Strukturelle Konzepte und Ressourcen für die Anschlussförderung

Vom VKL-Konzept zum Sprachbildungskonzept | Förderung im Anschluss an das teilintegrative VKL-Modell | Anschlussförderung als Faktor für den Übergang in den Regelunterricht | Förderung im Anschluss an das integrative VKL-Modell | Zuständigkeiten | Haltung | Unterstützung der Lehrkräfte | Außerschulische Unterstützung | Zurück zur Übersicht    

 

Der Themenbereich dient vorwiegend der konzeptionellen Arbeit in der Schulleitung und im Schulentwicklungsteam. Sie sind in der Rolle, eine zuverlässige Struktur zu erarbeiten und aufrechtzuerhalten, auf deren Grundlage die Anschlussförderung von den Lehrkräften durchgeführt werden kann, denn es

... zeigt sich, dass der Entscheidung für ein Modell [des Übergangs, Anm. d. Verf.] komplexe Abwägungen und Schulentwicklungsprozesse zugrunde liegen, ...“ (Ahrenholz/Fuchs/Birnbaum 2016).

Schülerseitige und schulseitige Voraussetzungen und Modelle des Übergangs in den Regelunterricht sind Grundlage für die sich daraus ableitende Planung und Zuteilung von Ressourcen und Zuständigkeiten in der Anschlussförderung.

 

 

VOM VKL-KONZEPT ZUM SPRACHBILDUNGSKONZEPT

Der Aufbau einer Anschlussförderung erschöpft sich nicht in sachlichen, strukturellen und inhaltlichen Erwägungen. Notwendigerweise bezieht sie die Bedürfnisse der Lernenden wertschätzend mit ein. Dazu ist eine reflektierte Haltung des pädagogischen Personals gegenüber den Lernvoraussetzungen und Belastungen der Kinder und Jugendlichen notwendig.

Wichtige Grundlage für die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit des Konzepts ist vor allem das professionelle Handeln des gesamten Kollegiums in der Anschlussförderung. Notwendig dafür sind die Nutzung von Professionalisierungs-, Unterstützungs- und Beratungsangeboten und das Etablieren von Kooperationsroutinen. Diese bewirken nach ihrer Durchführung bzw. Etablierung eine enorme Entlastung der einzelnen Lehrkraft.

Checklisten  „Strukturelle Bedingungen in der Schulentwicklung und in der Fördermaßnahme“


Das Weiterdenken der Anschlussförderung hin zu einem übergreifenden Sprachförderkonzept bzw. letztendlich zu einem Sprachbildungskonzept ist sinnvoll (vgl. Lange/Gogolin 2010; Gogolin et al. 2011; Landesinstitut für Schulentwicklung Baden-Württemberg 2016b). Es bietet sich dadurch erstens die Möglichkeit der späteren Erweiterung bzw. Öffnung von Strukturen auch für andere Schülergruppen. Diese konzeptionelle Weiterentwicklung im Blick zu behalten, erleichtert weiterhin die Öffnung von fachsprachlichen Förder- und Fordermaßnahmen für alle Fächer und kann auf weitere schulische Bereiche übertragen werden. Sprachbildung ist somit ein Dachkonzept, auf das hin sprachbildende Maßnahmen ausgerichtet werden und ineinandergreifen können, von denen alle Lernenden einer Schule profitieren.

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: PARACELSUS-GYMNASIUM-HOHENHEIM, STUTTGART

Schulentwicklung: Sprachsensible Schule

„Als die neu eingewanderten Kinder zu uns an die Schule gekommen sind, haben wir gemeinsam überlegt, was die Kinder brauchen, um am PGH ihren Platz zu finden, und was die Eltern brauchen, um ihre Kinder unterstützen zu können. Aus diesen Bedürfnissen und Überlegungen sind Schritt für Schritt erste Maßnahmen und ... Teilkonzepte zum Unterricht, zur persönlichen Begleitung und zur Elternkooperation entstanden. Durch kontinuierliche Reflexion im Kollegium werden diese weiterentwickelt. Mit unserem integrativen Modell, das die Lernenden von Anfang an in den Regelunterricht einbindet, ermöglichen wir, dass sich bei den Kindern und Jugendlichen schnell ein Gefühl der Zugehörigkeit einstellt und dass sie ihr Leistungspotenzial entfalten können.
Schnell wurde uns bei der sprachlichen Integration der neu eingewanderten Lernenden im Regelunterricht klar, dass eine bewusste Sprachbildung nicht nur diesen, sondern allen Schülerinnen und Schüler nützt.
Auch ist ein Fokus auf gelingende Kommunikation und bildungssprachliche Fähigkeiten eine Aufgabe, die alle schulischen Arbeitsfelder verbindet. Deshalb arbeiten wir an einem Konzept der durchgängigen Sprachbildung als zentralem Thema unserer Schulentwicklung. Ich habe am PGH das große Glück, mit einem kreativen, verantwortungsbewussten, aktiv gestaltenden Kollegium zusammenzuarbeiten.
Es gilt dabei für mich als Schulleiterin, Kolleginnen und Kollegen zu begleiten, zu bestärken und ihre Eigeninitiative zu unterstützten. Die Einbindung der Schulleitung nicht nur in die Entwicklung des Sprachbildungskonzepts, sondern auch in die täglichen Herausforderungen der Integrationsklasse ist Voraussetzung für einen gezielten Schulentwicklungsprozess.“

