Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft (1380 - 1530)

 Methodenvorschlag

2.1 Lernorterkundung

Der Schwerpunkt des hier vorgestellten Projekts liegt in der vorwiegend quellengestützten Erarbeitung der wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Thematik am regionalgeschichtlichen Beispiel im Rahmen des schulischen Geschichtsunterrichts (siehe unten). Eine in den Unterricht integrierte Lernorterkundung kann die schulischen Inhalte in verschiedener Hinsicht veranschaulichen, verdeutlichen und ganzheitlich vertiefen.
Ein konkreter Vorschlag integriert in den vorausgehenden Unterricht wird unter 2.2 zum Abschluss des 5. Moduls skizziert.

Im Blick auf die Große Ravensburger Handelsgesellschaft haben wir es mit verschiedenen möglichen Lernorten in Ravensburg zu tun, in denen Zeugnisse der Gesellschaft und ihrer Mitglieder sichtbar und auch greifbar werden - diese Lernorte sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden:

1. Altstadt Ravensburg

Historische Altstadt - Bereich obere Marktstraße

Historische Altstadt - Bereich obere Marktstraße. Das vierte Gebäude von rechts (roter Anstrich) nach dem Obertor-Turm ist die ehemalige Firmenzentrale der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft
© Andreas Zodel

Zunächst einmal bildet die gesamte historische Altstadt Ravensburgs die "Bühne" für die Aktivitäten der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft. Hier lebten und wirkten die Mitglieder der in der Gesellschaft vertretenen Ravensburger Familien, allen voran die weit verzweigte Familie Humpis. Ihrem Wappen mit den drei Windhunden begegnet man an vielen Stellen in der Stadt.

Zwei besonders anschauliche gegenständliche Zeugnisse der Gesellschaft sind zum einen das Haus der Gesellschaft in der Marktstraße 61 (heute das Gasthaus Mohren, vgl. Abb.) und zum anderen die von der Gesellschaft gestiftete Kapelle in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter (der heutigen evangelischen Stadtkirche). Hier befinden sich die beiden Grabmäler des Henggi Humpis (vgl. Abb.), einem der Gründer der Gesellschaft, und des Hans Hinderofen, einem der letzten Regierer der Gesellschaft.

Die Stadt Ravensburg bietet eine ganze Reihe historischer Stadtführungen an, in deren Rahmen diese Orte aufgesucht werden (vgl. hierzu die beiden Dateien "Ravensburg erleben 2010" und "Stadtführungen 2010" im Serviceteil).
An dieser Stelle sei auch auf das Projekt "Ravensburger Stadtrallye - Ausflug in eine spätmittelalterliche Stadt", ein Modul auf dem Landesbildungsserver hingewiesen (vgl. hierzu die aktuelle Datei "Ravensburger Stadtrallye 2010" im Serviceteil).


2. Museum Humpis-Quartier

Überdachter Innenhof des Museums Humpis-Quartier

Überdachter Innenhof des Museums Humpis-Quartier
© Andreas Zodel

Logo des Museums

Logo des Museums
© : Museums Humpis-Quartier

Wo im Mittelalter die reichsten Kaufleute Ravensburgs residierten, befindet sich heute ein Stadtmuseum: das "Museum Humpis-Quartier". Die Fernhandelsfamilie Humpis hat diesem Quartier im 15. Jahrhundert die heutige Gestalt gegeben - ein einzigartiges Ensemble, denn alle sieben Wohn- und Arbeitshäuser der erfolgreichen Fernhändlerfamilie sind nahezu vollständig erhalten geblieben. Das 2009 eröffnete Museum ist ein ungewöhnlicher Ort, an dem städtische Kulturgeschichte vom 11. bis zum 21. Jahrhundert emotional und authentisch erlebt werden kann. Insgesamt sieben Gebäude erwarten den Besucher mit Ausstellungen, Veranstaltungen und museumspädagogischen Angeboten - vgl. hierzu die Website.

In der Dauerausstellung "Ravensburger Lebenswelten" erzählen ehemalige Bewohner des Quartiers - ein Fernhändler, ein Gerber und ein Wirt - an Originalschauplätzen ihre persönliche Lebensgeschichte.

