Das Limesmuseum Aalen

Anlage

1. Konservierte und für die Arbeit mit Schülern einsetzbare Teile des römischen Kastells

Die Fundamente des linken Lagertors (vor dem Museum) - Teile der Lagerstraße (im Museum) - Zisterne (Schacht heute im Museum) - vollständig ausgegrabene und konservierte Anlage des großen Stabsgebäudes (principia) im archäologischen Park - Bauquader und Architekturteile (Spolien) im Mauerwerk der St.Johannes-Kirche.

St. Johannis-Kirche. Das mittelalterliche Bauwerk steht auf dem Areal des Aalener Kastells. Im Mauerwerk wurden Steine aus der römischen Anlage, sog. Spolien, gefunden.
St. Johannis-Kirche. Das mittelalterliche Bauwerk steht auf dem Areal des Aalener Kastells. Im Mauerwerk wurden Steine aus der römischen Anlage, sog. Spolien, gefunden.
© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

Lagerhauptstraße:
7 m breit, zieht vom linken Lagertor nach S, überwindet dabei einen Höhenunterschied von mindestens 4 m, deshalb Eintiefung (-> teilweise Böschung von 1,5 m), Unterbau auf Holz: ca 30 cm starke Bretter quer zur Straße mit Längshölzern zusammengehalten, darauf Kiesaufschüttungen. Diese singuläre Konstruktion war notwendig, weil der darunter anstehende Opalinuston in der nassen Jahreszeit aufgeweicht wäre.

Stabsgebäude (principia):
"Beim Aalener Zentralgebäude handelt es sich um eines der aufwändigsten Bauwerke dieser Art in der Architektur römischer Auxiliarkastelle. (... ) Die zwei Hauptteile des Gebäudes, nämlich die die Lagerhauptstraße (via principalis) überspannende Vorhalle sowie die rückwärtige Raumflucht sind um einen Innenhof gruppiert, der an drei Seiten von gleich breiten Hallen begleitet wird." (Dieter Planck)
Die Vorhalle (Nr.1 auf Abb.), die als Exerzierhalle diente, wurde - ursprünglich in Holzbauweise errichtet - Ende 2./Anf.3.Jh. in Steinbauweise ausgeführt (60 m lang, 22 m breit, ca. 20 m hoch). Es entstand so eine der größten steinernen Vorhallen römischer Auxiliarlager in den germanischen Provinzen.
Die an die Hallen um den Innenhof (Nummern 7 auf Abb.) angrenzenden Räume konnten zum Teil als Waffenkammern dienen, die übrigen (Nummer 5,6,7) waren die zentralen Kult- und Verwaltungsräume.
In der Mitte der rückwärtigen Raumflucht lag das Fahnenheiligtum (Nr.4 auf Abb.) mit einer 5 m tiefen Apsis. In diesem Bereich fand man u. a. einen bronzenen Adler, der als Aufsatz zu einer Standarte gehört hatte. Da in einer Bauinschrift das Fahnenheiligtum von Aalen Capitolium genannt wird, wurde dort wohl Jupiter bzw. die Capitolinische Trias (Jupiter, Juno, Minerva) verehrt. Dazu passt eine in der St.Johannes-Kirche entdeckte Weiheinschrift eines Decurio der ala II flavia für Jupiter Dolichenus.

Grundrisszeichnung des Stabsgebäudes (Erklärung siehe Text).
Grundrisszeichnung des Stabsgebäudes (Erklärung siehe Text).
© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

Luftaufnahme des konservierten Grundrisses.
Luftaufnahme des konservierten Grundrisses.
© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

Rekonstruktion des Stabsgebäudes.
Rekonstruktion des Stabsgebäudes.
© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

 

Spolien in der St. Johannes-Kirche:
Bei Sanierungsarbeiten an der Kirche wurden im gesamten Fundamentbereich große Kalk- und Tuffquader römischer Herkunft gefunden. Bei den Untersuchungen stieß man auch auf die Fundamente der porta praetoria, von der Bausteine ebenfalls im Mauerwerk festgestellt wurden. Von der St. Johannes-Kirche ausgehend kann man auf ein weiteres Thema, die frühe germanische Siedlung im Nahbereich des Kastells, übergehen.

 

2. Das Museum:

In seiner nunmehr 50jährigen Geschichte wurde das Museum nicht nur mehrfach erweitert, sondern auch den museumspädagogischen Erfordernissen angepasst. So stellt es heute eine ausgewogene Kombination von klassischer Vitrinenausstellung, Elementen eines Lapidariums, Text- und Bildtafeln, Medienstandorten und unterschiedlichen Freiräumen für Eigenaktivitäten vor allem der jugendlichen Besucher dar. Die Exponate stammen nicht nur aus dem Kastell Aalen, sondern auch aus anderen bedeutsamen Fundstellen des Landes. So findet man z. B. die Depotfunde vom nahegelegenen Rainau-Buch ebenso vor wie den Brunnenfund von Lederschuhen aus dem Kastell Welzheim. Die Auswahl des Fundguts wurde so getroffen, dass vor allem das Leben der Soldaten am Limes dokumentiert wird und zwar nicht nur unter dem militärischen Aspekt, sondern es werden auch die vielfältigen handwerklichen Tätigkeiten und die notwendige Sorge um Nahrung und Kleidung deutlich. In diesem Bereich liegen die Schnittstellen mit den Zeugnissen aus den Zivilsiedlungen. Auch die für das Leben am Limes bedeutsamen Spuren des Kulturaustausches zwischen Römern und Germanen sind vertreten.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -