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3. Station: Platon


Leben

Platon war 8 Jahre lang Schüler des Sokrates, den er mit zwanzig Jahren kennengelernt hatte. Nach dessen Prozess und Tod, der ihn mit Verachtung gegen die Demokratie erfüllte, zog er es vor, Athen zu verlassen und ausgedehnte Reisen zu unternehmen. Ziemlich sicher hielt er sich in Ägypten, Sizilien und Unteritalien auf, ob er nach Indien kam, wissen wir nicht. 387 v.Chr. kehrte er nach Athen zurück und scharte Schüler um sich, die er unentgeltlich in seinem Garten unterrichtete. Diese „Platonische Akademie“ bestand mit Unterbrechungen noch Jahrhunderte weiter und wurde erst 529 n. Chr. unter Kaiser Justinian geschlossen. In Florenz wurde im 15. Jahrhundert erneut eine Platonische Akademie gegründet.

Gemeinsamkeiten mit und Abgrenzung von den Sophisten

Seine philosophischen Gedanken stellt er in der Form von Dialogen dar, die auf das Gespräch nach dem Vorbild der Sophisten und des Sokrates zurückgehen. Man kann nicht immer wissen, aus welcher Figur des Dialogs Platon selbst spricht und in welcher Form, ob das Gesagte wörtlich oder als Metapher zu nehmen ist, ob er scherzt oder im Ernst spricht. Griechen, Römer und spätere europäische Philosophen (insbesondere der Renaissance) nehmen diese Dialogform wieder auf.

Von den Sophisten grenzt sich Platon aber ansonsten ab. „Die Sophisten hatten gesagt: [...] es [gibt] keine allgemein verbindlichen Maßstäbe für Denken und Handeln. Für Platon beginnt hier erst die eigentliche Aufgabe der Philosophie, nämlich zu zeigen, dass es doch ein solches Richtmaß gibt, und wie man zu ihm gelangt. [...] Hierin setzt Platon das Werk des Sokrates fort. [...] Aber Platon geht weit über seinen Lehrer hinaus. An die Stelle des sokratischen `Ich weiß, dass ich nichts weiß` setzt er die Lehre, dass in den ewigen Ideen uns ein Maß des Denkens und Handelns gesetzt ist, das wir denkend und ahnend erfassen können“ (Hans Joachim Störig: Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Frankfurt/Main 1984, S. 160).

Die platonische Ideenlehre

Will Durant erklärt die Ideenlehre Platons so: „Hinter den Erscheinungen der Oberfläche und den Einzeldingen, die unseren Sinnen begegnen, gibt es Allgemeinheiten, Gesetzmäßigkeiten und Richtungen der Entwicklung, die zwar durch die Sinne nicht wahrgenommen werden, aber durch Vernunft und Denken erfasst werden können. Diese Begriffe, Gesetze und Ideale sind beständiger und deshalb 'wirklicher' als die sinnlich wahrgenommenen Einzeldinge, in denen wir sie erfassen und aus denen wir sie ableiten. Der Mensch ist beständiger als Hans oder Hinz oder Kunz; dieser Kreis hier entsteht aus einer Bewegung meines Bleistiftes und verschwindet unter der Reibung meines Radiergummis, aber der Begriff 'Kreis' bleibt ewig bestehen. [...] Es gibt [...] eine Welt der Dinge, die durch die Sinne wahrgenommen wird, und eine Welt der durch Denken erschlossenen Gesetze; wir sehen das Gesetz der umgekehrt proportionalen Quadrate nicht, es ist aber dennoch da und überall, bestand schon, bevor es Dinge gab und wird noch bestehen, wenn die Welt der Dinge bereits ein Ende gefunden hat“ (Will Durant: Die großen Denker, Bergisch Gladbach 1980, S. 55f.).

Platon huldigt also einem dualistischen Weltbild. Einerseits postuliert er die ursprünglichen Ideen, andererseits gibt es die materiellen, seiner Auffassung nach nachgeordneten Dinge. Sein philosophischer Gegenspieler Aristoteles wird dieses Verhältnis umgekehrt sehen und damit einem monistischen Weltbild anhängen. Damit sind zwei Grundrichtungen abendländischer Philosophie begründet.

