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Bücher des Monats Mai 2007

In diesem Monat empfehlen wir folgende Bücher:

Mirijam Günter: Die Ameisensiedlung (ab 14 Jahre)

Guus Kuijer: Ein himmlischer Platz (ab 10 Jahre)

Mirijam Günter: Die Ameisensiedlung

dtv pocket, November 2006
ISBN 3-423-78212-9
272 Seiten

Altersempfehlung: ab 14 Jahre
Zuordnung zu den Bildungsstandards: BS8

Die 15-jährige Conny lebt mit ihrer alleinerziehenden, alkoholkranken Mutter in der Ameisensiedlung, einem sozialen Brennpunkt am Rande der Stadt. Conny und ihre Clique schwänzen gemeinsam die Schule und verbringen ihre Zeit damit, vor dem Einkaufszentrum in der Ameisensiedlung herum zu hängen. Nicht nur ihre dunkle Hautfarbe und ihre krausen, schwarzen Haare machen Conny zur Außenseiterin, sie kann auch nichts mit Mädchen anfangen und ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf ihre Clique, die aus Jungs besteht.

Während die Situation daheim immer mehr außer Kontrolle gerät: Connys Mutter bringt ständig wechselnde gewalttätige Liebhaber mit nach Hause, mit denen das letzte Geld für Alkohol ausgegeben wird, findet Conny völlig unerwartet in dem Lehrer Chris eine Vertrauensperson. Die Clique empfindet Chris jedoch als Bedrohung und stellt Conny damit vor eine für sie unmögliche Entscheidung.Chris versucht Conny zu helfen, als die häusliche Situation eskaliert. Er nimmt Conny sogar bei sich auf und macht ihr Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Connys Clique droht in dieser Phase zu zerbrechen und Conny, die sich in der gutbürgerlichen Welt fremd fühlt, glaubt Verrat an ihren Freunden begangen zu haben. Sie sehnt sich nach der Ameisensiedlung und ihrer Clique zurück.

Mirijam Günter hat mit der Ameisensiedlung einen bewegenden Roman geschrieben, der viele Gesprächsanlässe bietet und dazu geeignet ist, zum Nachdenken anzuregen. Das Buch kann als schonungsloser aufrüttelnder Sozialreport bezeichnet werden, der aus Connys Sicht und auch in ihrer Sprache geschrieben ist. Obwohl der junge Leser/die junge Leserin sich wahrscheinlich in einer gänzlich anderen Lebenssituation befindet, bewirken die schonungslos glaubhaft geschilderten Begebenheiten, dass sich der Jugendliche gut in Connys Situation hineinversetzen kann.

Ameisensiedlung ist weder ein typisches Mädchen- noch ein typisches Jungenbuch. Obwohl die Protagonistin Conny ein Mädchen ist, wird sie als wenig mädchenhaft und als Außenseiterin bei Mädchengruppierungen dargestellt. Jungen werden im Buch ganz unterschiedlichen Typen begegnen: dem gewaltbereiten Andi, dem nachdenklichen Michi, der den Ausstieg tatsächlich schafft und am Ende wieder zur Schule geht und den ewig jammernden Benni.


(Marina Kirchmayer, Arbeitskreis Leseerziehung)


Guus Kuijer: Ein himmlischer Platz

Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg, 2007
ISBN 978-3-7891-4029-7
112 Seiten, gebunden

Altersempfehlung: ab 10 Jahre
Zuordnung zu den Bildungsstandards: BS4

Florian ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Junge, bis sich eines Tages ein Spatz auf seinem Kopf niederlässt. Dieser kleine Spatz bringt Florians Leben völlig durcheinander. Nicht nur, dass Katja ihn plötzlich wahrnimmt und ihm überdeutlich zu verstehen gibt, dass sie in ihn verliebt ist, er lernt auch die alte Frau Raaphorst kennen. Durch das überaus merkwürdige Verhalten dieser alten Dame aufgerüttelt, beginnt Florian nach Antworten zu suchen: Weshalb heißt der Schlüssel Schlüssel und die Gabel Gabel? Florian und Katja beschließen der alten Dame zu helfen und lernen so das Vergessen ein wenig zu verstehen. Wenn auch Florian Katja am Schluss erklärt, dass er noch nicht bereit ist mit ihr zu gehen, so weiß er doch, dass er Katja liebt und ist damit zufrieden.

Guus Kuijer hat mit diesem Titel eine wunderschöne Geschichte vom Verstehen, Vergessen und Verlieben geschrieben. Sehr feinfühlig konfrontiert er den jungen Leser mit dem Thema Alzheimer. Guus Kuijer wirbt nicht um Mitleid – aber er erreicht Verständnis. Aber nicht nur der Umgang mit Alzheimer ist Thema des Buches – Guus Kuijer ist es gelungen, seine Protagonisten im Alltag mit dem Thema Alzheimer zu konfrontieren, d.h. die erste Liebe und der Umgang mit den eigenen Gefühlen spielen ebenso eine wichtige Rolle, wie die Auseinandersetzung mit den Eltern. Obwohl es sich bei Florian um einen männlichen Protagonisten handelt, wird das Buch Mädchen und Jungen ansprechen, zumal mit Katja eine weibliche Protagonistin hinzukommt. Das Thema des Buches kann nicht als Mädchen- oder Jungenthema bezeichnet werden. Der Umgang mit Alzheimer-Patienten ist in einer Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden ein Thema für jeden und es ist für den Leser spannend zu erfahren, wie Florian und Katja mit der Situation umgehen. (Kim)



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