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Buch des Monats September 2014

Martin Gülich - Der Zufall kann mich mal (ab 12 Jahren)


Martin Gülich:

Der Zufall kann mich mal



Thienemann Verlag, 2014

ISBN: 978 3 522 202084
Broschur, 192 Seiten

Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Ersterscheinung: April 2014

Der vierzehnjährige Tim weiß ein Lied davon zu singen, wie gefährlich Lesen sein kann. Denn seit er als Elfjähriger beim Fahrradfahren ein Buch gelesen und deswegen einen Unfall verursacht hat, leidet er unter einem steifen Bein. Dass er deswegen von den Mitschülern in Anlehnung an den einbeinigen Kapitän aus ‚Moby Dick‘ ‚Ahab‘ gerufen wird, ist für ihn schon schlimm, darunter, dass er nun nicht mehr so gut in Sport ist wie früher, leidet er aber noch mehr.

Tims Leben erfährt eine Wende, als der Chemiesaal der Schule abbrennt. Alle verdächtigen Remo, einen Jungen der immer wieder Ärger mit Mitschülern und Lehrkräften hat und der auch für Tims Spitznamen verantwortlich ist. Tim aber weiß nicht, was er glauben soll, denn Remos Verhalten irritiert ihn. Die beiden nähern sich schließlich aneinander an und fassen Vertrauen. Da erzählt Remo von den Problem zuhause: Remos Vater ist Alkoholiker, die Eltern haben sich getrennt. Tim beschließt, Remo zu helfen. Von nun an hecken die beiden Jungen Pläne aus, wie sie Remos Vater von seiner Alkoholsucht kurieren können.

Dass Tim nun Remos Geheimnis teilt und um jeden Preis bewahren muss, sorgt zunehmend für Verwicklungen. Weil Remo ihn braucht, lässt Tim das Treffen mit einem Mädchen, das ihm viel bedeutet, platzen – und darf nicht einmal erklären, warum er sie versetzt hat. Auch mit seinem alten Freund Luca, der sich von Tims Heimlichtuerei hintergangen fühlt, kommt es zu Konflikten. Dass Tim und Luca sich dann auch noch in dasselbe Mädchen verlieben, macht alles noch komplizierter…

Der Autor Martin Gülich erzählt aus der Perspektive des jugendlichen Protagonisten, wobei es ihm gelingt, den richtigen Ton zu treffen. Tim kommt sympathisch und glaubhaft rüber, er ist kein Superheld, sondern ein ganz normaler Teenager, dem es zunächst gar nicht recht ist, durch die Verstrickung in Remos Probleme aus der eigenen Komfortzone herausgelockt zu werden. Doch als er erkennt, dass Remo ihn wirklich braucht, hilft er und nimmt dabei in Kauf, selbst in Schwierigkeiten zu geraten. Bei alldem erkennt Tim, dass man sein Leben selbst in der Hand hat. Und dass das mit Freunden an der Seite leichter geht.

Interessant ist auch, wie das Thema Lesen in diesem Jugendroman angegangen wird: Als Tim in einem Schaufenster den Roman ‚Moby Dick‘ entdeckt, will er wissen, was eigentlich genau hinter seinem Spitznamen ‚Ahab‘ steckt, und kauft sich das Buch. Immer wieder berichtetet er in der Folge von seiner Lektüre, vergleicht sich mit den Protagonisten darin und versucht, die Handlung des Romans auf seine Lebenswelt zu übertragen. Prozesse, die beim Lesen meist unbewusst ablaufen, werden hier anschaulich gemacht.

(SK, Arbeitskreis Lesen)



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