Sabine Witzke, Schulleiterin

 

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: PARACELSUS-GYMNASIUM-HOHENHEIM, STUTTGART

Entwicklung eines gemeinsamen Sprachcurriculums im Kollegium

„Der Austausch im Kollegium verdeutlichte, dass sich die sprachlichen Herausforderungen in den verschiedenen Fächern des Regelunterrichts zwar ganz unterschiedlich manifestieren (Protokolle und Versuchsbeschreibungen in den Naturwissenschaften, funktionale Sprachanalyse im Literaturunterricht etc.). Sie weisen jedoch einen gemeinsamen Kern auf: ... die Notwendigkeit eines bewussten Umgangs mit Sprache im Lernprozess. Ebenso zeigte uns die gemeinsame Reflexion über Herausforderungen im Unterricht, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schülern, dass keineswegs nur Deutschlernende mit sprachlichen Barrieren im Unterricht konfrontiert sind, sondern Sprache das Zentrum jedes individuellen Konstruktionsprozesses von Wissen darstellt:
Wie soll etwas verstanden werden, das man sprachlich nicht oder nur schwer (er)fassen kann?

Um einen solchen bewussten Sprachumgang nicht als isolierten Block in den Deutsch- und Fremdsprachunterricht zu verbannen, sondern als pädagogische Grundlage der Schule zu verankern, entschloss sich das Kollegium, ein gemeinsames Sprachcurriculum zu erarbeiten, welches die zentralen sprachlichen Anforderungen der einzelnen Fachschaften festhält und bündelt. Als curriculares Fundament soll dieses im Anschluss
(I) zur Planung eines sprachsensiblen und curricular abgestimmten Fachunterrichts sowie zur
(II) Gestaltung additiver Zusatzangebote (bspw. Schreib- und Formulierungstraining, Verknüpfung mit außerunterrichtlichen Veranstaltungen und Angeboten etc.) dienen.“

Niklas Gramich, Koordination sprachsensibler Unterricht

 

Meist fängt der Schulentwicklungsprozess weder bei Null an noch sind die Kontexte und bisherigen Erfahrungen an Schulen gleich. Deshalb sind die folgenden Empfehlungen und Anregungen jeweils anzupassen. Es sollen Bausteine daraus ausgewählt werden, die schrittweise über einen längeren Zeitraum zu einem nachhaltigen, schuleigenen Konzept führen.

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FÖRDERUNG IM ANSCHLUSS AN DAS TEILINTEGRATIVE VKL-MODELL

In der Regel besuchen neu eingewanderte Kinder und Jugendliche zur Heranführung an die sprachlichen und fachlichen Anforderungen in baden-württembergischen Schulen eine Vorbereitungsklasse oder vergleichbare Maßnahmen (vgl. Ausgangssituationen). Sukzessive werden sie dann in die Fächer des Regelunterrichts integriert. Der Übergang in den Regelunterricht verläuft dabei für die Lernenden individuell unterschiedlich. Auch wenn sie im teilintegrativen Modell einen „sanfteren“ Einstieg in den Regelunterricht erfahren, sind sie zum Zeitpunkt der vollständigen Integration noch nicht in allen Fächern gleich gut angekommen. Einige Fächer sind je nach Klassenstufe auch unterschiedlich herausfordernd. Dies macht es notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler in den meisten Fällen noch eine signifikante Unterstützung bekommen, nachdem sie die Vorbereitungsklasse verlassen haben. Für Lernende mit geringer schulischer Vorerfahrung verzögert sich der Übergang in den Regelunterricht häufig. Damit dieser dennoch gelingt, muss die Unterstützung in der Anschlussförderung individuell abgestimmt und in höherem Maße kompensatorischer Art sein.