Biografisches zu Hans Humpis im Museum Humpis-Quartier

Biografisches zu Hans Humpis im Museum Humpis-Quartier
© Andreas Zodel

Für das vorgestellte Projekt "Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft" von besonderem Interesse ist die Präsentation der "Lebenswelt des Fernhändlers Hans Humpis" in dessen ehemaligem Wohnhaus - vgl. zur Konzeption dieses Teils der Ausstellung die Datei "Lebenswelten - der Fernhändler" im Serviceteil.

Zu dieser Dauerausstellung "Ravensburger Lebenswelten" wird vom Museum eine Führung angeboten.
Dauer: 1,5 h - die Wege sind überwiegend barrierefrei.
Führung für Schulklassen: "nach vorheriger Anmeldung" ab Klasse 7
Preis (Stand 2011): 60,- EUR ermäßigt (Fremdsprachenzuschlag 10,- EUR)

Ein ungewöhnliches und sehr zu empfehlendes Angebot zum Erleben des Museums Humpis-Quartier ist der interaktive Audioguide. Mit unterschiedlichen Stimmen, mit Tönen, Musik und Geräuschen erzählt er in drei Hörspielen und rund 60 Einzelsequenzen die Geschichten der ehemaligen Bewohner. Gerade die Lebenswelt des Fernhändlers Hans Humpis wird so an diesem authentischen historischen Lernort besonders lebendig und zusammen mit den anschaulich präsentierten Exponaten begibt sich der Besucher auf eine kurzweilige Zeitreise in die Zeit der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft.

Für Kinder und Jugendliche besonders geeignete Sequenzen und Hörspiele sind mit einem Symbol gekennzeichnet. Der Audioguide ist einfach und flexibel zu bedienen und bietet ein hohes Maß an Freiwilligkeit beim Museumsbesuch. Teile des Hörspiels können online abgespielt werden.

Museumspädagogisches Angebot für Schulen | Museum Humpis-Quartier (museum-humpis-quartier.de)

Wohnhaus des Hans Humpis - heute Eingangsbereich des Museums Humpis-Quartier

Wohnhaus des Hans Humpis - heute Eingangsbereich des Museums Humpis-Quartier
© Andreas Zodel

Öffnungszeiten des Museums, Eintritt, Führungen


2.2 Behandlung des Themas in der Schule

Wie bereits im vorherigen Abschnitt angedeutet, liegt der Schwerpunkt des hier vorgestellten regionalgeschichtlichen Projekts in der vor allem quellengestützten Erarbeitung der wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Thematik im schulischen Geschichtsunterricht. Zielgruppen dieses Unterrichtsmodells sind vor allem Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 und 10 des Gymnasiums. Die Materialien und die vorgestellten Unterrichtsimpulse sind entsprechend den unterschiedlichen Anspruchsniveaus progressiv gestaltet - über die jeweilige stufenspezifische Brauchbarkeit entscheiden die Kolleg/innen im Blick auf ihre jeweilige Lerngruppe.

Da im Rahmen eines kompetenzorientierten Geschichtsunterrichts der Schüler- und Problemorientierung ein hoher Stellenwert zukommt, sind die Materialien als Module aufbereitet, die sowohl stärker lehrerorientiert "klassisch" als auch projektorientiert durch die Schüler weitgehend selbständig erarbeitet werden können. So werden bei den verschiedenen Materialien unterschiedlich offene bzw. geschlossene Varianten angeboten. Denkbar beim konsequent schülerorientierten Vorgehen sind die gängigen Verfahren der Partner- oder Gruppenarbeit (Lerntheke, Gruppenpuzzle u. ä.). Alle Materialien mit Originalquellen (Textquellen, Karten, Bildern) werden mit Anmerkungen und Lösungshinweisen flankiert (zu den Materialien). Für wesentliche Inhalte werden zur Ergebnissicherung Schaubilder angeboten, die als Arbeitsblätter direkt (eine Lücken- und Vollversion ist jeweils enthalten) oder in "abgespeckter" Version als Grundlage möglicher Tafelbilder verwendet werden können. Für die Klasse 10 des Gymnasiums ist noch eine weiterführende Vertiefung der Thematik vorgesehen.

Es folgen nun methodische Anmerkungen zu den einzelnen Modulen. Für einen ersten raschen Überblick sei auf die Übersichts-Mind-Map Unterrichtskonzept "Die Große Ravensburger Handelsgesellschaft" zu Beginn des Materialteils hingewiesen.

