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Der Neuntöter Lanius Collurio

Der Neuntöter (Lanius collurio, englisch Red-backed Shrike, spanisch alcaudón dorsirrojo) gehört zur Familie der Würger (Laniidae). Er ist ein Singvogel. Der Name rührt von der Behauptung, er fange erst neun Beutetiere, bevor er anfange zu fressen.

Der Neuntöter ist die häufigste Würgerart in Deutschland. Er kreuzt sich mit dem Isabellwürger (Lanius isabellinus), z.T. mit fruchtbarem Nachwuchs, und seltener auch mit dem Rotkopfwürger (Lanius senator) und dem Schwarzstirnwürger (Lanius minor).

Beschreibung

Ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus: Das Männchen weist einen rotbraunen Rücken und ebensolche Schultern auf. Kopf und Nacken sind blaugrau und er trägt eine schwarze Gesichtsmaske. Der Bürzel ist grau und die Unterseite hell. Der Schwanz zeigt eine schwarzweiße Zeichnung. Beim Weibchen dagegen ist die gesamte Oberseite rotbraun und die Gesichtsmaske ist kaum sichtbar. Die Unterseite ist ebenfalls hell.

Der Schnabel zeigt an der Spitze einen deutlichen Haken nach unten.

Bei beiden Geschlechtern variiert die Gefiederfarbe stark: sog. Morphen. Morphen sind Vorläufer der sympatrischen Artbildung. Man kennt Morphen bspw. von der Bachforelle (Salmo trutta morpha fario). Zur gleichen Art gehört die Meerforelle (Salmo trutta morpha trutta). Im deutschen Sprachgebrauch werden Bachforelle und Meerforelle als Unterarten bezeichnet.

Nahrung

Neuntöter jagen große erwachsene Käfer, Hummeln, Bienen und Wespen und große Zweiflügler. An die Jungen werden eher Larven verfüttert. Kleinsäuger, z.B. Mäuse, oder Amphibien und Reptilien werden nur bei schlechtem Wetter gejagt. Im Herbst vor dem Abflug werden auch Beeren gefressen und an die Jungen verfüttert. Gefangene Tiere werden auf einem Ast zum Fressen aufbereitet, bei Insekten werden bspw. Fühler, Flügel und Beine abgetrennt. Neuntöter speien Gewölle aus (25 mm lang).

Der Neuntöter spießt seine erbeutete Nahrung gerne auf Dornen von Büschen auf, was eine gewisse "Vorratshaltung" für Schlechtwettertage darstellt.

Ruf und Gesang

Das Neuntötermännchen singt, um das Neuntöterweibchen anzulocken. Sein Gesang besteht aus leisen, schwatzenden, rauen Lauten. Viele Männchen bauen dabei Nachahmungen von Gesängen anderer Arten ein, wie bspw. den Gesang des Buchfinken. Man kann den Gesang von Mai bis Juli hören. Außerdem wirbt das Männchen um das Weibchen durch Imponierflüge, rituelles Füttern und nickende Bewegungen.

Fortpflanzung

Das Gelege besteht normalerweise aus 5 - 6 Eiern. Gebrütet wird etwa 2 Wochen lang, die Nestlingsdauer beträgt ebenfalls 2 Wochen. Es überleben nur durchschnittlich 40 % der Jungvögel bis zum Ausfliegen.

Lebensraum und Verbreitung

Der bevorzugte Lebensraum von Neuntötern ist offenes Gelände mit einzelnen Hecken oder Gehölzen. Dort sitzt er auf einer Warte in einem Strauch 1 - 3 m hoch über dem Boden. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und durch die Flurbereinigung ging der Bestand an Neuntötern in Deutschland stark zurück.

Der Neuntöter brütet in Europa. Er ist weit verbreitet in Rumänien und Polen, in Deutschland gibt es noch 90 000 bis 190 000 Brutpaare.

Der Neuntöter ist eine Art des 111-Artenkorbs des Aktionsplans Biologische Vielfalt des Landes Baden-Württemberg.

Wanderung

Der Neuntöter gehört zu den Langstreckenziehern. Er zieht im August und September nach Süden bis zum südlichen Teil Afrikas. Dort jagt er in der Dornbusch- und Trockensavanne und verteidigt ebenfalls sein Revier. Im Frühjahr treffen die ersten Tiere Anfang Mai in Deutschland ein.