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Europäische Identität

Wenn über das Wesen Europas diskutiert wird, stehen sich zwei grundsätzliche Ansichten gegenüber, die hier mit den Etiketten essentialistisch und konstruktivistisch bezeichnet werden sollen.

Der essentialistische Identitätsbegriff erklärt die Genese der europäischen Identität aus Antike und Christentum, postuliert damit innerhalb der vielfältigen Weiterentwicklungen seither eine anfängliche Einheit, die auf diesen beiden Säulen beruht und auf deren Basis sich auch ein gemeinsamer kultureller Nenner Europas finden lässt. "Geschichte dient in diesen essentialistischen Identitätsbegriffen daher immer der Legitimation der Gegenwart und ist ein wesentlicher Motor der Europäischen Integration."
(Thiemeyer, vgl. unten, S. 217)

Europaflagge

Dieser Vorstellung liegt etwa einer Reihe von europäischen Symbolen zugrunde: u.a. das der Europaflagge , die 12 kreisförmig angeordnete goldene Sterne darstellt. Bis heute gibt es jedoch kein eindeutiges europäisches Symbol - jede Organisation der EU hat ein anderes. Der Tindemans-Plan sah ursprünglich vor, europäische Symbole im Alltag der Bürger zu verankern. Mit dem europäischen Führerschein, dem europäischen Reisepass, einer Hymne, der Flagge und einem gemeinsamen Feiertag sollte dies ursprünglich befördert werden. Bis auf den Feiertag existiert heute alles, das gemeinsame europäische Bewusstsein scheint aber zu schwinden und wird auch nicht durch die gemeinsamen Geldscheine verstärkt.

Demgegenüber postuliert der konstruktivistische Identitätsbegriff, dass die Idee „Europa“ auf der Selbstzuschreibung von Gruppen basiert, Europa ein diskursiv erzeugtes Konstrukt ist. Das bedeutet, dass eine Gruppe sich in einem kommunikativen Prozess für Europa (oder dagegen!) entscheiden kann. Europa wäre dann dort, wo Menschen von Europa reden und über Europa schreiben. Der Begriff wäre dynamisch, dehnbar wie schrumpfbar, einer permanenten Veränderung ausgesetzt. Demgegenüber treten die gemeinsamen historischen Wurzeln in den Hintergrund – die Anhänger des konstruktivistischen Identitätsbegriffs verweisen auch darauf, dass der Begriff „Europa“ im 16. Jahrhundert aufkommt, als die Einheit der christlichen Kirche zerbricht und zugleich Europa mit anderen Kontinenten und Kulturen konfrontiert wird.

Satellitenbild von Europa: Was gehört dazu, was nicht?

Egal welcher Vorstellung man eher zuneigt, "Europa ist eine politische, wirtschaftliche und auch kulturelle Größe im Bewusstsein der meisten Europäer - ob diese nun positiv oder negativ besetzt ist, spielt hierbei keine Rolle."
(Thiemeyer, vgl. unten, S. 218)


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