Hintergrundinformationen

Burg Hohenbaden (Altes Schloss)/Baden-Baden

1. Bedeutung

Durch einen Besuch der Burg Hohenbaden können Schülerinnen und Schüler aller Alterstufen und Schultypen eine aufgrund ihrer baulichen Dimensionen und Lage ganz besonders beeindruckende Burganlage kennen lernen, aber dort zugleich die typischen Wesensmerkmale und Bestandteile einer spätmittelalterlichen Burg entdecken. Sehr deutlich wird auf Hohenbaden auch, dass Burgen mehrere Ausbaustufen durchlaufen konnten und dass deren Gestalt einem stetigen Wandel unterworfen war.


Modell der Burg Hohenbaden im Badischen Landesmuseum Karlsruhe

Modell der Burg Hohenbaden im Badischen Landesmuseum Karlsruhe
© Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Weiter lässt sich über die bei einer Burgbesichtigung von Seiten der Schülerinnen und Schüler sicherlich gestellte Frage, warum die (niemals eroberte und zerstörte) Burg Hohenbaden an der Wende zur Neuzeit aufgegeben wurde, die starke Ausprägung des spätmittelalterlichen fürstlichen Repräsentationswillens aufzeigen. Die durch Markgraf Christoph 1479 vorgenommene Verlegung der Hofhaltung von der Burg Hohenbaden ins Neue Schloss auf dem Florentinerberg unmittelbar über Baden-Baden erfolgte, da die im Mittelalter angelegte Feste trotz der Errichtung des imponierenden Bernhardsbaus (spätes 14. Jh.) den gestiegenen Repräsentationsansprüchen einer neuzeitlichen Landesherrschaft nicht mehr zu genügen vermochte und einem in der Residenzstadt gelegenen Stadtschloss der Vorzug gegeben wurde.



Das Neue Schloss in Baden-Baden

Das Neue Schloss in Baden-Baden
© www.lmz-bw.de (Rachele)

Nicht zuletzt handelt es sich bei der Burg Hohenbaden - die ihre Bezeichnung vom im Oostal gelegenen Ort Baden mit seinen heißen Quellen herleitet - um die namengebende Stammburg der Markgrafen von Baden. Seit 1112 ist nachweisbar, dass sich die Markgrafen dauerhaft an der Burg Hohenbaden orientierten und sich nach ihr benannten. Schülerinnen und Schüler können damit am Beispiel der Burg Hohenbaden auf eine "tiefgreifende Wende in der Namengebung" (Hansmartin Schwarzmaier) aufmerksam werden: Seit der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts benannte sich der Adel nach seinen auf der Höhe gelegenen Burgen und unterstrich dadurch genealogische Zusammenhänge, während die bäuerliche Bevölkerung bei der Einnamigkeit verblieb. Hohenbaden gab aber nicht nur der Familie der Markgrafen den Namen, sondern auch der Herrschaft, die die Markgrafen von der Burg aus aufzubauen verstanden, und schließlich dem Land, das daraus erwuchs, dem "Badner Land". Somit leitete und leitet auch das Bundesland Baden-Württemberg einen seiner Namensbestandteile von dem ehemaligen markgräflichen Stammsitz ab. Kurzum: Eine Exkursion zur Burg Hohenbaden stellt einen Gang zu den frühesten Anfängen der eigentlichen badischen Geschichte dar.


2. Geschichte

70 n. Chr. - Mitte 3. Jh.
römische Besiedlung des Tals von Baden

712
Der Merowingerkönig Dagobert III. schenkt die heißen Bäder bei Baden an das Kloster Weißenburg im Elsass.

1046
Heinrich III. übergibt dem Speyerer Domkapitel ein Gut zu Baden mitsamt Markt- und Münzrecht.

1098
In Zusammenhang mit der Beilegung des Investiturstreits erhält Markgraf Hermann II., der während des Investiturstreites auf päpstlicher Seite gestanden hatte, aus königlicher Hand den Ort Baden.

