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Kuomintang und Kommunisten (von 1919 - 1937)

Zusammenarbeit zwischen Kommunisten und bürgerlich-nationalistischen Kräften in der Kuomintang

Im Jahr 1919 wurden in Versailles und anderen Pariser Vororten Friedensverhandlungen geführt. Das deutsche Pachtgebiet sollte Japan überlassen werden, das damit in den Krieg gegen Deutschland gezogen worden war. Dies erbitterte die national gesonnenen Chinesen. Am 4. Mai 1919 kam es zu einer fremdenfeindlichen Demonstration revolutionärer Studenten, die einen Abzug der chinesischen Delegation aus Paris erzwangen. Damit trat die sogenannte "Bewegung vom 4. Mai" ins Leben, die sich aus Enttäuschung über den Westen zunehmend am Marxismus und dem antiimperialistischen Vorbild der Sowjetunion zu orientieren begann. 1921 wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet, die zunächst aber mit der liberalen, bürgerlich- nationalistischen, nach Sun Yat-sens Tod 1925 von Tschiang Kai-schek geführten Kuomintang unter deren Dach als deren marxistischer Flügel kooperierte.

Dies entsprach zum einen dem außenpolitischen Kurs Sun Yat-sens, der aus Enttäuschung über die Westmächte und deren Fortführung der Politik der ungleichen Verträge ein Bündnis mit der Sowjetunion einging, die unter Lenin auf alle Rechte und Konzessionen in China verzichtet hatte und Hilfe bei der Industrialisierung leisten wollte. Diesem außenpolitischen entsprach jetzt ein innenpolitisches Bündnis.

Zum anderen hatten Stalin und die Komintern die KP Chinas zu einem Bündnis mit der Kuomintang gedrängt, in der sie eine antiimperialistische, fortschrittliche Kraft sahen.

Drittens entsprach das Bündnis aus kommunistischer Sicht auch Lenins "Thesen zur nationalen und kolonialen Frage", die in den kolonialen und halbkolonialen Ländern eine gegen (halb-)koloniale Abhängigkeit gerichtete "nationale Bourgeoisie" (national gesinntes Bürgertum) erkannten, mit dem es in der ersten Etappe der Revolution gegen den Imperialismus zusammenzuarbeiten gelte. Erst in der zweiten Etappe müsse das Proletariat gegen das Bürgertum die Macht ergreifen und den Sozialismus aufbauen, was dann zu einem Bruch mit dem Bürgertum führen müsse.

"Zunächst war die Kuomintang überwältigend stark. Hinter ihr standen die Hafenstädte mit ihrer ganzen Dynamik samt dem rasch aufstrebenden Bürgertum, vor allem den Führern der sich neu entwickelnden Wirtschaft, zu ihr hielt zunächst auch die junge Intelligenz, obgleich dieser die immer deutlicher werdende Konfuzianisierung der Kuomintang missfiel" (nach Mehnert, a.a.O., S. 121).


Wachsende Gegensätze und Bruch von 1927

Mit der Zeit wurden aber die Gegensätze zwischen Kuomintang und Kommunisten naturgemäß immer schroffer, da politische Zusammenarbeit und Klassenkampf zugleich sich ausschlossen. Als in den bedeutenden Städten Südchinas im Jahr 1927 von den Gewerkschaften und der KP Chinas organisierte Arbeiterstreiks ausbrachen, - die Arbeiterschaft arbeitete unter frühkapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen - schloss Tschiang Kai-schek die Kommunisten aus der Kuomintang aus und ließ ihre Anhänger in Shanghai ermorden. Man spricht vom Shanghai-Massaker. Lenins Theorie war nicht aufgegangen. Nicht die Kommunisten hatten gesiegt, sondern die bürgerlich orientierten Kräfte in der Kuomintang.

Dies hinderte Stalin nicht daran, noch ein halbes Jahr lang an der Fortsetzung der Zusammenarbeit der Kommunisten mit der Kuomintang festzuhalten, wobei auch noch die letzten Reste der kommunistischen städtischen Kader verheizt wurden, zum Beispiel im von Moskau inspirierten Kanton-Aufstand im Dezember 1927, der von Tschiang blutig niedergeschlagen wurde (nach: ebda., S. 251). Von da an lockerten sich die Kontakte zwischen der KP Chinas und KPdSU.

Der Sitz der chinesischen Nationalregierung war seit 1927 Nanking. Die Westmächte anerkannten nun die Nanking-Regierung und diese brach mit Moskau, so dass nun auch ein außenpolitischer Kurswechsel vollzogen wurde.