1. Modul: "Der Fund - reiner Zufall!"
Einstieg in das Thema in zwei Varianten
Variante I (
AB 1 )
Typisch Geschichte: "Am Anfang steht sehr oft der Zufall!"
Methode: "Entzifferung alter Handschriften" - eine Quellensynopse macht es möglich (Handschriftenprobe im Original, als wörtlich zeilengleiche Abschrift und als angepasste Übersetzung)!
Hintergrundsinformation zum Quellenfund von 1909.
Erarbeitung des Inhalts des Schreibens - erste Annäherung an das Thema - S&S formulieren mögliche Fragen zum Thema (historische W-Fragen).
Variante II ( AB 2 , dort S. 1 und/oder S. 2):
Typisch Geschichte: "Am Anfang steht sehr oft der Zufall!"
Methode: "Advance Organizer" - gemeinsame Erarbeitung eines Fragenspeichers (Historische Fragekompetenz) mittels Simulation "Fund: Was fangen wir damit als Historiker an? Was ist uns schon klar? Was erscheint uns merkwürdig: Welche offenen Fragen ergeben sich für uns?" Sammeln / clustern der Fragen (Moderation) - erwartet werden Fragen, die in etwa in den weiteren hier folgenden Modulen aufgegriffen werden können (vgl. dazu insbesondere die Fragestellungen in AB 3 und AB 7 ).
Diese gemeinsam erarbeiteten Fragen strukturieren das weitere Vorgehen: Entweder klassisch mittels der angebotenen Materialien oder projektorientiert als eine Art Lerntheke mit einzelnen Forschungsstationen oder in kürzerer Form als Gruppenpuzzle.

Mögliche Alternative oder Zusatzimpuls durch Bilder der Gruppen / Mottowagen zur Großen Ravensburger Handelsgesellschaft beim alljährlichen Rutenfest ( AB 2 S. 2):
Wie wirken diese Gruppen / Wagen auch Euch? Wie sind diese Wagen gestaltet? Welche historischen Informationen sind zu entnehmen? Was bewegt Menschen heute sich an diese längst vergangene Geschichte zu erinnern?
Kann am Ende als "Postorganizer" nochmals aufgegriffen werden.

2. Modul: "Entstehung und Organisation!"
Erarbeitung je nach methodischem Vorgehen
Text- und Quellenanalyse: Motive für den Zusammenschluss; Organisationsstruktur; Verlagssystem.
Hintergrundinformation zu Entstehung und Organisation mit Aufgabenstellungen. Quellen zur Organisation der Gesellschaft: Möglichkeit für ein eher projektorientiertes Vorgehen mit oder ohne einem vorgegebenen Analyseraster.
Anmerkungen und Lösungshinweise zu den Quellen.
AB 3 S. 1f: Infotext mit AAs = Kurzversion
AB 3 S. 3f: Quellen = Langversion (mit oder ohne Analyseraster S. 5)
AB 4 Bild Haus der RVHG
Vertiefung / Ergebnissicherung "Organigramm der Gesellschaft" ( AB 5 ): Organigramm der Gesellschaft in Form eines Schaubildes mit erläuterndem Lückentext (Lücken- und vollständige Version mit Lösungen) - kann als Ergebnissicherung von AB 3 und auch AB 7 eingesetzt werden.
Vertiefung / Ergebnissicherung Schaubild "Verlagssystem" ( AB 6 ): Darstellung des Verlagssystems in Form eines Schaubildes (Lücken- und vollständige Version mit Lösungen) - kann für sich und auch als Ergebnissicherung von AB 3 eingesetzt werden.

3. Modul: "Mitglieder der Gesellschaft!"
Erarbeitung je nach methodischem Vorgehen
Quellenanalyse: Ausbildung und Karrieremöglichkeit; Möglichkeit der Überwindung ständischer Schranken in der städtischen Gesellschaft; Vergleich von Ausbildung und Karrierechancen mit heute; Selbstverständnis der Kaufmänner der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft ( AB 7 , AB 5 )
Quellen zu den Mitgliedern der Gesellschaft mit offenen Aufgabenstellungen: Karrieremöglichkeit, Ausbildung damals und Vergleich mit heute, Lebensstil eines Kaufmanns, Mentalität der Ravensburger Kaufleute.
Anmerkungen und Lösungshinweise zu den Quellen. Möglichkeit der Ergänzung / Verdeutlichung von AB 5.
Selbstverständnis eines Kaufmanns der Ravensburger Gesellschaft
AB 8 Bild Henggi Humpis mit ausführlicher Analyse
Analyse eines Bildreliefs: Grabplatte (Epitaph) des Henggi Humpis - Erarbeitung des hier zum Ausdruck kommenden Selbstverständnisses eines prominenten Kaufmanns der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft.
Informationen zur Analyse des Epitaphs.

