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26.05.2023 Biologie

Informationen und Materialien zum Fach Biologie in allen Schulformen und für alle Schulstufen


Evolution bei Vögeln

Die Verhaltensökologie untersucht das Verhalten als Ursache für den Fortpflanzungserfolg. Die natürliche Selektion bringt neue, besser angepasste Verhaltensweisen hervor.

Zwillingsarten wie Garten- und Waldbaumläufer sind nur durch ihre verschiedenen Reviergesänge isoliert.

Artkonzept

Die biologische Art ist definiert als Organismen einer bestimmten Merkmalskombination, die sich untereinander fortpflanzen und fruchtbare Nachkommen hervorbringen. Das Entstehen und Verschwinden von Arten ist ein evolutiver Vorgang, der auch bei Vögeln heutigentags beobachtet werden kann.

So verpaaren sich bspw. Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) und Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) im Freiland erfolgreich und bringen fruchtbare Hybride hervor. Diese Hybride sind meist intermediär gefärbt und singen häufig auch intermediär.

Paarungssysteme

Die Vorstellung, dass Singvögel monogam leben, muss auf die soziale Monogamie bei der Aufzucht der Jungen beschränkt werden. 90 % aller Vogelarten leben sozial monogam, d.h. sie ziehen nur mit einem Partner Junge auf. Polygynie (ein Männchen begattet mehrere Weibchen) und Polyandrie (ein Weibchen lässt sich von mehreren Männchen begatten) sind aber weit verbreitet. Die sexuelle Monogamie (ein Weibchen und ein Männchen sind nur miteinander sexuell aktiv) ist eher selten.

Bei Zugvögeln sind häufig die früh im Brutgebiet eintreffenden Männchen polygyn. Bei Blaumeisen sind 11% der Nestlinge entweder nicht vom Männchen oder nicht vom Weibchen des entsprechenden Paares. Beide Geschlechter gehen fremd und es gibt innerartlichen Brutparasitismus: Beim Star sind 1/3 aller Nester innerartlich brutparasitiert. Bei Tannenmeisen stammen bis zu 30% aller Eier nicht vom betreuenden Männchen. Der evolutive Vorteil des Fremdgehens der Männchen scheint unmittelbar einsichtig: sie erhöhen einfach die Anzahl ihrer Nachkommen. Dem ist aber nicht so: das Fremdgehen erhöht nicht die Anzahl der Eier. Es ist vielmehr so, dass Weibchen, die zu Beginn der Fortpflanzungsperiode unter Zeitdruck einen wenig attraktiven Partner gefunden haben, durch Fremdgehen später noch Eizellen durch attraktivere Partner befruchten lassen. Aber wonach beurteilt ein Weibchen die Attraktivität eines Männchens? Forscher haben heraus gefunden, dass sie sich v.a. nach Alter, Größe und Verwandtschaftsgrad richten: fremd gehende Weibchen bevorzugen ältere und größere Männchen als die, mit denen sie sozial zusammen leben. Außerdem wählen sie Männchen, die weiter entfernt sind, da diese tendenziell weniger verwandt mit ihnen sind.

Heutzutage kann man solche Fremdvaterschaften leicht mit der molekulargenetischen Fingerprint-Methode nachweisen.

Zwillingsarten

Einige Arten sind sich optisch zum Verwechseln ähnlich, für die genetische Isolation sorgen allein die Rufe und der Gesang. Beispiele: Waldbaumläufer und Gartenbaumläufer, Grauspecht und Grünspecht, Sumpfmeise und Weidenmeise, Wintergoldhähnchen und Sommergoldhähnchen, Zilpzalp und Fitis, Sumpfrohrsänger und Teichrohrsänger, Nachtigall und Sprosser, Trauerschnäpper und Halsbandschnäpper.

Anpassung an die Klimaerwärmung

Nach den immer häufiger werdenden milden Wintern (besonders 2006/2007) gibt es immer wieder Vögel, die besonders früh mit der Brut beginnen und sich so schnell an die Klimaerwärmung angepasst haben. Diese können fast ohne Konkurrenz ihre Jungen großziehen und ihre Gene verbreiten sich so schnell im Genpool. Ein anderes Beispiel sind die Mönchsgrasmücken, die in Südengland überwintern. Sie sind früher im Jahr in Deutschland und setzen sich so immer mehr gegenüber den Individuen durch, die im Mittelmeerraum überwintern. Einige Arten, die normalerweise den Winter in Spanien und Portugal verbringen, sind bspw. im überaus milden Winter 2006/2007 zu Tausenden in Deutschland geblieben, so viele Stare, Feldlerchen und Hausrotschwänze.

Insbesondere die milderen Winter ermöglicht immer mehr „Exoten“, die aus Zoos entweichen oder ausgewildert werden, bei uns zu leben und zu brüten. In Europa sind dies inzwischen über 100 Arten, darunter mehr als 10 Papageien-Arten sowie Flamingos, Strauße und verschiedene Entenvögel.