Kunsthaus Bregenz

Unterstützungs- und Ergänzungsmaterial zum Schwerpunktthema Material-Form-Raum

Kunsthaus Bregenz, 1990-1997

„Das Kunsthaus steht im Licht des Bodensees“ Peter Zumthor 

Von Außen wirkt das Haus wie ein Leuchtkörper. Das Gebäude nimmt das wechselnde Licht des Himmels und das Dunstlicht des Sees in sich auf und reflektiert das jeweilige Licht und die Farben. Die geäzten Glasplatten der Außenverkleidung lassen, je nach Blickwinkel, Tageszeit und Witterung, etwas vom Innenleben erahnen. Der Baukörper ist aus Glasplatten, Stahl und einer Steinmasse aus gegossenem Beton erbaut. Die Statik und die innere Konstruktion ist von drei Wandscheiben und wannenförmigen Geschossen bestimmt. Die übereinander gestapelten Räume in der Form von Betonwannen sorgen für teilweise Beschattung. So entstehen unterschiedliche Tageslichtzonen im Gebäude. Die Besucher spüren im Inneren den Stand der Sonne, der Himmelsrichtung und der Tageszeit. Der Tageslichtbezug ist metaphorisch als eine Art Aufnahme der Natur, der vielfältigen Wandlungen und der atmosphärische Wirkung zu verstehen. Das Kunsthaus Bregenz wird somit zu einem Tageslichtmuseum.

Kunstlicht kann gegebenenfalls zugeschaltet werden.

Außen

Außen - Glasplatten

Außen - Stahlkonstruktion hinter den Glasplatten

Außen

Die Glashaut wird mit Klammern zusammengehalten. Die Platten sind weder gelocht noch beschnitten. Eine hohe Materialpräsenz entsteht durch die vorgelagerte, lichtdurchspülte Lichtdiffusionshaut. Diese Verkleidung ist an einer Stahlkonstruktion aufgehangen. 

Die Ausstellungsräume werden durch Zwischendecken beleuchtet. Dabei wird das Tageslicht durch die Lichtdecken in die Ausstellungsräume geleitet. Die Milchglasscheiben der Zwischendecke zerstreuen das einfallende Licht und es entsteht eine sehr gleichmäßige und weiche Beleuchtung. Eine geschlossene Umhüllung aus Isolierglas liegt zwischen der äußeren und der inneren Membran aus Glas. Es entsteht der Eindruck von frei in den Ausstellungsraum fallendes Lichtes. 

In der Dunkelheit kehrt sich der Prozess um. Das Kunstlicht strahlt dann durch die Lichtbänder der Glashaut nach außen und zeigt auf diese Weise das Innenleben des Kunsthauses. Künstler nutzen diese Bauweise auch für spezielle Lichtinstallationen.

Die Innere Ordnung des Gebäudes:

Die Ausstellungsräume sind auf drei Obergeschosse übereinander gestapelt. Die einzelnen Stockwerke sind jeweils als Einzelräume konzipiert. Das Material ist Sichtbeton, der weder verkleidet noch bemalt ist. Das Betongrau dominiert die Raumwirkung und erzeugt eine starke Präsenz. Die Betonmasse der Decken und der Wände sind mit wasserführenden Rohrsystemen zur Klimatisierung ausgestattet. Das Lichtsystem ist komplex und erzeugt eine atmosphärische Wirkung.

Innen OG 1

Innen OG 2

Innen OG 3

Konstruktion und Perfektion:

Durch die Anordnung der Ausstellungsräume entsteht ein turmartiges Museum. Die Stockwerke lassen sich schemenhaft von außen erahnen, sie bleiben aber im Unkonkreten. Die stockweise Anordnung folgt keiner Hierarchie. Die Kaskaden der Treppenfluchten verbinden die Geschosse.

Treppenaufgang

Treppe Detail

Treppe Detail

Treppe Detail

 

Die Einzelheiten der Geschosse werden durch die Glasfassade zu einem sinnvollen Ganzen verbunden. Eine harmonische Verbindung von Glas, Stahl und Beton ist erlebbar. Die Licht- und Beleuchtungskonzeption schafft eine wechselseitige Verbindung von Innen und Außen.

Das Bodenseelicht soll am Tag eingefangen werden. Bei Nacht strahlt es nach außen.

Ort:

Die Form ist nicht das Vordergründige in Peter Zumthors Entwurfsprozessen, vielmehr ist das Nachdenken über den Ort für ihn von großer Bedeutung. Daraus resultierte die Idee der übereinander gestapelte Ausstellungsräume, weil es weniger Bauplatz braucht. Durch die Möglichkeit, das Verwaltungsgebäude separat zu gestalten, entstand ein Platz (Karl Tizian Platz), ein öffentlicher Raum.

Verwaltungsgebäude und Café

 

Peter Zumthor geht es nicht allein um die Funktionalität eines Gebäudes, form follows funktion, sondern um die Menschen, die in einem solchen Gebäude wohnen, leben, arbeiten… Er ist der Überzeugung, dass ein Gebäude für einen bestimmten Zweck, an einem bestimmten Ort und für Menschen, die das Gebäude nutzen, gebaut werden sollte.