4. Modul: "Grenzenlos europäisch: Geschäftsbeziehungen und Handelsgüter der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft"
Erarbeitung je nach methodischem Vorgehen mit dem Schwerpunkt Kartenanalyse - zwei Varianten
Variante I: Kartenanalyse Langform (schüler- und / oder projektorientiert)
AB 9 Methodenkarte Kartenarbeit
Raster zur Analyse und Interpretation historischer und didaktischer Karten.
AB 10 Karte "Die Große RVHG"
Analyse der Karte mittels der Methodenkarte AB 9 im Blick auf Handelsbeziehungen, gehandelte Waren und Verkehrswege
Tipp: Farbausdrucke der Karte im DIN A 3 Format für Schülergruppen laminieren - so können diese Karten mit wasserlöslichen OH-Stiften bearbeitet und immer wieder verwendet werden.
AB 11 Bilder alte Alpenpässe
Bilder aus dem Gebiet des Splügen-Passes zur Verdeutlichung der damals sehr schwierigen Verhältnisse.

Variante II: Analyse der Warenbewegungen: Text- und Kartenanalyse - vereinfachte Kurzform ( AB 12 , AB 11 )
Vereinfachte Karte mit tabellarischer Auflistung der Geschäftsbeziehungen und der Handelsgüter - die eher deduktive Variante mit konkreten Arbeitsaufträgen; Anmerkungen und Lösungshinweise zu den Materialien und Arbeitsaufträgen - ergänzende Infos zur damaligen Reisegeschwindigkeit (Möglichkeit der Darstellung als Schaubild).
Vertiefung & Systematisierung: Schwerpunkte, Kriterien, Direkthandel, Zwischenhandel, Angebot/Nachfrage/Markt, Qualitätsprodukte, Handelswege.
Fazit: "Ein grenzenlos europäisches Unternehmen - der Handel vernetzt Europa nachhaltig!" ( AB 13 )
Darstellung in Form eines Schaubildes (Lücken- und vollständige Version mit Lösungen) - kann als Ergebnissicherung von AB 10 und AB 12 eingesetzt werden.

5. Modul: "Das Ende der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft!"
Erarbeitung je nach methodischem Vorgehen
Text- und Quellenanalyse ( AB 14 S. 1f)
Überblick über die bisherige eher traditionelle Interpretation und über die aktuelle Diskussion zum Ende der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft.
Brief des Alexius Hillenson an seine Gattin - wie lässt sich dieser Brief in die aktuelle Diskussion um das Ende der Gesellschaft einordnen? ( AB 14 S. 3)
Unterschiedlicher Varianten der Problematisierung:
Variante I (Klasse 10):
Passt die bisherige Interpretation eines Niedergangs der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft (Dekonstruktion der bisherigen Interpretation - möglicher Ausgangspunkt der Brief des Alexius Hillenson)? Städtische Partizipation vs. Nobilitierung patrizischer Kaufleute? Möglichkeit der Neubewertung des Endes der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft.
Variante II (v. a. Klasse 10): Möglichkeit einer Internetrecherche "Spurensuche": Wohin "verschwinden" unsere Kaufleute, exemplarisch die Mitglieder aus dem Hause Humpis? Wird die aktuelle Interpretation eher bestätigt oder eher widerlegt? Geeignete Adresse hierfür:
Die Entstehung der Ravensburger Handelsgesellschaft
Variante III (Klasse 7 und 10): Möglichkeit einer Internetrecherche "Spurensuche": Welche Spuren haben unsere Kaufleute in Ravensburg hinterlassen? Geeignete Adressen hierfür:
Stadtgeschichte im Überblick
Museum Humpis Quartier

