Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Unsere Buchempfehlungen im November 2017

Oskar Abendrot: Ritter Hedebald und der Wolf (ab 4 Jahren)
Knesebeck Verlag

Charlotte Habersack: Bitte nicht öffnen 1: Bissig! (ab 8 - 11 Jahren)
 Carlsen Verlag

Matt Haig: Echo Boy.  (ab 14 Jahren) dtv Verlag

Oskar Abendrot: Ritter Hedebald und der Wolf

Verlag: Knesebeck Verlag 2016
Illustratorin: Isabel Große Holtforth
ISBN - 10: 3868737111
ISBN - 13:  9783868737110 
Gebunden : 32 Seiten
Bilder-/ Vorlesebuch
Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Oskar Abendrot hat in dem Bilder- und Vorlesebuch „Ritter Hedebald und der Wolf“ einen etwas anderen Ritter geschaffen: Den richtigen Namen des Ritters: „Ritter Hebestreit Degenhart Fronibald Wolkenbruch von Wolkenstein“ kann sich niemand merken. Auch Aben-teuer erlebt er nicht mehr, weil die Jungfrauen keine Rettung mehr benötigen. Außerdem sind die Drachen ausgestorben. So sitzt er auf seiner Burg und braut statt dessen Erkäl-tungstränke gegen Husten und leidet an seinen kalten Füßen.
Als ein Bauer in seiner zugigen Burg erscheint, stellt er erfreut fest, dass er plötzlich eine neue Aufgabe übertragen bekommt. Er soll die Dorfbewohner von einem Wolf befreien, der die Häuser umpustet. Hedebald legt sich gespannt und voller Abenteuer-Vorfreude auf die Lauer. Schnell stellt er fest, dass der Wolf niemandem schaden will, sondern einfach stark erkältet ist. Hedebald nimmt sich seiner an und die Geschichte wendet sich.
Das Bilder- und Vorlesebuch ist wunderschön illustriert und die Kinder verweilen gerne auf den Seiten. Sprachlich ist der Text anspruchsvoll, aber nicht übertrieben schwer. Den Humor werden sicher nur Kinder mit guten bis sehr guten Deutschkenntnissen verstehen. Diese müssen dann aber oft lachen, weil Hedebald ganz anders ist, als man es von einem Ritter erwarten würde. Denn welcher Ritter sitzt in selbstgestrickten Socken am Tisch, auf dem eine weitere Socke in Arbeit liegt? Und kennen die Kinder Rittergestalten, die Kräuter sammeln gehen und sich mit einem Wolf anfreunden?

  M.S. Ideenpool Lesen

Charlotte Habersack: Bitte nicht öffnen 1: Bissig!

Verlag: Carlsen Verlag 2016
Illustratorin: Fréderic Bertrand
ISBN: 3551652112
ISBN-13: 978-3551652119
Gebunden: 240 Seiten
Altersempfehlung: ab 8 - 11 Jahren

„Bitte nicht öffnen – bissig!“ lautet der erste Band einer Buchreihe von Charlotte Habersack, erschienen 2016 im Carlsen Verlag und signalisiert schon zu Beginn: Wer hier liest, hat Mut!
Nicht anders ergeht es Nemo, einem ganz normalen kleinen Jungen aus dem Städt-chen Boring. Unerwartet erhält er ein geheimnisvolles Paket und steht selbst vor der Entscheidung: öffnen oder besser nicht? Doch dann taucht Fred auf. Und als sich das Paket schließlich bewegt, beweist Nemo Mut. Doch war das wirklich klug?
Plötzlich gibt es eine Explosion. Ein bedrohlich wachsender Yeti namens Icy Ice-Monsta wandert umher und heftiger Schneefall mitten im Juni sorgen für ordentliche Verwirrung und halten die Kinder und den Leser gleichermaßen in Atem. Ein turbu-lentes Abenteuer beginnt für die beiden Jungen, denen sich Oda, eine Mitschülerin, die Nemo anhimmelt, schon bald anschließt. Charlotte Habersack erzählt die Ereig-nisse, ohne Pausen einzulegen. Die Stadt bildet eine Bürgerwehr und geht auf Yeti-jagd. Doch wie versteckt man einen fast zweieinhalb Meter großen Yeti? Eine wilde Flucht vor der Bürgerwehr mit zahllosen zu bestehenden Herausforderungen nimmt ihren Lauf.  Der Einbruch im Spielzeugwarenladen führt zu Komplikationen und bleibt für die Freunde nicht folgenlos. Und dann gibt es da noch Arkas, den Erzfeind des Yetis. Die beiden sollten sich besser nicht begegnen, finden die Kinder schon bald heraus. Eine eisige Flucht im Schneemobil endet für das Trio und den Yeti in einem aufregenden Aufeinandertreffen mit der Bürgerwehr und stellt die Kinder vor eine verheerende Verwechslung. Kann diese von ihnen rechtzeitig aufgelöst wer-den?  
Die Geschichte von Charlotte Habersack beginnt sofort rasant und verbleibt auch im weiteren Verlauf spannend und temporeich. Die Ereignisse sind für die jungen Lese-rinnen und Leser fesselnd. Schon der Buchdeckel macht neugierig und lädt zum Umblättern ein. Gleich dahinter verbirgt sich ein unbekanntes Wesen mit Speer und einem grimmigen Blick und wirkt doch irgendwie sympathisch. Der Leser kann hier schon das Thema erahnen: Es geht um ein phantastisches Zotteltier. Ein gefährli-ches Abenteuer mit einem Monster, das es zu bestehen gilt. Klugheit und Mut sind gefragt. Doch auch Fantasie, Freundschaft, und erstes Verliebtsein haben ihren Platz in der Geschichte. 
Die Sprache und Schriftgröße sind der Altersgruppe der acht bis zehn Jährigen an-gepasst. Der Umfang des Buches und die eher spärlich eingesetzten Bilder setzten eine altersangemessene Lesefähigkeit voraus. Schwächere Leserinnen und Leser finden allerdings Unterstützung im dazu passenden Hörbuch. Die Formulierungen sind witzig und salopp und lösen Schmunzeln und Belustigung über die Gescheh-nisse aus. Die Gefahren werden somit in ihrer Dramatik abgeschwächt und die Kin-der werden belohnt für ihren bewiesenen Mut, das Buch geöffnet zu haben.
Schwarzweißzeichnungen von Fréderic Bertrand lockern an den passenden Stellen auf und verraten doch nicht zu viel. Charlotte Habersack wählt als Hauptfiguren zwei Jungen und ein Mädchen und lädt somit beide Geschlechter gleichermaßen zum Lesen ein. Mit den unterschiedlichen, durch die Hauptfiguren repräsentierten Per-sönlichkeiten, können sich bestimmt viele Kinder identifizieren. Wagemutige und abenteuerlustige Charaktere werden durch Oda und Nemo verkörpert, Fred hinge-gen ist eher ein vorsichtiges und risikoarmes Kind.
Das Buch ist als unterhaltsame und kurzweilige Lektüre zu empfehlen, die Leserin-nen und Leser erheitert, die kindliche Fantasie anregt und schlichtweg den Lese-hunger auf Abenteuer weckt.
Eine Leseprobe finden Sie hier.
Zum Einsatz im Unterricht finden Sie hier viele Anregungen und Materialien, wie z. B. ein Lese-Domino, ein Lesespiel und eine Lese-Schreibkartei.

