Hier finden Sie Informationen zu den Bildungsplänen im Fach Geschichte, außerdem Unterrichtsmaterialien, Linksammlungen, Werkzeuge zur Eigenrecherche und Hinweise auf außerunterrichtliche Lernorte.

"Demokratische Diktatur"

Um das Riesenreich zu regieren, setzte die KP Chinas das Modell einer "Volksfront" fort, bestehend aus einem Bündnis von 4 Klassen: der "Arbeiterklasse", der "Bauernschaft", des städtischen "Kleinbürgertums" und der "nationalen Bourgeoisie". Diese vier Klassen sind in der Flagge der VR China durch vier kleine Sterne symbolisiert, die sich um den großen Parteistern scharen.

Die KP Chinas benutzte die Formel von der "demokratischen Diktatur". Die Demokratie solle gegenüber dem Volk gelten, die Diktatur gegenüber den Reaktionären. Systematisch außerhalb des Klassenbündnisses standen die `bürokratischen Kapitalisten` (Angehörige des höheren Beamtenstandes, die im alten China durch Großhandel und Wirtschaftsunternehmen Macht und Reichtum erwarben), die Landbesitzer, soweit sie nicht liquidiert waren, die `Kompradoren`, einstige Mittelsmänner und Nutznießer der ausländischen Unternehmen in den Vertragshäfen, und die Anhänger der Kuomintang. Sie alle waren Klassenfeinde und Konterrevolutionäre und gehörten als unversöhnliche Widersacher nicht zu den Volksmassen" (Michel et al., a.a.O., S. 332f.).


Parteien

Neben der KP Chinas gab es insgesamt acht kleinere, von der KP geduldete Parteien, die mit der Kuomintang nicht übereinstimmten, aber auch nicht kommunistisch waren. Sie bildeten den organisatorischen Rahmen für die "nationale Bourgeoisie", für Auslandschinesen, kooperationsbereite ehemalige Mitglieder der KMT (vor allem Offiziere), Taiwanesen und Intellektuelle. Diese Gruppen wollte die KP Chinas nicht sich selbst überlassen. Für die Organisierung der Arbeiter und Bauern war die KP Chinas zuständig, was aber nicht heißt, dass nicht auch z.B. Intellektuelle in der KP Mitglied waren.

1957, als Kritik für einen kurzen Zeitraum erlaubt war, äußerten sich die Sprecher dieser acht Parteien dahingehend, "dass sie zwar zur Schau gestellt würden, in Wirklichkeit aber nichts zu sagen hätten, auch nicht in ihren eigenen Ministerien. Insbesondere richteten sie ihre Kritik dagegen, dass zwischen Staat und KPCh praktisch keinerlei Trennung bestehe und dass der strikte Zentralismus innerhalb der KPCh alle schönen Worte über Demokratie illusorisch mache." (Mehnert, a.a.O., S. 174) Damit kritisierten sie die von allen kommunistischen Parteien beanspruchte "führende Rolle der Partei".

Trotz der Leninschen Formel von der "revolutionären demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft", die auch die KP Chinas teilte, war aber unübersehbar, dass diese Partei 1949 nach zwei Jahrzehnten im Hinterland und abgeschnitten von den wirtschaftlich entwickelteren Küstenregionen, wo sich schon Industrie gebildet hatte, mangels Arbeitern überwiegend aus Bauern bestand. Abgesehen von der kurzen Zeit vor 1927 hatte die KP Chinas in der Arbeiterschaft kaum über Einfluss verfügt.


Opfer des Kommunismus in China

Die folgenden Zahlen sollen lediglich Dimensionen sichtbar machen. "Seriöse Schätzungen [...] gehen von sechs bis zehn Millionen unmittelbarer Opfer aus, darunter Hunderttausende von Tibetern. Weitere Dutzende von Millionen "Konterrevolutionären" verbrachten Jahre und Jahrzehnte in Straflagern, etwa zwanzig Millionen dürften in den Lagern gestorben sein. [...Geschätzt werden außerdem] 20 bis 43 Millionen Opfer des "Großen Sprungs nach vorn" in den Jahren 1959 bis 1961. Sie fielen einer Hungersnot zum Opfer, die einzig durch die abstrusen Pläne eines Mannes, Mao Zedongs, verursacht wurde und insbesondere durch seine kriminelle Weigerung, seinen Irrtum einzusehen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. [... Morden in Tibet:] Zwischen einem Zehntel und einem Fünftel der Menschen auf dem "Dach der Welt" starben als unmittelbare Folge chinesischer Besatzung" (nach: Das Schwarzbuch des Kommunismus, St. Courtois et al. (Hg.), München 2004, S. 511). Nach derselben Quelle kosteten die Exzesse während der Kulturrevolution zwischen 400.00 und 1 Million Tote, letztgenannte Zahl sei wahrscheinlicher. (ebd., S. 570)


Quellen:

Michel, Kampmann, Wiegand: Politik und Gesellschaft, Band 2, Frankfurt am Main, Auflage von 1980
Klaus Mehnert: Peking und Moskau, 2. Auflage München 1966


Aufgaben:

1. Erörtere, inwiefern die "demokratische Diktatur" ein Paradoxon darstellt.

2. Zeige, inwiefern die von Lenin erfundene und auch von der KP Chinas benutzte Formel vom "Bündnis der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft" ein Eingehen auf die sozialen Verhältnisse in Russland und China am Beginn der Revolution darstellt.


Zur Hauptseite


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.