Variante IV - Lerngang (Klasse 7 und 10):
Nach der schulischen Erarbeitung böte sich vor einer abschließenden Bewertung aber auch ein handlungsorientierter Lerngang nach Ravensburg an und zwar unter dem Motto "Auf den Spuren der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft in der Altstadt Ravensburgs"
AB 18a Auf den Spuren der RVHG-Schüler (Lösungen: Lehrerblatt AB 18b )
Die Schüler/innen könnten sich in Gruppen mit Hilfe des Arbeitsblattes vor Ort auf die Suche nach verschiedenen heute noch präsenten und leicht zugänglichen Zeugnissen der Ravensburger Handelsgesellschaft und ihrer Mitglieder begeben. "Spuren" dieser Zeugnisse finden sich als Abbildungen versehen mit "groben" Ortsangaben auf dem Arbeitsblatt. Zunächst sollten die Originale mit Hilfe eines Stadtplans (vgl. Serviceteil) gefunden und dann für sich und - soweit vorhanden - ergänzend auch mittels der Informationen am jeweiligen Fundort beschrieben werden. Sicher werden die Schüler/innen hierbei auch Bezüge zum vorherigen Geschichtsunterricht herstellen können - einige dieser Spuren sind im Unterricht ja schon mindestens indirekt angesprochen worden. Grundsätzlich sind bei einem solchen eher handlungsorientierten Vorgehen - bei dem sich die Schüler/innen so "ganz nebenbei" auch einen Überblick über das historische Ravensburg verschaffen - verschiedene Durchführungsvarianten denkbar:

  • Die Schüler/innen bearbeiten arbeitsgleich alle 10 Spuren und starten an unterschiedlichen Startpunkten (Spur 1 - Spur 3 - Spur 4 - Spur 10); den Abschluss könnte ein Rundgang mit der Gesamtgruppe bilden, bei dem verschiedene Schülergruppen im Wechsel ihre Ergebnisse jeweils vor Ort präsentieren.
  • Die Schüler/innen bearbeiten arbeitsteilig nur einen Teil der Spuren (Spur 1 und 2 - Spur 3 und 4 - Spur 5, 6 und 7 - Spur 8, 9 und 10); den Abschluss könnte wieder ein Rundgang mit der Gesamtgruppe bilden, bei dem die Spezialistengruppen ihre Ergebnisse jeweils vor Ort präsentieren.
  • Die Schüler besuchen nach ihrer arbeitsteiligen/arbeitsgleichen Spurensuche, aber noch vor dem abschließenden Rundgang mit den Gruppenpräsentationen das Museum Humpis-Quartier und "führen sich selbst" mit dem Audioguide durch die Lebenswelt des Hans Humpis. Nachdem sie sich zuvor bei ihrer Spurensuche selbst schon ein Bild gemacht haben, ergänzen sie im Museum ggf. ihr Arbeitsblatt bzw. ihre Spuren um hier gewonnene weitere Informationen und Einsichten (diese ergänzende Variante scheint v. a. für Schüler/innen der Klasse 10 sinnvoll). Bei einem solchen Vorgehen ist eine vorherige Anmeldung und Absprache mit dem Museum Humpis-Quartier unerlässlich.

Sollten Sie eine dieser Varianten wählen, ist es wichtig, die Schüler/innen auf die geplante und damit für die Schüler/innen auch verbindliche Präsentation hinzuweisen. Didaktisch wäre bei diesem Vorgehen dreierlei erreicht: Wiederholung des im Unterricht Gelernten, Festigung und Erweiterung des Gelernten durch Einordnung der Spuren und schließlich Anwendung und Sicherung durch den Transfer mittels der Präsentationen vor Ort.
Informationen zum Arbeitsblatt "Auf den Spuren der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft in der Altstadt Ravensburgs ..." ( AB 18a ) (Stand 2010)
Zur 3. Spur: Katholische Pfarrkirche Liebfrauen
Die Kirche ist bis Ende März 2011 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
Zur 4. Spur: Kleiner Ratssaal Rathaus
In der Regel ist der kleine Ratssaal in der Zeit zwischen Frühjahr und Herbst geöffnet, bzw. kann auf Anfrage ganzjährig für Besucher geöffnet werden. Der/die Lehrer/in sollte sich aber vorab vergewissern, dass keine Trauung o. ä. zeitgleich zum Besuch angesetzt ist. Generell empfiehlt sich deshalb ein Anruf bei der Rathausverwaltung vorab.
Rathaus Ravensburg
Marienplatz 26
88212 Ravensburg
Telefon +49 751 82-0
Telefax +49 751 82-200
Email rathaus@ravensburg.de

Eine grundsätzlich andere Möglichkeit wäre eine professionelle Stadtführung oder eine Führung durch den/die Lehrer/in mit Hilfe des Arbeitsblattes "Auf den Spuren der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft". Den "krönenden" Abschluss sollte dann aber auf jeden Fall ein Besuch im Museum Humpis-Quartier bilden - zu den verschiedenen Möglichkeiten dort vgl. oben).

