Hier finden Sie Informationen zu den Bildungsplänen im Fach Geschichte, außerdem Unterrichtsmaterialien, Linksammlungen, Werkzeuge zur Eigenrecherche und Hinweise auf außerunterrichtliche Lernorte.

Der Alltag im Ghetto: Isak Wasserstein berichtet aus Warschau

Isak Wasserstein wuchs in Warschau auf. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen lebte er zunächst als Jude in Warschau weiter, doch schon bald fand sich die Wohnung seiner Eltern im Warschauer Ghetto wieder: Mitten durch die Straße wurde eine Mauer gezogen. Auf der anderen Straßenseite war das „arische“ Viertel. Wasserstein wohnte mit seiner Familie und Hunderttausenden anderer polnischer Juden auf der jüdischen Seite im Ghetto.

Von dieser Zeit, die er über mehrere Jahre als junger Erwachsener miterlebt hat, erzählt er in seinen autobiographischen Notizen, die einen Blick aus erster Hand ins Ghettoleben ermöglichen.

Wasserstein wurde schließlich bei der Räumung des Ghettos in ein KZ nach Osten in die Nähe von Minsk (heute: Weißrussland) deportiert. Von dort begann für ihn eine Odyssee durch 13 Konzentrationslager, u.a nach Majdanek, Auschwitz und … Schließlich wurde er 1944 ins Reich deportiert und landete in mehreren KZs in Baden-Württemberg (Vaihingen, Bisingen und Spaichingen), bevor er auf einem der sog. Todesmärsche in Bayern befreit wurde,

Nach dem Krieg lebe Isak Wasserstein mit seiner Frau Rosel bis 2012 in Garmisch-Partenkirchen und erzählte – außer in seiner Autobiographie – bei vielen Besuchen an Schulen von seinen Erlebnissen im Ghetto und in den verschiedenen Konzentrationslagern.

Kind in Lumpen im Warschauer Ghetto

Im Bildungsplan 2016 geht es verstärkt auch darum, die NS-Herrschaftspraxis im besetzten Europa und die Reaktionen darauf zu beschreiben, zu erläutern und zu analysieren. Dies kann mithilfe der Darstellung Isak Wassersteins für das Warschauer Ghetto erfolgen.

Selbstverständlich sollte den Schülerinnen und Schülern vorher bewusst sein, dass jede Zeitzeugenäußerung subjektiv, von der Rückschau geprägt ist und nur einen Ausschnitt des historischen Ganzen darstellt. Allerdings sind diese Quellen aus Sicht der Opfer eine unbedingt notwendige Ergänzung zu Materialien aus Sicht der politisch Handelnden und Täter.

Der gesamte Text von Isak Wassersteins Autobiographie „Ich stand an der Rampe von Auschwitz“ kann über das Museum KZ Bisingen bezogen werden.

Isak Wasserstein im Jahre 2005 beim Besuch der Gedenkstätte KZ Bisingen

In diesem Modul gewinnen die Schülerinnen und Schüler zunächst erste Eindrücke, indem sie mit Bildern aus dem Warschauer Ghetto konfrontiert werden. Die meisten der Bilder stammen von deutschen Beobachtern. In einem zweiten Schritt setzen die Schülerinnen und Schüler die Anordnung zur Errichtung des Ghettos in Beziehung zu den Darstellungen Isak Wassersteins über den Alltag dort. Viele der zuvor gesehenen Fotos werden nun verständlicher, weil Wasserstein sehr viele Details zu ihrer Erklärung liefert.

Ergänzt werden kann dies um die Darstellung zum Aufstand im Warschauer Ghetto, den Wasserstein nicht mehr miterlebte, weil er schon in das KZ Bobroisk deportiert wurde. Andeutungen finden sich aber in seinem Text. Diese Darstellung kann auch als Lehrervortrag ergänzt werden. Abschließend sollen die Schülerinnen und Schüler zu Aussagen über die NS-Herrschaftspraxis am Beispiel vom Warschauer Ghetto kommen.


Unterrichtsdesign

1. Einstieg: Bilder vom Warschauer Ghetto als pdf (2,6 MB)

Die Bilder einzeln: 

Anordnung zur Errichtung des Warschauer Ghettos

Karte des Warschauer Ghettos

Mauer im Warschauer Ghetto

Brücke im Warschauer Ghetto zwischen sog. großem und kleinem Ghetto

Mauer und Zaun im Warschauer Ghetto

Straßenszene  

Juden werden auf einem Lkw zur Arbeit transportiert

Alter Mann, im Ghetto auf der Straße liegend

Kind in Lumpen

Kinder vor Schaufenster 

Leichensammelstelle

Transport der Leichen aus dem Warschauer Ghetto 

Ghettopolizei in Warschau 

Schmuggel von Nahrungsmitteln

 

2. Erarbeitung I: Anordnung der deutschen Behörden

AA: Arbeite heraus, was die deutschen Behörden angeordnet haben und vergleiche das mit dem Eindruck der Bilder.

 

3. Erarbeitung II: Das Warschauer Ghetto aus der Sicht eines jungen Erwachsenen (als pdf zum Ausdrucken als Arbeitsblatt)

AA: Beschreibe, wie der Alltag der Menschen durch die Ghettoisierung verändert wurde.

Mauer und Stacheldrahtzaun im Warschauer Ghetto

4. Integration: Die Bilder nach der Lektüre des Berichts von Isak Wasserstein

Betrachte erneut die Bilder - was wird nach der Lektüre des Berichts von Isak Wasserstein leichter erklärbar?

 

5. Vertiefung/Differenzierung: Der Aufstand im Warschauer Ghetto

Isak Wasserstein erwähnt am Ende seines Berichts Gerüchte über einen Aufstand im Warschauer Ghetto. Informiere dich über seinen Verlauf und die Folgen für die Warschauer Juden.

 

6. Reflexion/Generalisierung: NS-Herrschaftspraxis in Europa - Das Beispiel Warschauer Ghetto

Mögliche Diskussionspunkte:

Wie stark haben die deutschen Besatzer die NS-Ideologie zur Grundlage ihres Tuns erhoben?

Wie sehr haben die Bewohner des Ghettos gelitten?

Welche Handlungsspielräume blieben in der Situation des Ghettos?

...


Der Landesbildungsserver bedankt sich beim Verein Gedenkstätten KZ Bisingen für die Kooperation bei diesem Modul. 


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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