung - nach natürlichen Ursachen für die Erscheinungen in der Natur. Damit wurde der Weg zur rationalen (vernünftigen) Erkenntnis geöffnet und der Abbau der religiösen Welterklärung eingeleitet. Die Naturphilosophen aus Milet, nämlich Thales (geb. um 624 v. Chr., gest. um 546 v.Chr.), Anaximander (geb. um 611, gest. um 549 v.Chr.) und Anaximenes (geb. um 585 v.Chr., gest. um 525 v.Chr.), gingen von Urstoffen aus, auf die sich alle Stoffe zurückführen ließen. Thales ging vom Wasser als Urstoff aus, Anaximenes von der Luft.

Leukipp (5. Jahrhundert v. Chr.) und Demokrit (etwa 470 - 360 v. Chr.) entwickelten sogar eine Atomlehre. Leukipp lehrte: "Kein Ding entsteht planlos, sondern alles aus Sinn und unter Notwendigkeit." (Zit. nach Hans Joachim Störig: Kleine Weltgeschichte der Philosophie 1, Frankfurt/Main 1984, S. 138) Damit formuliert er das Kausalgesetz. Demokrit aus Abdera lehrt die Existenz von Atomen, kleinsten, unteilbaren Teilchen. Diese seien in Bewegung, auch Leib und Seele des Menschen bestünden aus Atomen.

Aufgabe:

Erläutere, worin die Bedeutung der ionischen Naturphilosophie liegt.



Sophisten

In Athen trafen die rationale (vernunftbestimmte) Tradition der ionischen Naturphilosophie und die ebenfalls rationale Entwicklung der Demokratie aufeinander, die mit der Idee des demokratischen Individuums und des freien Bürgers einherging. Der Vollbürger von Athen erhob Anspruch auf politische Freiheit und war gewohnt, Entscheidungen im Widerstreit gegensätzlicher Ideen und Meinungen zu treffen. Dies setzte ein hohes Maß an Meinungs- und Geistesfreiheit voraus.

Mit den Sophisten brach nun die griechische Aufklärung an. Hauptvertreter waren Protagoras (490 - 410 v.Chr.), Gorgias (um 480 - nach 380 v.Chr.) sowie Prodikos (465 oder 450 v. Chr. - nach 399 v. Chr.). Traditionen wurden kritisch beleuchtet und erschüttert, die Sprache untersucht, die Redekunst (Rhetorik) entwickelt. Die neue Denkrichtung wurde auch in der Jugenderziehung praktisch angewandt, man wollte freie, vielseitig gebildete und redegewandte Bürger, denen der Erfolg, vor allem auch in der Politik, sicher sein sollte. Überhaupt waren die Sophisten Praktiker.

Skepsis gegen alles Religiöse und Mythische, Skepsis aber auch als generelle Haltung und als moralischer Relativismus: das zerstörte die Grundlagen des Staates und schien das Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft zu bedrohen. Privat wie staatlich opferten die Athener ihren Göttern und erwarteten dafür konkrete Gegenleistungen. Wer die Götter leugnete, wer nicht an die Wirksamkeit der Opfer glaubte, schien dem Staat zu schaden.

"Die Leugnung objektiver Maßstäbe für Wahrheit und Gerechtigkeit, in Verbindung mit der Tatsache, dass die Sophisten für ihren Unterhalt eine nicht zu geringe Bezahlung zu nehmen pflegten (während den Griechen die dem Erwerb dienende Arbeit an sich als verächtlich galt), führte zu dem etwas zweifelhaften Beigeschmack, den der Name Sophisten bald erhielt [...]" (Störig, a.a.O., S. 145).

Das rief religiöse und konservative Kräfte auf den Plan, die mit einer Reihe von Gottlosigkeitsprozessen reagierten. Der Naturphilosoph Anaxagoras, aus Kleinasien nach Athen gekommen, wurde zum Tode verurteilt, konnte sich aber der Vollstreckung durch Flucht entziehen, ebenso floh Protagoras.

Störig sieht die Bedeutung der Sophisten in drei Leistungen: "Die Sophisten haben zum ersten Mal in der griechischen Philosophie den Blick von der Natur weg und in vollem Umfang auf den Menschen gelenkt. Sie haben zweitens das Denken selbst zum ersten Mal zum Gegenstand des Denkens gemacht und mit einer Kritik seiner Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen begonnen. Sie haben endlich auch die ethischen Wertmaßstäbe einer ganz vernunftgemäßen Betrachtung unterzogen und damit die Möglichkeit eröffnet, die Ethik wissenschaftlich zu behandeln und in ein philosophisches System folgerichtig einzubauen. Daneben haben die Sophisten aufgrund ihrer eingehenden Beschäftigung mit Stilkunde und Beredsamkeit auch Sprachwissenschaft und Grammatik beträchtlich vorangebracht" (Störig, a.a.O., S. 147).

Aufgaben

1. Erkläre, wie es zum etwas zweifelhaften Ruf der Sophisten kam und dazu, dass berühmten Sophisten der Prozess gemacht wurde.

2. Erläutere, worin die Bedeutung der Sophisten liegt.



Vertiefung/Binnendifferenzierung

Epikur über die Furcht vor dem Tod


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