1112
In einer Urkunde Heinrichs V. für das Bistum Bamberg wird Markgraf Hermann II. erstmals nach der Burg Hohenbaden benannt (Hermannus marchio de Baduon).

1122
Herzog Konrad von Zähringen urkundet auf Hohenbaden (in castro Badin), womit die erste direkte Nennung der Burg auf der Südwestspitze des Battert vorliegt. Möglicherweise stand auf dem Burgplatz bereits eine salische Burg.

12. Jh. (vielleicht unter Hermann III. und Hermann IV.)
Anlage des "Hermannsbaus", der ältesten erhaltenen Teile von Hohenbaden. Hierzu zählen im Wesentlichen der Bergfried, die unteren Teile der Schildmauer, der Halsgraben sowie die Untergeschosse des Palas im Südwesten und Westen der Oberburg.

1245/48
Das Kloster Lichtenthal bei Baden(-Baden) wird statt des Augustinerchorherrenstifts Backnang zur Grablege der markgräflichen Familie.

Mitte 13. Jh.
Stadtwerdung von Baden(-Baden)

spätes 13./frühes 14. Jh.
Sog. Rudolfinische Bauphase: Rudolf I. und Rudolf II. bauen die Oberburg weiter aus (Verstärkung und Erhöhung der Schildmauer; Aufstockung des Palas auf der Oberburg, der zugleich im Süden und Osten mit Ecktürmchen versehen wird; Anlage eines Nordzwingers mit Ausfallpforte, eines West-, Süd- und Ostzwingers).

2. Hälfte 14. Jh.
Hohenbaden wird zur Hauptresidenz der Markgrafen, hinter der Mühlburg, Grötzingen, Pforzheim, Durlach und die Burg Alt-Eberstein zurücktreten.

1373
erste Erwähnung einer (dem heiligen Ulrich geweihten) Burgkapelle

1388/99
Erstmals urkundlich fassbar wird das Neue Schloss auf dem Florentinerberg über Baden(-Baden); es fungiert damals als Witwensitz. Denkbar ist aber, dass das sog. Neue Schloss, das am Rande der Baden-Badener Stadtmauer positioniert ist, mittelalterliche Wurzeln hat.

bald nach 1391
Unter Markgraf Bernhard I.: Aufhebung des alten Hauptzugangs in die Oberburg, um Baufläche südlich der alten Hauptburg zu gewinnen. Dort erfolgt nach Planierung bzw. Aufschüttung des Geländes die Anlage eines gotischen Palas, des repräsentativen Bernhardsbaus (mit großem Kellerraum, Erdgeschosshalle und oberem Hauptgeschoss mit Vorhalle und sog. "Rittersaal"). Der Bernhardsbau stellt den bedeutendsten Wohnbau auf einer mittelalterlichen Höhenburg im deutschen Südwesten dar.
Hinzu kommen die Anlage eines erweiterten Zwingers nach Westen, die Überbauung des alten West-Zwingers mit Stallungen und Wirtschaftsgebäuden, der südliche Torbau und die Errichtung eines Gesindewohnbaus östlich des nördlichen Ausgangstors.
Die Burg entspricht nach Abschluss der bernhardinischen Baumaßnahmen gehobenen fürstlichen Ansprüchen und erlaubt eine erweiterte Hofhaltung. Erstmals belegbar sind z. B. an Bernhards Hof ein Hofmeister (1381), ein Hofmeister der Gemahlin Bernhards (1397), ein markgräflicher Leibarzt und ein Spielmann (1404).

