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Buch des Monats März 2013

In diesem Monat empfehlen wir folgendes Buch:

Dirk Reinhardt: Edelweißpiraten (ab 14 Jahre)


Dirk Reinhardt: Edelweißpiraten

Aufbau Verlag GmbH/Ueberreuter Verlag GmbH, 2012
ISBN 978-3-351-04163-2
288 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahre

Im August 2012 jährte sich die Flugblattaktion der Edelweißpiraten im Kölner Hauptbahnhof zum 70. Mal. Inwieweit Jugendliche heute über die Zeit des Nationalsozialismus Bescheid wissen erfährt man, wenn man sich in Schulklassen umhört. Dabei fallen meist Schlagworte und einzelne Namen, die genauen Zusammenhänge sind allerdings wenig präsent.

Zwar gibt es bereits ungezählte Jugendbücher zu diversen Themen und Schicksalen in diesem Zusammenhang, die Geschichte der Widerstandgruppe Edelweißpiraten wurde jedoch noch nie so nachvollziehbar und jugendnah erzählt. Dirk Reinhardt gelingt es in seinem Buch, die Geschichte der Widerstandsgruppe bestehend aus Jugendlichen im Alter um die 16 Jahre so faktenreich und atmosphärisch dicht zu erzählen, dass beides gelingt: die Vermittlung von Fakten und Informationen sowie die Identifikation mit den Hauptfiguren, die keine privilegierten Helden, sondern ganz gewöhnliche Jugendliche aus der Arbeiterschicht mit Macken, Ecken und Kanten und viel jugendlichem Blödsinn im Kopf waren.

Dirk Reinhardt wählt für seinen Roman eine eher ungewöhnliche Erzählform. Einer aktuellen Rahmenhandlung werden fiktive Tagebucheinträge aus den 40er Jahren gegenübergestellt. Zufällig lernt die 16jährige Hauptfigur Daniel den alten Josef Gerlach kennen. Die beiden ungleichen Charaktere freunden sich an, interessieren sich für das Leben des jeweils anderen. Die Leserin oder der Leser merkt, dass es eine Information geben muss, die trotz der Vertraulichkeit unausgesprochen und unentdeckt bleibt. Die ändert sich, als Daniel von Josef dessen altes Tagebuch bekommt, das dieser als Jugendlicher geführt hat. Das sozusagen historische Dokument eröffnet Daniel nicht nur einen Blick in die Vergangenheit von Josef, sondern auch in die Vergangenheit des Landes, in dem er heute frei und unbeschwert leben kann. Beim Lesen des Tagebuchs erfährt Daniel, dass Josef als 14-Jähriger die Hitlerjugend verlässt und sich einer Clique anschließt, die sich „Edelweißpiraten“ nennt.
Zunächst beginnt alles ganz unpolitisch: Die Jugendlichen sehnen sich nach persönlicher Freiheit und wollen sich nicht einem Regime unterwerfen, das in ihren Augen ganz offensichtlich Unrecht begeht. Das Unbehagen der Gruppenmitglieder wächst deutlich merkbar und bald schon beteiligen sie sich mit Flugblättern und anderen Aktionen aktiv am Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Ihr Idealismus und jugendlicher Leichtsinn bringt sie zunehmend in Gefahr. Plötzlich sind sie mit brutalem Terror von SS und Gestapo konfrontiert. Mit viel Mut, einer Menge Rückgrat und Zivilcourage leisten sie ihren Beitrag zum Widerstand gegen den Unrechtsstaat. Je mehr Daniel über Josefs Jugend liest, desto tiefer versinkt er in die Vergangenheit und empfindet eine Verbindung zwischen sich und dem jugendlichen Josef.

Das Buch ist sicher eine Bereicherung für den Geschichts- und Deutschunterricht sowie für die Bücherkisten oder Schülerbüchereien. Es vermag den Auftrag zu unterstützen, die nachkommenden Generationen nicht vergessen zu lassen.

(ae, Arbeitskreis Lesen)


 

 

 


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