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ANSCHLUSSFÖRDERUNG ALS FAKTOR FÜR DEN ÜBERGANG IN DEN REGELUNTERRICHT

Das Vorhandensein einer qualitätsvollen Anschlussförderung ist also eine wichtige Voraussetzung für das Verlassen der Vorbereitungsklasse und die vollständige Integration in den Regelunterricht. Nur wenn eine adäquate Anschlussförderung gewährleistet werden kann, wird einer Verzögerung, einer Erschwernis, gar einem Scheitern des Anschlusses durch allzu große Belastungen vorgebeugt. Bedeutetende Übergangsfaktoren sind:

INDIVIDUELLE ÜBERGANGSFAKTOREN
SCHULISCHE ÜBERGANGSFAKTOREN
Leistungsfähigkeit und -bereitschaft /
schulische Vorerfahrungen /
Resilienzfaktoren (z. B. Selbstwirksamkeit,
Selbstreflexion, Problemlösefähigkeit,
Kooperationsfähigkeit etc.)
institutionelle Einheit oder Verschiedenheit von
Vorbereitungsklasse und Regelunterricht, in den
integriert wird (s. o. Voraussetzungen der Anschlussphase)
Sprachstand / Sprachlernerfahrung,
die für die Integration in bestimmte
Fächer notwendig sind
Umfang, Art und Qualität der Förderung in der Vorbereitungsklasse
und in der Anschlussförderung je nach Ressourcen und Konzept
fachlicher Lernstand / Vorkenntnisse,
die für die Integration in bestimmte Fächer notwendig sind
Schulart, Jahrgangsstufe und Anforderungen in den einzelnen Fächern

Abb.: Individuelle und schulische Übergangsfaktoren

Checklisten  „Übergang“ – unter Berücksichtigung individueller und schulischer Faktoren

Für einen gut kommunizierten Übergang sind Übergabeprotokolle hilfreich.


Eine umfangreiche Hilfestellung für pädagogische Übergangsgespräche und zur Einschätzung, ob Lernende für die vollständige Integration bereit sind, ist im Orientierungsrahmen VKL zu finden: Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit – Grundlagen und Anregungen für die Spracharbeit in Vorbereitungs­klassen, Kap. 4: Hinweise für einen gelingenden Übergang in die Regelklasse.

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FÖRDERUNG IM ANSCHLUSS AN DAS INTEGRATIVE VKL-MODELL

Grundschulen bieten häufig in den ersten beiden Schuljahren keine eigene Vorbereitungsklasse an, sondern beschulen die neu eingewanderten Kinder integrativ. Hier werden die beantragten VKL-Stunden entweder im Sinne des Teamteaching zur allgemeinen Sprachförderung im Regelunterricht genutzt oder es werden damit parallel zum Regelunterricht additive Sprachfördermaßnahmen durchgeführt. Es liegen hier also schon oft Strukturen wie bei einer Anschlussförderung vor, die dann nach der VKL-Maßnahme fortgeführt werden können.

Beim integrativen VKL-Modell an Sekundarschulen, das vor allem für leistungsstarke Lernende geeignet ist, nehmen diese von Anfang an vollständig am Regelunterricht teil und erhalten ihre Unterstützung dafür statt in einer Vorbereitungsklasse in additiven Angeboten der Anschlussförderung und idealerweise auch innerhalb eines binnendifferenzierenden Regelunterrichts. Die Schulen verwenden für dieses Modell die Ressourcen für eine Vorbereitungsklasse. Die Verzahnung von fachlichen und fachsprachlichen Anforderungen und den Fördermaßnahmen ist hier schon per se sehr früh sehr eng (siehe Leistungsstarke und leistungsorientierte Kinder und Jugendliche in der Vorbereitungsklasse. Empfeh­lungen für ein schulisches Förderkonzept: Das integrative Modell).
Eine additive Sprachförderung im Anschluss an dieses Modell ist aber dennoch notwendig und sollte bei leistungsstarken Lernenden ganz darauf ausgerichtet sein, dass sie ihre fach- und bildungssprachlichen Kompetenzen weiter ausdifferenzieren. Vor allem die hohen Anforderungen in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern und im Deutschunterricht brauchen weitere Begleitung, gerade wenn sich die Lernenden auf dem Weg in die Kursstufe oder bereits darin befinden.

