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Die Franzosen in Berlin ab 1806

Wie es die Franzosen trieben, darüber gibt uns die Oberhofmeisterin wieder die vorzüglichsten Nachrichten:

17. August 1807. Die Berliner Zeitungen kommen immer gerade zum Tee an und geben Stoff genug, sich krank zu ärgern. In Breslau hat man den Geburtstag des Königs gefeiert, in Berlin hat man es nicht gewagt; das ist doch mehr als feige.

24. August. Es kam eine Deputation der Bürgerschaft aus Berlin und ich sah sie bei der Tafel. Es ist entsetzlich, wenn man hört, was jene Gegenden gelitten haben, und nun sollen sie noch die unerschwinglichen Kontributionen zahlen, und wenn sie es nicht können, die Franzosen fort und fort im Lande behalten. Das ist eine wahrhaft teuflische Härte und Grausamkeit.

10. September. Man schreibt mir aus Berlin, dass die Generale Vitry und St. Hilaire sich sehr schlecht benehmen. Der Erstere wohnt in dem Voß`schen Hause und macht darin allen möglichen Unfug. Alle Abend fährt er nach Charlottenburg ins Schloss und benimmt sich, als ob es ihm gehöre.

11. September. Die Königin ist schrecklich unglücklich, dass an allen Orten, wo der Konvention zufolge die Franzosen abmarschieren sollen, sie fort und fort bleiben und die Einwohner vollends an den Bettelstab bringen.

11. Oktober. Schlechte Nachrichten aus Berlin. Die Franzosen verkaufen die ganzen Bestände der königlichen Porzellanfabrik. Der General Soult ist insolenter und unverschämter als je. General Victor hat durchaus im Palais wohnen wollen. Der Kastellan hat alles, was er konnte, ausgeräumt und weggepackt in der Hoffnung, ihn abzuschrecken, wenn die Zimmer leer und öde wären.

11. November. Ich erhielt das Verzeichnis von allem, was die Franzosen teils offiziell aus Berlin nach Paris fortgeschafft, teils einfach geraubt haben, ebenso aus den königlichen Schlössern, wie aus Potsdam, meistens Statuen, Bilder, Porzellan, Vasen, Kostbarkeiten und Kunstwerke aller Art; es ist eine unglaubliche Liste.

(Zit. nach Justus Scheibert: Kaiser Wilhelm I. und seine Zeit, Festausgabe zum 100jähr. Geburts- Jubiläum, Erster Band, 1797 - 1863, Berlin o.J. S. 113f.; Quelle)


Aufgaben:

  1. Erläutere die Missstände, die die preußische Oberhofmeisterin beklagt. Klassifiziere die Klagen nach Wichtigkeit.
  2. Zeige an mehreren (auch sprachlichen) Beispielen, für wen die Oberhofmeisterin Partei ergreift.
  3. Unter dem Eindruck der französischen Politik und Besatzung entwickelt sich in Deutschland und Europa ein gegen die Franzosen gerichteter Nationalismus. Erkläre auf der Basis der Quelle, warum das so ist.
  4. Diskutiere, welche Ziele die preußische Politik nach 1806 verfolgen muss.

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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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