 

S.B.Ideenpool Lesen

Matt Haig: Echo Boy

Originaltitel: Echo Boy

Verlag: dtv, 2016
Übersetzerin: Violeta Topalova
ISBN-13: 978-3423717120
Taschenbuch: 400 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Jugendbuch

Die Geschichte „Echo Boy“ spielt im 22. Jahrhundert. Die Menschen leben in einer klimatisch stark veränderten Welt, Spanien zum Beispiel ist unbewohnbar, weil das Land sich in eine Wüste verwandelt hat. Die technische Entwicklung ist revolutionär, die Menschen können ohne Probleme zwischen den Kontinenten hin und her reisen, auch der Mond und Mars sind besiedelt. Für unangenehme Arbeiten ziehen die Menschen so genannte „Echos“, „Enhanced Computerized Humanoid Organism“, heran, die die veralteten Roboter ersetzen. Sie sehen aus wie Menschen, bluten sogar, aber sie sind gefühllos, kennen keine Anteilnahme und empfinden keine Schmerzen.
Die Hauptfigur des Romans Matt Haigs, Audrey Castle, lebt zusammen mit ihren Eltern und dem weiblichen Echo Alissa in einem Stelzenhaus im Norden Englands. Das Land ist nach verschiedenen Naturkatastrophen zu Dreivierteln mit Wasser bedeckt. Das Leben Audreys ändert sich schlagartig, als Alissa die Eltern Audreys tötet, sie selbst entkommt knapp mit dem Leben. Sie findet Unterschlupf bei ihrem Onkel in London, er ist der Hersteller von Millionen Echos und einer der reichsten Männer Europas. In der Villa ihres Onkels begegnet Audrey Daniel, einem männlichen Echo. Obwohl Echos eigentlich nichts fühlen, entwickelt Daniel eine Verbindung zu Audrey, die er nicht haben dürfte. Als sie in Gefahr gerät und die Hintergründe des Todes ihrer Eltern erfährt, will Daniel ihr unbedingt helfen.
Die dystopische Geschichte ist spannend, der Einsatz des Buches im Unterricht ab der achten Klasse lohnt sich durchaus. Interessant ist der Perspektivenwechsel zwischen Audrey und Daniel, der Leser erfährt viel über Echos, deren Entstehung und die Gründe für Daniels Anderssein. Der Roman bietet sich auch als Freizeitlektüre oder für eine Buchvorstellung an. Als Klassenlektüre kann er mit Robert M. Sonntags Roman „Scanner“ verglichen werden, um den es um eine Zukunftswelt geht, in der die Technik und ein Konzern die Macht über die Menschheit übernommen haben. Ein Unterrichtsmodell ist auf der Seite des Fachportals Deutsch abrufbar. Auch ein Vergleich mit Orwells „1984" und Huxleys „Brave New World" bietet sich an. Dabei sollten Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz abgewogen werden und die Schülerinnen und Schüler können reflektieren, wo sie sich bereits selbst „gläsern“ und abhängig gemacht haben.
Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (kI), die denkbar ist, lässt sich anhand der Geschichte sehr gut thematisieren. Unter „kI“ versteht man selbstlernende Maschinen, die eigenständig Probleme lösen können. Zudem sind sie in der Lage, ihre Handlung aufgrund von Erfahrungen anzupassen. Ausschnitte aus dem Buch, zum Beispiel als Alissa die Eltern Audreys tötet, bieten sich an, um in ein Erörterungsthema mit dem Thema „Künstliche Intelligenz der Zukunft – Hoffnung oder Gefahr?“  einzusteigen.  



M.S. Ideenpool Lesen

 


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
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