Abschlussbewertung:
Methode "Postorganizer": Erinnerung an die Gruppen / Wagen des Rutenfestumzugs! ( AB 2 S. 2): "Stimmt diese kollektive Erinnerung der Ravensburger mit der wirklichen Geschichte überein? Was ist an dieser Geschichte tatsächlich "erinnernswert"? Möglichkeit der vorsichtigen "Dekonstruktion" eines in der Stadt Ravensburg "traditionell" verankerten Geschichtsbildes.


Im weiteren Verlauf des Geschichtsunterrichts könnte sich nun sowohl in Klasse 7 wie auch in Klasse 10 ein Vergleich der Ravensburger Gesellschaft mit den Unternehmen der Fugger und / oder Welser anschließen.
Materialien im jeweils eingeführten Schulbuch
Denkbare Leitfragen für den Vergleich:
Inwieweit trägt das Exempel die "Große Ravensburger Handelsgesellschaft" fürs Ganze?

  • Frühkapitalismus: Städtischer Markt, Fernhandel, Geldwirtschaft, Banken, Verlagssystem, Monopole, Globalisierung; städtische Gesellschaft: Patriziat, ständische Ordnung, vertikale Mobilität, Mentalitätswandel im Rahmen einer veränderten Arbeits- und Wirtschaftsethik der städtischen Führungsschicht.
  • Organisationsform der jeweiligen Unternehmen (Herstellung & Vertrieb wichtiger Waren)? Edelmetalle - Schlüssel zur Macht (erste Monopole)? Konsequente Kapitalgeschäfte (Fugger, der "Königs- & Kaisermacher")? Worin unterscheiden sich Fugger und Welser in ihrer Unternehmensethik von der Ravensburger Handelsgesellschaft?
  • Beurteilung: Neue Wirtschaftsformen - Fluch oder Segen? Problem des wechselseitigen Einflusses von Ökonomie und Politik? Ist der quantitative Erfolg die alleinige Messlatte zur Beurteilung des Erfolgs / Misserfolgs einer frühmodernen Unternehmensform? Beginnt die Globalisierung schon im Spätmittelalter? Sind die damaligen Handelsgesellschaften schon Global Player?

Als stufenspezifische weitere Vertiefungsmöglichkeit bietet sich das folgende Ergänzungsmodul für die Klasse 10 an: Eine "moderne" Wirtschaftsethik setzt sich durch!
Wirtschaftsethik in der spätmittelalterlichen Stadt: Einordnung des Exempels Große Ravensburger Handelsgesellschaft in die allgemeine Wirtschafts- und Sozialgeschichte
AB 15 & Quellen in AB 3 und AB 7

Bearbeitungsaspekte:
Kann ein Kaufmann fromm sein? Erfolgreich sein "zur Ehre Gottes!"
Eine neue Arbeitsethik bewährt sich: Leistung lohnt sich und ermöglicht die Überwindung ständischer Schranken in der städtischen Gesellschaft!
Wann beginnt der Max Webersche "Geist des Kapitalismus" wirklich? Die neue Arbeitsethik beginnt längst vor dem Calvinismus.

Aktualisierung I ( AB 16 und Quellen in AB 3 )
Aktualisierung und kritische Würdigung des Geschäftsgebarens der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft im Vergleich mit genossenschaftlichen Aktivitäten heute. Sind Genossenschafter die besseren und die faireren Kapitalisten ("gerechter Preis" und "Gemeinwohlorientierung")? Heiligt der Zweck immer die Mittel, vergleicht man etwa das Geschäftsgebaren eines Jakob Fugger mit dem der Ravensburger Gesellschaft?

Aktualisierung II ( AB 17 , AB 3 , AB 5 ):
Vergleich gängiger Unternehmensformen heute mit der Unternehmensstruktur der Ravensburger Handelsgesellschaft (insbesondere mit der Genossenschaft eG): Welcher Rubrik ließe sich wohl die Große Ravensburger Handelsgesellschaft heute zuordnen? Ein Modell für heute?

 

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -



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