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Begriffsdefinition zu Europäischer Integration

Um das Phänomen der "europäischen Integration" zu definieren, bieten sich verschiedene Gradmesser an:

  • die formelle Institutionalisierung von politischen Entscheidungsprozessen, d.h. wie weit gehen Kompetenzen weg von nationalen Institutionen wie Parlamenten hin zu supranationalen Institutionen der europäischen Union;
  • die zunehmende Verflechtung von Märkten und Gesellschaften, die basiert auf dem freien Austausch von Waren, der freien Arbeitsplatzwahl und dem freien Kapitalfluss innerhalb Europas;
  • die Angleichung der nationalen Gesellschaften, die sich in Verhaltens- und Konsummustern immer stärker annähern und zwischen denen es immer weniger Sprachbarrieren gibt;
  • schließlich die Definition von kulturellen Besonderheiten, von kollektiven Denkmustern, die einen Europäer von einem Nicht-Europäer unterscheiden.

In der Regel wird der Prozess der europäischen Integration, die schon im 19. Jahrhundert beginnt, aber erst nach 1945 zu permanenten politischen Institutionen geführt hat, als Progression und als zukunftsorientierte Erfolgsgeschichte geschrieben. Die Finalität des Einigungsprozesses wurde lange Zeit nicht hinterfragt. Angesichts der gescheiterten Referenden zur Ratifizierung des Vertrags von Lissabon kam auf breiter Ebene erstmals Skepsis auf, die sich im Zuge der Euro-Krisen in allen beteiligten Staaten enorm verstärkte. Gleichzeitig ist es immer noch erstrebenswert für Nationalstaaten wie Kroatien, Serbien, die Ukraine oder die Türkei, Mitglied in der europäischen Union zu werden und damit am Integrationsprozess teilzunehmen, verspricht man sich doch die Lösung von Problemen, denen auf der nationalen Ebene nicht mehr beizukommen ist.

Wenn man den Begriff der "europäischen Integration" verwendet, darf man nicht vergessen, dass es sich bis 1989 um ein westeuropäisches Phänomen gehandelt hat, das anfangs in der Bundesrepublik stark von einem Abgrenzungsbestreben gegenüber dem kommunistisch beherrschten Osteuropa geprägt war. Innerhalb des Warschauer Paktes und des RGW kam es in Osteuropa gleichzeitig ebenfalls zu einem Integrationsprozess.

Wenn man nach Motiven und Antriebskräften der europäischen Integration fragt, muss man zwischen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen differenzieren. Im politischen Bereich werden immer wieder vier Antriebskräfte genannt:

  • das Motiv des Friedens
  • das Motiv der deutschen Frage
  • das Motiv der Selbstbehauptung Europas in der Welt und
  • das Motiv der nationalen Selbstbehauptung mithilfe der europäischen Integration
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