Erste Sowjetrepubliken im Hinterland

Die überlebenden Kommunisten zogen sich nun von der Küste ins Hinterland zurück - oder gingen in den Untergrund - und gründeten, gestützt auf die Bauern, die damals 85% der chinesischen Bevölkerung ausmachten, erste Sowjetrepubliken. Dort wurde der Grundbesitz enteignet und an die Bauern neu verteilt. Schon jetzt zeigt sich, dass die chinesischen Kommunisten im Unterschied zu denen der Sowjetunion den Schwerpunkt auf ein Bündnis mit den Bauern legen, nicht auf die Entwicklung der Schwerindustrie und damit auf die Entwicklung eines Proletariats. Das wäre den chinesischen Kommunisten, da sie in den Küstenstädten besiegt waren, damals gar nicht möglich gewesen.

Diese Tatsache schlug sich auch in der Theorie der chinesischen Kommunisten nieder, wie sie von Mao Tse-tung (Mao Zedong) formuliert wurde, der nun als Führer zunehmend in den Vordergrund trat. Maos "Hunanbericht" vom Februar 1927 erhält bereits die Konzeption einer Verbindung von Dorfsowjets und Partisanenstrategie. Ohne revolutionäre Umgestaltung des Dorfes durch Sturz der Grundherren und der gebildeten Oberschicht glaubte er, die Macht in China nicht ergreifen und den Sozialismus nicht aufbauen zu können. In dieser Akzentverschiebung hin zu den Bauern, in denen Mao im Unterschied zu den russischen Kommunisten die Avantgarde der Revolution sah, und zum Partisanenkrieg zeigt sich eine "Sinisierung" des Kommunismus, also Anpassung des chinesischen Kommunismus an chinesische soziale und politische Verhältnisse. Hier und im chinesischen Nationalismus liegen Wurzeln des späteren Bruchs zwischen Peking und Moskau.


Weitgehende Einigung Chinas unter Tschiang Kai-schek

Seit 1926 bekämpfte Tschiang Kai-schek erfolgreich die Warlords. Seit 1928 siegt er im Norden Chinas. Seit 1934 geht er gegen die kommunistischen bäuerlichen Sowjetrepubliken im Süden Chinas in Hunan und Kiangsi vor, die er nach und nach niederringt. Die Kommunisten und die von Mao gegründete Rote Armee werden so zu dem legendären "Langen Marsch" in den Norden Chinas nach Jenan gezwungen, wo von etwa 90.000 Soldaten nach unterschiedlichen Schätzungen noch zwischen 7.000 und 20.000 ankommen. Die Zahlen schwanken je nach Quelle. In Jenan wird eine neue Sowjetrepublik errichtet.

Das Jahr 1936 sieht Tschiang Kai-schek auf dem "Gipfel seiner Macht: Die meisten regionalen Machthaber hatten mit ihm Frieden gemacht oder kapituliert. [Die Kommunisten waren geflohen.] Das nationale China schien in einem ungemein raschen und imponierenden Aufstieg zur modernen Großmacht begriffen zu sein." (ebd., S.122) Die Herrschaft der Kuomintang hatte sich dabei inzwischen in eine Militärdiktatur verwandelt.

Doch die nationale Konsolidierung wurde durch den Angriff der Japaner auf China vereitelt.


Japanisches Eindringen in China seit 1931

1931 begannen die Japaner, die Mandschurei zu besetzen, um ihre dort investierten Kapitalien zu sichern, die sie durch die Erfolge der Kuomintang im Norden Chinas gefährdet sahen. 1932 richteten sie dort ihren Satellitenstaat Mandschukuo ein und landeten in Shanghai, um dem Boykott japanischer Waren zu begegnen. 1933 dehnten sie sich auf das Gebiet von Jehol aus.

Der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke am 7. Juli 1937 gilt als Ausgangspunkt für den chinesisch-japanischen Krieg, in dessen Verlauf die Japaner immer weiter in China eindringen und der auch eine innenpolitische Wende in China bringt.


Quelle: Klaus Mehnert: Peking und Moskau, Stuttgart, 2. Auflage Stuttgart, 1966


Aufgaben

1. Charakterisiere die Zusammenarbeit zwischen sowjetrussischen Kommunisten und bürgerlichen Kreisen.

2. Recherchiere im Internet, warum der "Lange Marsch" zum Mythos werden konnte.


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