„In seinen Alterswerken hat sich Platon mehr und mehr der Annahme einer Gottheit oder Weltseele zugeneigt“ (Störig, a.a.O., S. 164). Damit wird auch deutlich, wie sehr sich monotheistisches Christentum und Platons Ideenlehre berühren. Das trifft auch auf Platons Menschenbild zu.

Platons Menschenbild, Ethik und Erkenntnistheorie

„Die menschliche Seele ist nach Platon dreigeteilt in Denken, Wille und Begierde. Das Denken hat seinen Sitz im Kopf, das Gefühl in der Brust, die Begierde im Unterleib. Das Denken, die Vernunft, ist aber allein der unsterbliche Bestandteil, der sich beim Eintritt in den Leib mit den übrigen verbindet. Die unsterbliche Seele hat weder Anfang noch Ende und ist in ihrem Wesen der Weltseele gleichartig. Alle unsere Erkenntnis ist ein Wiedererinnern aus früheren Zuständen und Verkörperungen der Seele“ (Störig, a.a.O. 164). Um diese Erinnerung erklären zu können, hängt Platon der Lehre von der Wiedergeburt an, denn weil die Seele schon überall war, kann sie wiedererkennen, was sie schon erfahren hat.

„Im Reich der Ideen nimmt die Idee des höchsten Guten die oberste Stelle ein. Sie ist gewissermaßen die Idee der Ideen. Das höchste Gut ist allem übergeordnet als sein oberster Zweck. [...] Das Ziel des Menschen ist es, sich durch Erhebung in die übersinnliche Welt in den Besitz jenes höchsten Guten zu setzen. Leib und Sinnlichkeit sind die Fesseln, die ihn daran hindern: 'soma, sema' - der Leib (ist) das Grab (der Seele), wie Platons kürzeste Formel dafür lautet“ (Störig, a.a.O., S. 165). Die Liebe - gr.: Eros - treibt den Menschen zur Suche nach dem Guten und Schönen an. Die Abwertung des Leibes ist die Kehrseite der Ideenlehre.

Platons Idealstaat

Platon geht aus von der Demokratie. „Ihr Grundprinzip ist das gleiche Recht aller, Ämter zu bekleiden und die Staatsbeschlüsse zu bestimmen. Auf den ersten Blick ist das ein herrlicher Zustand, er wird aber dadurch katastrophal, dass das Volk nicht genügend mit Bildung ausgestattet ist, um die besten Führer und die weiseste Regierung zu wählen. 'Was das Volk betrifft, so hat es keinen Verstand, und wiederholt nur, was seine Führer ihm zu sagen belieben.' [...] Eine Methode zu finden, die der Abwehr der Untauglichen und der Schurken von den öffentlichen Ämtern und der Auswahl und Vorbereitung der Besten dient; das ist die Aufgabe der politischen oder Staatsphilosophie“ (Störig, a.a.O., S. 45f.).

Platon befürwortet einen von Philosophen als den Besten geführten Staat und entwickelt ein Ausbildungsmodell für Philosophen. Vom Philosophen verlangt er nicht nur Gelehrsamkeit, sondern auch Lebenserfahrung. Philosophen können ganz demokratisch der Herkunft nach aus allen Bevölkerungsschichten stammen. In Fortsetzung des Sokrates ist seine Staatsauffassung im Kern aber aristokratisch.


Aufgaben:

1. Erläutere, in welcher Hinsicht Platon das Wirken des Sokrates fortführt und wie er sich von den Sophisten abgrenzt.

2. Erkläre die Begriffe "dualistisches" und "monistisches" Weltbild.

3. Beurteile, ob man behaupten kann, dass Platon ein Wegbereiter für das Christentum war.

4. Nimm Stellung zur Staatsphilosophie Platons.

(Anmerkung: Der ganze Text lehnt sich an die im Text zitierten Autoren an.)


Vertiefung/Binnendifferenzierung

Platon und Michelangelos Pieta

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