Hohenbaden. Aufriss der südsüdwestlichen Hauptfront, im Vordergrund rechts der Bernhardsbau

Hohenbaden. Aufriss der südsüdwestlichen Hauptfront, im Vordergrund rechts der Bernhardsbau; Otto Linde 1905/06; GLA 69, Sammlung 1995 B Nr. 208
© Generallandesarchiv Karlsruhe



1399
Markgraf Bernhard I. bestimmt, dass das markgräfliche Archiv von Burg Alt-Eberstein nach Hohenbaden verbracht wird.

1. Hälfte 15. Jh.
Hohenbaden stellt unter Bernhard I. und seinem Nachfolger Jakob I. (1431-1453) den bevorzugten Aufenthaltsort der Markgrafen von Baden dar.

Hauptzugang zum ersten Obergeschoss des Bernhardsbaus

Hauptzugang zum ersten Obergeschoss des Bernhardsbaus
© Rainer Hennl


nach 1437
Zwischen Bernhardsbau und Oberburg lässt Markgraf Jakob I. (1431-1453) ein viergeschossiges Wohngebäude errichten, in das die Burgkapelle einbezogen wird. Der in den Ostzwinger vorspringende sog. "Kapellenturm" des Jakobsbaus diente wohl als Treppenturm.

1447
Die Vermählung Markgraf Karls I. mit Katharina von Österreich (der Schwester König Friedrichs III.) wird nicht auf Hohenbaden, sondern in Pforzheim gefeiert, was einen deutlichen Hinweis auf die geplante Verlagerung der markgräflichen Residenz nach Pforzheim bietet.

1453
Markgraf Jakob I. stirbt auf Hohenbaden.

1462
Infolge der vernichtenden Niederlage Badens und Württembergs in der Schlacht bei Seckenheim gegen Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz wird Pforzheim kurpfälzisches Lehen und kann damit nicht - wie schon geplant - Sitz der markgräflichen Residenz werden.

1479
Markgraf Christoph verlegt die Residenz von Hohenbaden in das Neue Schloss über Baden-Baden; Hohenbaden wird Witwensitz von Christophs Mutter Katharina von Österreich (gest. 1493).

1518-1527
Markgraf Christoph I. verbringt seine letzten Lebensjahre auf Hohenbaden.

1529
Markgraf Philipp I. lässt einen Archivbau im Neuen Schloss errichten.

1533/35
Mit der Landesteilung zwischen Bernhard III. und Ernst I. wird Baden(-Baden) zur festen Residenz der markgräflichen Linie Baden-Baden.

Burg Hohenbaden im Jahr 1559

Burg Hohenbaden im Jahr 1559. Im Vordergrund die Stadt Kuppenheim. GLA H Kuppenheim/11
© Generallandesarchiv Karlsruhe


nach 1579
Markgraf Philipp II. lässt das Neue Schloss im Renaissancestil auf prachtvolle Weise ausbauen.

1584
Letztmalige Erwähnung eines Hohenbadener Burgvogts, bald danach wird Hohenbaden durch einen Großbrand zerstört.

1597
Hohenbaden wird als burgstadel des alt abgeenden schlosses ober der stadt bezeichnet.

1627
Hohenbaden findet als das alt abgegangene schloß Erwähnung.

1800
Die badische Regierung untersagt die weitere Verwendung Hohenbadens als Steinbruch.

1806
Anlage von Wegen zur Burg und Lichtung des sie umgebenden Waldes

1. H. 19. Jh.
Hohenbaden wird in Zusammenhang mit der romantischen Begeisterung für mittelalterliche Ruinen als touristische Sehenswürdigkeit entdeckt. U. a. besucht Großherzogin Stephanie, die Adoptivtochter Napoleons, mehrfach Hohenbaden und fertigt Zeichnungen von der Ruine an.

Vue des ruines de Baden

Vue des ruines de Baden. Tuschzeichnung der Großherzogin Stephanie von Baden.
© www.lmz-bw.de (Weischer)


1823
Die badische Regierung ordnet Sicherungsarbeiten auf Hohenbaden an.

1838/44
Erbauung eines der Versorgung der Touristen dienenden Wirtshauses bei der Ruine Hohenbaden


3. Anlage

Die Burg Hohenbaden liegt in einer Höhe von 420 m ü. M. auf dem äußersten Ende eines sich vom Battert nach Südwesten herabziehenden Felsgrates. Die gesamte Burganlage erstreckt sich über eine Länge von etwa 75 und eine Breite von 68 Metern. Der Brüstungsrand des Bergfrieds auf der Oberburg befindet sich ca. 51 Meter über dem Niveau des südlichen Haupteingangs.

