Villa rustica bei Walldorf

Hintergrundinformationen

Anlage

Der römische Gutshof liegt weit außerhalb der heutigen Stadt Walldorf am östlichen, durch die Bahnlinie Heidelberg-Karlsruhe markierten Rand der Gemarkung. Der Siedlungsplatz liegt am Rande der Oberrheinebene, nahe dem vorstoßenden, durch eiszeitliche Anwehungen gebildeten Ausläufer des Kraichgau-Vorgebirges bei Wiesloch. Die Lage des Platzes dürfte hochwasserfrei gewesen sein. Eine gute Trinkwasserversorgung sowie die Nähe zu überwiegend hochwertigen Böden und die bekannten vorteilhaften klimatischen Bedingungen entlang der Bergstraße begünstigten die Anlage und die Bewirtschaftung eines römischen Gutshofes an dieser Stelle.

Eine typische Villa rustica in den Provinzen bestand aus einem rechteckigen, für gewöhnlich von einer Mauer umgebenen Areal. Ein in Größe und Ausstattung herausgehobenes Hauptgebäude sowie mehrere Neben- und Wirtschaftsgebäude befanden sich innerhalb der Umfriedung.

Hauptgebäude:

Im Hauptgebäude wohnte der Verwalter des Anwesens. Vor den steinernen Strukturen bestand hier ein Holzfachwerkgebäude, dessen Innenwände großflächig mehrfarbig bemalt waren. Eine geschotterte Straße führte direkt auf dieses Gebäude zu.
Oft sind Teile des Hauptgebäudes mit einer Heizungsanlage (hypocaustum) und einem Bad ausgestattet. Ziegeldächer, Glasfenster, Wandmalereien, Mosaiken und Marmorarbeiten sind weiter verbreitete Ausstattungsmerkmale.

Wandmalereien vom Vorgängerbau des Haupthauses mit hauptsächlich floralen und geometrischen Mustern in Rot, Schwarz, Gelb auf weißem Grund.
Wandmalereien vom Vorgängerbau des Haupthauses mit hauptsächlich floralen und geometrischen Mustern in Rot, Schwarz, Gelb auf weißem Grund.
© Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat Denkmalpflege)

Reste eienr Wandmalerei
Reste eienr Wandmalerei
© Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat Denkmalpflege)

Der bekannteste Typ eines Hauptgebäudes ist eine Villa rustica mit vorgelagerter Säulenhalle (porticus) und zwei turmartigen Eckbauten (Risaliten) an der als Front ausgebildeten Langseite. Das Hauptgebäude (und Wohnhaus) bestand hinter der bereits beschriebenen Frontseite in der Regel aus einem großen Innenhof, um den herum meistens kleine Einzelräume liegen. Diesen sind Laubengänge vorgelagert.

Eckrisalite:

In den flankierenden, oftmals mehrstöckigen Eckrisaliten befanden sich, nach Aussage ihrer aufwändigen Ausgestaltung, offenbar wichtige Funktionsräume. Für das 2. Jahrhundert sind dort auch Badeanlagen belegt (Westrisalit in Walldorf hatte Bademöglichkeit).

Hypocaustheizung
Hypocaustheizung
© Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat Denkmalpflege)

Wirtschaftsgebäude:

Bei den Wirtschaftsgebäuden handelte sich offenbar um einfache Hallenbauten, die als Ställe, Scheunen, Lagerbauten, Remisen und Werkstätten dienten. Die notwendige Versorgung mit Trink- und Brauchwasser war durch Brunnen und Wasserleitungen gewährleistet.

Reste eines Brunnens
Reste eines Brunnens
© Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat Denkmalpflege)

Religiöse Verehrung:

Schließlich sind auch Zeugnisse der Verehrung römischer wie einheimischer Gottheiten bekannt, wie z. B. Iupitergigantensäulen, andere Göttersstatuen, Altäre und kleinere Tempelbauten, die eine ausgedehnte kultische Praxis in den Villae rusticae belegen.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -