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Europäische Integration seit 1970

Entscheidend für die weitere Entwicklung ab den 70er-Jahren war der Beitritt Großbritanniens in die EG. Neben einer inhaltlichen Vertiefung zeigt sich im Zusammenhang mit dem Epochenjahr 1989 auch, dass die Europäische Gemeinschaft als Stabilitätsanker für die friedliche Transformation dient. Zu der Herkunftserzählung aus Antike und Christentum tritt ab den 1990ern das gemeinsame Gedenken an den Holocaust als einigendes Moment hinzu.

Edward Heath und Alexander Douglas-Home beim Unterzeichnen der Beitrittsurkunden für Großbritannien 1974 

Im Dezember 1969 wurden auf dem Gipfel in Den Haag die entscheidenden Weichen gestellt: Neben dem Beitritt Großbritanniens, Irlands und Dänemarks bis 1973 sind das vor allem die gemeinsame Finanzierung der Agrarpolitik sowie eine gemeinsame Währungspolitik. Um politische Prozesse innerhalb der EG zu institutionalisieren, entsteht 1974 der Europäische Rat. 5 Jahre später wird nicht nur das Europäische Währungssystem (EWS) mit festen Wechselkursmechanismen installiert, sondern auch erstmals das Europäische Parlament direkt gewählt. Seither hat die Integration der Mitgliedsstaaten über eine Reihe von Verträgen ( Maastricht, Amsterdam, Nizza, Lissabon) eine neue Dynamik entwickelt. Für das europäische Bewusstsein sowie für die wirtschaftliche Entwicklung war die zweistufige Einführung der gemeinsamen Währung, des Euro (1999 als Buchgeld, 2002 als Bargeld), ein entscheidender Schritt. In den 80er-Jahren erweiterte sich die EG nach Süden (1981 Beitritt Griechenlands, 1986 Portugals und Spaniens) und in den 90er-Jahren nach Norden (1995 Beitritt Schwedens, Finnlands und Österreichs), während diese Beitrittswelle nach der Jahrtausendwende vor allem nach Osten weiterging: 2004 Beitritt von Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Malta und Zypern.

Neben den politischen Integrationsschritten im Rahmen der EG, später EU, entstanden ab 1960 aber vielfältige Kontakte zwischen Ost- und Westeuropa auf kultureller Ebene, die in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) schließlich einen institutionellen Rahmen erhielten. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Homogenisierung schritt weiter voran: Wichtiges Ziel der europäischen Integrationspolitik war auch die strukturelle Angleichung randständiger Gebiete über Ausgleichsfonds. Homogenisierend wirkten sich auch die verbesserten Fremdsprachenkenntnisse der Bevölkerung aus, die zu einem interkulturellen Miteinander auf vielerlei Ebenen führten (vom Reisen über kommunale Kooperationen bis hin zu Austauschprogrammen zwischen Schulen und Universitäten).

Angesichts dieser Entwicklungen legte die EG schon 1973 auf dem Gipfel in Kopenhagen ein Dokument dazu vor, was sie unter europäischer Identität versteht. In 22 Punkten wird hier erläutert, was der innere Kitt der Gemeinschaft ist. Die EU entwickelte im Laufe der Zeit eine Reihe von Symbolen, die nach außen die Zusammengehörigkeit markieren ( - neben Flagge und Hymne sind das auch der Europatag sowie das gemeinsame Motto der EU. Seit 1993 fungiert als weitere identitätsstiftende Säule die Europäische Unionsbürgerschaft, ( daneben der Euro, die europäische Grundrechtecharta sowie die noch immer nicht gänzlich ausgebildete gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP). In Brüssel ist ein „Haus der europäischen Geschichte“ geplant, das die Vorstellung von Europa als geographischer und kultureller Einheit untermauern soll. Positive Anknüpfungspunkte können dort neben Antike und Christentum die europäische Aufklärung, der von Europa initiierte technische Fortschritt, die freie Wissenschaft, die Rolle des Rechts sowie von Wettbewerb oder Kritik sein. Europa als Hort des Sozialstaates sowie als Ursprung der Menschenrechte sollen dort voraussichtlich die Vielfalt Europas genauso abbilden wie die negative Erinnerungsgemeinschaft über Holocaust und zahllose Kriege, die in Europa geführt worden sind.

Hier entsteht das Haus der Europäischen Geschichte.

 

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