Hohenbaden. Aufriss der ostsüdöstlichen Seitenfront

Hohenbaden. Aufriss der ostsüdöstlichen Seitenfront; Otto Linde 1905/06; GLA 69, Sammlung 1995 B Nr. 209.
© Generallandesarchiv Karlsruhe

Als Baumaterial für die Burg wurden in erster Linie Bruchsteine (Ryolit) vom nahen Battertfelsen verwendet, die Gewinnungsstellen sind teilweise noch erkennbar. Daneben kamen Sandsteinquader zum Einsatz, z. B. für die Fenstergewände, Fensterstürze und Sohlbänke.

Hohenbaden vom Battert aus gesehen.

Hohenbaden vom Battert aus gesehen.
© www.lmz-bw.de (Hauswirth)


Die Anlage gliedert sich in

  1. die auf einem 30 m hohen Naturfelsabsatz errichtete Oberburg mit Bergfried, Schildmauer, Palas, Altan und - zur Bergseite hin - Halsgraben,

    Blick auf die Oberburg der Burg Hohenbaden (sog. Hermannsbau)

    Blick auf die Oberburg der Burg Hohenbaden (sog. Hermannsbau)
    © www.lmz-bw.de (Hecker)

  2. die gewaltige Baumasse des Bernhardsbaus einschließlich eines Westanbaus, der wohl das Archiv der Burg beherbergte,

    Das Innere des Bernhardsbaus

    Das Innere des Bernhardsbaus
    © www.lmz-bw.de (Hauswirth)

  3. den Jakobsbau zwischen Oberburg und Bernhardsbau, dem die Burgkapelle, der Kapellenturm und ein Wohnbau über der Kapelle zugehören,

    Das Innere des Bernhardsbaus

    Das Innere des Bernhardsbaus
    © www.lmz-bw.de (Hecker)

  4. die im Westen der Gesamtanlage liegende Vorburg mit Zwinger, Rundtürmen, Toren, Wirtschafts-, Wohn- und Speicherbauten.

Südeingang der Burg Hohenbaden

Südeingang der Burg Hohenbaden
© www.lmz-bw.de (Hauswirth)

Zu erwähnen bleibt noch, dass sich westlich der Hauptburg, auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes, verschiedene Gebäude des 15. Jh. (Stallungen, Wirtschaftsbauten) befanden und die Burganlage im Westen, Süden sowie Osten von einem Vorwerk umgeben war.

Grundriss der Burgruine Hohenbaden von Otto Linde,

Grundriss der Burgruine Hohenbaden von Otto Linde, 1905/06; GLA 69 Baden, Sammlung 1995 B Nr. 205.
© Generallandesarchiv Karlsruhe

Die Begehung der Burg mit einer Schulklasse (vgl. D 3 ) sollte am südlichen Haupteingang starten, die Vorburg durchqueren, um dann über den unteren Burghof und den Jakobsbau die Oberburg und den Bergfried zu erreichen. Von der Aussichtsplattform des Bergfrieds hat man einen großartigen Blick über die gesamte Burganlage, auf den Battert, über Baden-Baden sowie die gesamte Rheinebene bis hinüber zu den Vogesen. Nach dem Abstieg von der Oberburg bleibt noch der Bernhardsbau (mitsamt dem darunter befindlichen großräumigen Keller) zu erkunden. Beendet werden kann die Burgbegehung im Burgrestaurant oder mit einem Picknick auf der "Ritterplatte" (einer Felsplatte) des Batterts.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -