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Der Tag einer frühneuzeitlichen Prinzessin

Sophie von der Pfalz war eines der sog. „Winterkinder“ (Sean Ward), nämlich Tochter von Friedrich V. von der Pfalz, dem sog. „Winterkönig“, der einen Winter (1619/20) lang als König von Böhmen eine zentrale Rolle im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) spielte. Sophie wurde erst zehn Jahre später 1630 als zwölftes Kind des Pfalzgrafen im Exil in Den Haag am niederländischen Hof geboren. Als ihr Vater starb, war sie gerade zwei Jahre alt. Wie ihre ältere Geschwister schickte man sie sehr jung nach Leiden, wo Friedrich und Elisabeth eine Art Privatinternat für ihre zahlreichen Kinder (und für einige aus verwandten und befreundeten Adelshäusern) eingerichtet hatten und wo diese von einer Hundertschaft von Hofmeistern, Gouvernanten, Lehrern, Pagen und anderem Gesinde erzogen und bedient wurden. Der Bildungsanspruch – auch für die Mädchen – war hoch. Sprachen spielten eine wichtige Rolle; alle Kinder waren bemerkenswert vielsprachig. Sophie zum Beispiel sprach fließend Französisch, Deutsch und Holländisch, konnte sich auf Englisch und Italienisch verständigen und hatte Grundkenntnisse in Spanisch und Latein. Als Teenager wurden die Kinder von der Schule geholt: die Jungen gingen anschließend auf Kavalierstour, die Mädchen blieben am pfälzischen Hof im Haag, um ihrer Mutter Gesellschaft zu leisten. 1658 heiratete die pfälzische Prinzessin Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg. Die Verwicklungen um die Hochzeitsplanungen, die einen Einblick in die Adelswelt des 17. Jahrhundert gewähren, sind Gegenstand des Moduls Wie man im 17. Jahrhundert eine Hochzeit aushandelt.

Porträt der Kurfürstin Sophie von der Pfalz als Indianerin
gezeichnet von ihrer Schwester Luise Hollandine von der Pfalz

 

In diesem Modul soll, ausgehend von den autobiographischen Aufzeichnungen Sophies, die sie 1680 im Alter von 50 Jahren in französischer Sprache verfasst hat, die Kindheit einer frühneuzeitlichen Prinzessin im Fokus stehen. Sophie erzählt mit großer Distanz und sehr ironisch von ihrer Kindheit – dies lässt ihren Text geradezu modern wirken und macht ihn für den Unterricht zu einem spannenden Gegenstand, da er Alltagserlebnisse an einem Fürstenhof thematisiert und so einen schülernahen kulturgeschichtlichen Zugang zur frühen Neuzeit eröffnet.

In dem Modul, das sich für eine Unterrichtsstunde, bei allen Vertiefungen und Differenzierungen für eine Doppelstunde anbietet, sollen die Schülerinnen und Schüler zunächst die Darstellung Sophies in eine Tabelle übertragen, um den Tagesablauf der Prinzessin mit ihrem eigenen vergleichen zu können. Bei diesem Vergleich wird auffallen, dass auch der Tag von Sophie zu einem großen Teil mit Lernen und dem Kontakt zu Lehrern ausgefüllt war – daneben bestanden aber noch enorme Vorgaben der höfischen Etikette, denen Sophie zu genügen hatte, und die in ihrer Darstellung eher ironisch überzeichnet erscheinen.

Gerrit van Honthorst: Sophie von Hannover, vormals Sophie von der Pfalz, etwa 1650
gezeichnet von ihrer Schwester Luise Hollandine von der Pfalz

 

Unterrichtsverlauf

1. Einstieg: Bild von Sophie als Indianerin und als erwachsene Frau - was wollt ihr von einer Prinzessin wissen?
Leitfrage: Wie sah die Kindheit einer Prinzessin im 17. Jahrhundert aus?

2. Erarbeitung: Übertrage den Tagesablauf von Prinzessin Sophie (und als pdf-Datei zum Download) in eine zeitlich geordnete Tabelle .
Vergleiche den Tagesablauf mit deinem Tag, als du 9 oder 10 Jahre alt warst, und markiere Unterschiede und Ähnlichkeiten in verschiedenen Farben.

3. Vertiefungen:

  • Schwerpunkte: Arbeite heraus, welche Abläufe Sophie besonders ausführlich schildert. Kannst du erklären, warum sie das tut?
  • Ironie: Warum kann man Sophies Text heute noch mit einem Schmunzeln lesen?

4. Reflexion: Höfisches Leben im 17. Jahrhundert – wäre das für dich erstrebenswert?


Differenzierung: Informiere dich über den weiteren Lebensweg von Sophie (rechte Spalte).


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