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Motive und Antriebskräfte: Deutsche Frage

Seit dem 19. Jahrhundert ist die "Deutsche Frage" virulent in Europa - "kleindeutsche" Lösung, "großdeutsche" Lösung , das Deutsche Kaiserreich als saturierter Staat, das Verbot eines Zusammenschlusses zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Österreich in den Pariser Vorortverträgen, die Pläne der Alliierten einer Zerschlagung des deutschen Nationalstaates bis hin zu einer Zerstückelung und Zwangsagrarisierung - immer spielt Deutschland eine zentrale Rolle, wenn es um strategische Pläne für Gesamteuropa geht.

März 1926: Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund weckt Hoffnungen 
(Eingang des Völkerbundgebäudes in Genf).

Die Alternative zur Zerstückelung ist die strikte Einbindung Deutschlands in ein integriertes Europa, um so die Kontrolle über Deutschland zu behalten. Parallel zu einer wirtschaftlichen Integration soll so eine gesellschaftliche Öffnung erzwungen werden. Der Schuman-Plan ist vor allem auf die Einbindung (West-)Deutschlands gerichtet: Kontrollieren, ohne zu diskriminieren. Die Montanunion fungierte in der Folgezeit als Blaupause der Integration. Parallel dazu war die Wiederbewaffnung Deutschlands nur innerhalb einer supranational organisierten Armee geplant ( EVG).

Eine gewisse Furcht bestand vor dem Nachbarn in der Mitte Europas: Welche Brückenfunktion kann und soll er gegenüber den östlichen Teilen Europas erlangen? Sei es Rapallo-Komplex, sei es die Neue Ostpolitik: Immer wohnt den Bemühungen um Ausgleich in der deutschen Außenpolitik eine europapolitische Komponente inne. Dabei kann man insbesondere die Neue Ostpolitik der sozialliberalen Regierung, nämlich die Anerkennung des Status quo mit dem Fernziel, die Teilung zu überwinden, als Selbsteinbindung der Bundesrepublik verstehen, die ihren eigenen politischen Handlungsspielraum enorm erweitert hat. Ebenso ließe sich die europäische Integration als Vorbedingung der Wiedervereinigung verstehen, ohne die die benachbarten Mächte niemals einer deutschen Einheit zugestimmt hätten.

Willy Brandts Kniefall von Warschau - Meilenstein der Neuen Ostpolitik

De facto hat die Überwindung der deutschen Teilung wieder zu einer halb-hegemonialen Stellung der Deutschen in Europa geführt - dies hat konsequenterweise zu einem neuen Integrationsschub auf europäischer Ebene geführt: Maastricht und die weiteren Verträge. So muss die Lösung der deutschen Frage einerseits als wichtiges Antriebsmoment der europäischen Integration begriffen werden, andererseits wird das Motiv der Einbindung Deutschlands in ein gesamteuropäisches Handeln auch stets bei möglichen Kurswechseln der Bundesregierung virulent.


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