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Der Abschuss der KAL 007 - ein Fallbeispiel für den Second Cold War

Ende der 70er Jahre kühlte sich das Klima zwischen den Supermächten merklich ab - in den USA überwand man langsam den Schock, den der Truppenabzug aus Vietnam hinterlassen hatte; in der Sowjetunion fühlte man sich mit der Aufstellung der SS-20-Raketen auf Augenhöhe mit dem westlichen Bündnis.

Die Regierung Carter in den USA schlug in den letzten beiden Jahren ihrer Administration schärfere Töne gegenüber dem Warschauer Pakt an; dieser wiederum trug - etwa durch die Invasion nach Afghanistan im Dezember 1979 - dazu bei, den Eindruck entstehen zu lassen, man hege expansionistische Absichten. Mit dem Amtsantritt von Präsident Reagan im Januar 1981 verschlechterten sich die Beziehungen abermals - nicht zuletzt wegen dessen pointiert antikommunistischer Haltung. Man spricht für die erste Hälfte der 80er-Jahre vom sog. "Second Cold War" .

Unterzeichnung des SALT-2-Vertrags: links der US-Präsident Jimmy Carter, rechts der Generalsekretär des ZK der KPdSU Leonid Breschnew

Neben einer Reihe von militärisch-strategischen Entscheidungen ( Aufstellung der SS-20-Raketen, NATO-Nachrüstung mit Pershing 2) war vor allem aber eine veränderte Sichtweise auf den Rivalen dafür verantwortlich, dass sich die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion von der Entspannungspolitik verabschiedeten.

Ein Zwischenfall, der hier als Fallbeispiel dienen soll, ist der Abschuss des koreanischen Linienflugzeugs KAL 007 am 1. September 1983. Beispielhaft lassen sich hieran Strukturen des sog. Second Cold War zeigen: Misstrauen, das zu einer militärischen Aktion gegen ein ziviles Flugobjekt geführt hat; Missverständnisse, die in ihrer jeweiligen Interpretation zunächst zur rhetorischen Eskalation geführt haben und noch weiter hätten führen können; schließlich ein rechtzeitiges Gegensteuern der Politik, das eine größere militärische Eskalation verhindert hat.

Die Flugroute der KAL 007

Wenige Wochen nach dem Abschuss der KAL 007 kam es in der UdSSR zu einer noch viel gefährlicheren Zuspitzung: das nicht ausgereifte sowjetische Frühwarnsystem hatte erkannt, dass die USA mehrere Interkontinentalraketen auf die Sowjetunion abgeschossen hatten. Nur der aufmerksamen Reaktion eines russischen Offiziers ist es zu verdanken, dass der sowjetische Gegenschlag nicht unmittelbar eingeleitet und dadurch ein Atomkrieg verhindert wurde.

In diesem Modul sollen die Schüler die kommunikativen Mechanismen des Second Cold War erkunden, indem sie den Abschuss der KAL 007 als Fallbeispiel für eine Eskalation näher untersuchen. Dazu werden sie mit dem Vorfall, den Reaktionen der Supermächte sowie der Lösung des Konflikts konfrontiert. Der Vorfall wird außerdem in die Geschehnisse des Jahres 1983 eingeordnet; ein Modell zur Phasierung des Kalten Kriegs rundet das Modul ab.


1. Ereignisse: Der Abschuss der KAL 007
Informieren Sie sich über die Ereignisse am 1. September 1983, die zum Abschuss der KAL 007 geführt haben.
Berücksichtigen Sie insbesondere die politischen Reaktionen der Supermächte.
Optional: Am 5. September hielt Präsident Ronald Reagan eine Rede an die Nation. Hören Sie sich die Rede Reagans an (engl.).

2. Orientierung 1: 1983 - das gefährlichste Jahr des Kalten Kriegs (Georg Schild)
Ordnen Sie den Vorfall in die "Ereignisse des Jahres 1983" ein (hier auch als pdf-Datei zum Download).

3. Orientierung 2: Die Rhetorik des Second Cold War
Arbeiten Sie arbeitsteilig in zwei Gruppen, sodass Sie sich später paarweise gegenseitig informieren können zu

Diese html-Seiten als pdf-Dateien: Reagans Rhetorik und Haltung in der Sowjetunion zum Download.

4. Situation 1983/84: Ursachen der De-Eskalation
Zeigen Sie, wie und warum sich die Zuspitzung ab 1984 wieder entspannte: Reagan Reversal (hier auch als pdf-Datei zum Download).

5. Integration 1: Der Kalte Krieg als 3-Phasen-Modell
Unterscheiden Sie zwischen den drei Phasen des Kalten Krieges nach G. Schild (hier auch als pdf-Datei zum Download).

6. Integration 2 und Reflexion: ein kommunikationstheoretisches Modell zur Beurteilung der Krisen im Kalten Krieg
a. Arbeiten Sie mithilfe des Modells heraus, warum frühere Krisen als berechenbarer erschienen als die Krise des Jahres 1983 (hier auch als pdf-Datei zum Download).
b. Diskutieren Sie, ob die Bezeichnung als "gefährlichstes Jahr des Kalten Kriegs" angemessen ist.


Differenzierung: Historischer Vergleich
Vergleichen Sie die Situation von 1983 mit einer der folgenden Krisen des Kalten Krieges:


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