Römer in Pforzheim - Kappelhofmuseum Pforzheim - Villa rustica im Kanzlerwald

Hintergrundinformationen

Bedeutung

Die Stadt Pforzheim, die als antike Siedlung den Namen Portus trug, verdankt ihre Entstehung wohl der römischen Militärstraße, die von Straßburg über Ettlingen zum Limes führte und um 90 n. Chr. - zur Zeit des Kaisers Domitian - angelegt wurde. An einem natürlichen Verkehrskorridor gelegen ist Pforzheim ein besonderes Beispiel dafür, wie eine zunächst bescheidene Ansiedlung durch ihre günstige Verkehrslage zu Wohlhabenheit oder gar Reichtum gelangen kann, was die Funde aus Portus belegen. Enz und Pfinz bilden einen natürlichen Korridor in ost-westlicher Richtung, da südlich dieser beiden Flüsse der Schwarzwald mit seiner 170 km langen Ausdehnung und nördlich der Stromberg eine natürliche Barriere für eine Militärstraße darstellten. Die Enz ließ sich beim damaligen Portus - sei es durch eine Furt, sei es durch eine frühe Brücke - relativ leicht überqueren. Handel, Handwerk und Versorgung mit Nahrungsmitteln mussten dort eine nicht unbedeutende Verdichtung erfahren haben. Aber auch die Funde aus römischer Zeit im näheren Umkreis von Pforzheim zeigen eine flächendeckende Aufsiedlung dieser Region.

Der Ortsname Portus weist zudem auf die damalige Bedeutung und Qualität der Enz als Wasserweg hin, heißt doch Portus ‚Hafen’. Da die Enz durch den Zufluss der Nagold im Bereich der Siedlung Portus eine durchschnittliche Wassertiefe von 100 cm gehabt haben dürfte, reichte diese für den Warenverkehr in der Antike gut aus. Die Wechselmöglichkeit der Transportsysteme von der Straße auf das Wasser und umgekehrt waren ein weiteres Qualitätsmerkmal der Siedlung.

Römische Etappenorte lagen in der Regel 20 - 25 km auseinander und konnten als Wechselstation für Reit- und Lasttiere dienen. Auch in dieser Hinsicht kommt somit Portus neben Ettlingen und Rutesheim als Etappenziel zwischen Baden-Baden und Cannstatt eine besondere Bedeutung zu.

Der überaus wichtige Fund einer kleinen Holzstatue der Quellgöttin Sirona kann als Hinweis dafür gedeutet werden, dass Kelten und Römer in einer friedlichen Koexistenz Handel, Handwerk und Landwirtschaft betrieben (siehe AB 3).

Den jedoch wichtigsten Fund zur Frühgeschichte Pforzheims stellt der aus rotem Buntsandstein angefertigte Meilenstein von Friolzheim dar. Im Jahre 1934 wurde er neben der römischen Straße Pforzheim-Cannstatt ausgegraben. Da die Entfernung der Fundstelle bis zur Enz auf der antiken Trasse ca. 11,5 km beträgt, entspricht die umgerechnete Angabe der fünf Leugen (11,1 km) der tatsächlichen Entfernung bis Portus (siehe AB 3).

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -