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Instructions for British Servicemen in Germany 1944

Als sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs abzeichnete, dass britische Soldaten auf deutsches Gebiet vorrücken werden, erkannte die britische Führung, dass die Soldaten nicht nur mit Waffen, sondern auch weltanschaulich so gerüstet sein müssen, dass sie einem von der nationalsozialistischen Propaganda durchdrungenen Land und dessen Bevölkerung angemessen begegnen können. Aus diesem Grunde wurden die "Instructions for British Servicemen in Germany 1944" erstellt, denn jeder Soldat im Felde sollte vorbereitet sein auf die deutsche Situation. Erste Überlegungen hierzu gab es schon 1943. Eine ähnliche Veröffentlichung gab es schon für Frankreich, damit die britischen Soldaten das Land, das sie gerade befreit hatten, nicht missverstanden. Die Intention der "Instructions" über Deutschland war freilich eine andere. Man wollte verhindern, dass Kriegsverbrecher nicht zur Rechenschaft gezogen werden und vor allem der möglichen Fraternisierung vorbeugen.

Soldaten der britischen Luftwaffe am Ortsschild von Hamminkeln (Kr. Rees) im März 1945

In diesen "Instructions" wurden die Frontsoldaten über das Land, die deutsche Geschichte und Mentalität, über die Lebensumstände sowie über "Do's and Dont's" informiert, um eine Besatzung zu ermöglichen, die NS-Kriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen und eine zu verständnisvolle Haltung gegenüber den Deutschen zu verhindern. Mit dem Abstand von 70 Jahren wird in diesem Dokument offenkundig, wie die zukünftige Besatzungsmacht sich den Umgang mit den Deutschen vorstellte, wie sie die Wurzeln des deutschen Nationalismus einschätzte und wen sie für verantwortlich für das Ende der Republik sowie den zweiten Weltkrieg hielt. Mehrfach werden in den "Instructions" die britischen Soldaten gewarnt, sich vorschnell von Mitleid für die Deutschen packen zu lassen.

Didaktisch erscheint dieses Dokument, aus dem in diesem Modul einige Auszüge zitiert werden, deshalb besonders interessant, weil es eine Außenperspektive auf die deutsche Situation liefert, das nicht aus der zeitlich distanzierten Feder eines Historikers stammt, sondern als ein Gebrauchstext im Krieg fungiert hat. Die Einschätzungen, die hier zutage treten, sind natürlich aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und sollten nicht unbesehen akzeptiert werden. Insofern eignen sich die Auszüge auch zur Urteilsbildung für Schüler im Hinblick auf eine größere zeitliche Distanz, die einer Einschätzung zugrunde liegen kann. Außerdem ist zu beachten, dass die "Instructions" zu einem Zeitpunkt verfasst worden sind, als die Anti-Hitler-Koalition noch an einem Strang zog. Wenige Jahre später hatten sich die geopolitische Lage schon so stark verändert, dass Winston Churchill in seinen Memoiren formulieren konnte: "In war, resolution; in defeat, defiance; in victory, magnanimity; in peace, good will".

Der Kölner Dom inmitten einer verwüsteten Stadt (24. April 1945)

In einem ersten Schritt sollen die Schüler nachvollziehen, welche konkreten Handlungsanweisungen die britischen Soldaten gegenüber dem in absehbarer Zeit besiegten deutschen Volk hatten (und auf welchen Befürchtungen diese Anweisungen basierten). Zum tieferen Verständnis soll in zwei Bereichen der Hintergrund erarbeitet werden: im Hinblick auf die Informationen, die ein britischer Soldat zur deutschen Geschichte und zur deutschen Mentalität erhielt. Nach einem Austausch und einer Überprüfung der Informationen auf historische Triftigkeit hin sollen die Schüler sich abschließend über die Frage unterhalten, wie aus ehemaligen Gegnern Verbündete der Zukunft werden konnten - hier schon mit einem Vorausblick auf den drohenden Kalten Krieg.

Die Quellen sind in diesem Modul ganz bewusst in englischer Sprache belassen - sie eignen sich neben dem bilingualen Unterricht aber auch für den konventionellen Geschichtsunterricht. Annotationen einzelner englischer Begriffe wurden zugunsten eines individuellen Nachschlagens durch die Schüler ausgespart (vgl. die Verweise auf Online-Wörterbücher in der rechten Spalte). 

Alle folgenden Arbeitsblätter als zip-Datei (0,3 MB) .


Unterrichtsverlauf:

Einstieg: Do's and Don'ts
1. Ordne die Anweisungen unter "Do's and Don'ts" danach, welche Vorstellungen gegenüber dem Kriegsgegner zugrunde liegen (die Informationen der html-Seite als pdf-Datei zum Download).
Fasse zusammen, welche der genannten Aspekte spezifisch für den Zweiten Weltkrieg sind. Stelle die Situation der britischen Soldaten in Deutschland dar. Zeige, was allgemeine Anweisungen sind.

2. Arbeitsteilige Partnerarbeit: Die Sicht der Briten auf die Deutschen
Arbeite aus den Materialien Hintergrundinformationen für britische Soldaten über
a. die deutsche Geschichte (als pdf-Datei zum Download) sowie
b. die deutsche Mentalität (als pdf-Datei zum Download) heraus.

3. Partnerarbeit: Austausch und gegenseitige Information
Überlegt, welche Informationen historisch triftig sind und welche euch zweifel- bzw. klischeehaft erscheinen.
Beurteilt, inwiefern die "Instructions" hilfreich waren für eine effektive und erfolgreiche Besatzungsherrschaft.

4. Plenum/Diskussion: Historisches Urteil in der Vergangenheit
Impulse:

  • Auf welcher Basis entstehen die Einschätzungen über die Deutschen?
  • Wie stark unterliegen sie der Situation von 1944/45?
  • Werden sie den anstehenden Aufgaben (Besatzungsherrschaft, Kriegsgerichte, Aufarbeitung, re-education) gerecht?
  • Welche zusätzlichen Informationen wären noch hilfreich?
  • Wo zeichnen sich schon Bewertungen ab, die eine Veränderung der Haltung gegenüber den Deutschen in der Zukunft zulassen?

5. Ausblick/Differenzierung: Von der Anti-Hitler-Koalition zum Kalten Krieg
Was führt zur Abkehr von dieser Politik? Beachte zur Beantwortung dieser Frage vor allem die Hinweise in den Kästen auf der rechten Seite.

Britische Soldaten scherzen mit deutschen Mädchen - diese "Fraternisierungsszene" wäre eigentlich streng verboten gewesen! (Juli 1945)

 


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