Georg Elser und das Attentat vom 8. November 1939 "Ich habe den Krieg verhindern wollen"

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Das Attentat auf Adolf Hitler vom 8.11.1939, also kurz nach dem endgültigen Kriegsbeginn, wäre vielleicht die letzte Chance gewesen, den Zweiten Weltkrieg in seinem vollen Ausmaß zu verhindern. Es war die akribisch geplante und sorgfältig ausgeführte Tat eines Einzelnen, dessen Rolle während seiner Haftzeit umstritten war und dem auch nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes noch lange jegliche Anerkennung als Widerstandskämpfer versagt blieb.
Elsers Tat sollte also nicht nur „nachbetrachtet“ werden, indem sein Vorgehen und seine Motive nachvollzogen werden, es ist auch zu erarbeiten, wieso seine Heimatgemeinde Königsbronn sich so lange so schwer tat, Elser als Widerstandskämpfer zu würdigen.


2. Geschichte

Georg Elser wurde am 4. Januar 1903 in Hermaringen/Württemberg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Königsbronn begann er 1917 eine Lehre als Dreher, die er jedoch zwei Jahre später aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste und wurde danach Schreiner.

Von 1925 bis 1929 war er in einer Konstanzer Uhrenfabrik angestellt, wo er auch Kenntnisse erwarb, die es ihm später möglich machten, den ausgeklügelten Zeitzünder für seine Bombe zu konstruieren. In dieser Zeit sympathisierte Elser auch mit der KPD.1932 kehrte er aus der Schweiz zurück und war im elterlichen Betrieb beschäftigt. Ab 1936 war er Hilfsarbeiter in einer Heidenheimer Armaturenfabrik. Durch seinen Arbeitsplatz erlangte er Kenntnis von den massiven Aufrüstungsanstrengungen des NS-Regimes.

Elser war früh entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, zunächst wegen der Verschlechterung der sozialen Verhältnisse, dann wegen der Kriegsvorbereitungen. Nach dem Münchner Abkommen vom 30. September 1938 war Elser endgültig davon überzeugt, dass Hitler auf einen neuen Krieg zusteuerte und nur noch sein Tod größeres Unheil von Deutschland abwenden könne.
Nun begann er, einen Bombenanschlag zu planen. Er heuerte zunächst als Arbeiter in einem Steinbruch an, um sich auf diese Weise Sprengstoff zu besorgen. Im Sommer 1939 zog er nach München und mietete dort eine kleine Werkstatt um einen Zeitzünder zu konstruieren.
Ab Ende August höhlte er dann 30 Nächte lang in mühevoller, riskanter Kleinarbeit im Bürgerbräukeller eine Säule aus, um die Bombe mit Zeitzünder darin zu deponieren.

Am 8. November 1939 explodierte die Bombe exakt zu der von Elser vorgesehenen Zeit um 21.20 Uhr. Doch da hatte Hitler, entgegen dem sonstigen Ablauf, den Bürgerbräukeller schon wieder verlassen. Der Sprengsatz verwüstete den Saal, tötete acht und verletzte 63 Besucher, davon 16 schwer. Unter den Toten waren sieben Mitglieder der NSDAP. Nach Elsers Plan hätte sich am Explosionsort die gesamte Führung der NSDAP befunden.
Elser wurde zufällig noch am selben Abend bei dem Versuch, in die Schweiz zu fliehen, vom Zollgrenzschutz in Konstanz festgenommen.
Er gestand die Tat, die man einem Einzeltäter nie zugetraut hätte, kam zunächst ins KZ Sachsenhausen und lebte fünf Jahre in absoluter Isolation. Kurz vor Kriegsende wurde er nach Dachau verbracht und dort am 9. April 1945 erschossen.

Nach dem Krieg hielt sich lange das Gerücht, Elser sei eine Marionette der Nationalsozialisten gewesen. Seine Familie wurde geschmäht und erhielt keine Haftentschädigung. 1964 wurden die Verhörprotokolle entdeckt, die die Alleintäterschaft Elsers endgültig nachwiesen. 1988 wurde der Georg-Elser-Arbeitskreis in Heidenheim gegründet, 1998 die Gedenkstätte in Königsbronn eingeweiht.


3. Anlage

Zur Gedenkstätte

Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn

B 2  Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn © Wilhelm Lienert

In den drei Räumen im Obergeschoss werden Leben und Tat des Georg Elser geschildert.

Im ersten Raum geht es um die Person des Widerstandskämpfers.
Ausstellungsstücke und Bilder erinnern an sein Elternhaus, die Schreinerlehre, seine Freizeitbeschäftigungen.
Im zweiten, dem größten Raum steht das Attentat im Bürgerbräukeller im Mittelpunkt. Er wird beherrscht von einem riesigen Foto, das nach der Explosion im Bürgerbräukeller aufgenommen wurde. Es zeigt das Ausmaß der Zerstörung durch die „Höllenmaschine“. Daneben ist ein Modell der Säule zu sehen, in der diese versteckt war. Auf Schrifttafeln werden Hintergründe und Motive der Tat erläutert.
Der dritte Raum erinnert durch ein Gitter und die entsprechende Beleuchtung an eine Gefängniszelle. Hier wird die Haft Elsers dokumentiert. Zudem finden sich Schriftstücke und Briefe, in denen Anfeindungen gegen Elser und seine Angehörigen geäußert werden.
Unweit der Gedenkstätte am Bahnhof Königsbronn befindet sich seit 2010 ein Denkmal, das den zu seiner Tat aufbrechenden Attentäter symbolisiert.

Georg-Elser-Denkmal am Bahnhof Königsbronn

B 3  Georg-Elser-Denkmal am Bahnhof Königsbronn © Wilhelm Lienert

 

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