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ZUSTÄNDIGKEITEN

Da die Anschlussförderung sehr individuell gestaltet werden muss und viele Personen, wechselnde Lehr-Lernarrangements und wechselnde Orte einschließt, ist es notwendig, dass es Verantwortliche gibt, die den Überblick behalten. Sowohl die Lernenden als auch die Lehrkräfte benötigen feste Ansprechpartner für ihre Anliegen. Auch erlauben es die vielfachen und teils kurzfristigen Anforderungen an die Lehrkräfte im Schulalltag nicht jeder Lehrkraft immer, alle Lernenden einzeln so im Blick zu behalten, wie es pädagogisch notwendig wäre. Umso wichtiger erscheint es, dass es verlässlich zuständige Personen gibt, die sich die Aufgaben in der additiven Sprachförderung in enger Zusammenarbeit teilen und die jeweils von ihrer Warte aus die Lernenden im Blick haben. Aufgaben dabei sind:

VERWALTUNG
DURCHFÜHRUNG 

Koordination der Anschlussförderung:
Zuteilung zeitlicher und personeller Ressourcen,
Stundenplan, Räume, Kommunikation mit außerschulischen Partnern etc.

Durchführung von Fördermaßnahmen

Sprachentwicklungsgespräche mit Lernenden

Verwaltung der Lernenden in der Anschlussförderung:
Lernstandsdokumentation, Anpassungen der individuellen Stundenpläne etc.

Diagnostik und Lernstandsdokumentation

Ermöglichung der Kooperation der Fach- und Förderlehrkräfte: Informationsfluss, Kooperationszeiten etc.

Pädagogischer Austausch mit den Fachlehrkräften
über die Förderinhalte und die Lernentwicklung
der Schülerinnen und Schüler

Abb.: Aufgaben in der Anschlussförderung

Checklisten  „Verwaltung der Anschlussförderung“

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HALTUNG

Lernende erleben die Integration in den Regelunterricht teils mit positiven und teils mit negativen Gefühlen und Erlebnissen. Das Verlassen des geschützten Raumes der Vorbereitungsklasse bzw. die Ankunft an einer neuen Schule in einem neuen Bildungssystem gehen unter Umständen mit Angst und oft mit Frustrationserlebnissen einher, aber auch mit Vorfreude und einem großen Motivationsschub. Um die positiven Seiten für ein gelingendes Ankommen im Regelunterricht mit Anschlussförderung zu verstärken, ist die anerkennende Wahrnehmung des bisher Geleisteten und der außerordentlichen Anstrengung, die nun mit der Bewältigung des Anschlusses aufgebracht wird, sehr wichtig.

Hilfreich für eine sensible Haltung des Kollegiums für die Bedürfnisse dieser Lernenden sind ...

  • ein Perspektivwechsel, indem die Lehrkräfte in eine vergleichbare Rolle schlüpfen und sich vorstellen, fachsprachliche Bildungsangebote in einem Land nutzen zu müssen, dessen Sprache sie noch nicht so gut beherrschen und in dem sie noch wenige soziale Kontakte haben. (Alternativ: Wie würden Sie sich die Begleitung der Integration für Ihr Kind in einem neuen Land vorstellen?)

  • ein produktiver Umgang mit Fehlern. Sie werden als Einblicke in das Lernfenster der Kinder und Jugendlichen verstanden und nicht defizitorientiert als Selektionsinstrument. Mit Rückmeldungen von Fachlehrkräften an Förderlehrkräfte, die aus dieser lernprozessbegleitenden diagnostischen Haltung heraus getroffen werden, entsteht auch eine zielführende Förderperspektive:
    „1. Was kann das Kind?
    2. Was soll es lernen?
    3. Was kann es als Nächstes lernen?“ (Dehn 2006).

  • eine vorurteilsbewusste Haltung, die die Lernenden in ihren individuellen Bedingungen sieht und von negativen oder auch wohlmeinenden Gruppenzuweisungen absieht. Das gilt für unzulässige kulturelle/nationale Zuschreibungen, aber auch für psychologische Vorannahmen.

  • eine im Rahmen der schulischen Verantwortung zugewandte, fürsorgliche Haltung im persönlichen Umgang und für strukturelle Entscheidungen. Die Organisation von additiven Fördermaßnahmen darf nicht zu einer längerfristigen Überlastung der sowieso schon stark geforderten Lernenden führen. Ein gewisses Maß an Flexibilität in der stundenplanerischen Gestaltung der additiven Maßnahmen ist notwendig.

  • eine schulweite positive Wahrnehmung im Alltag, z. B. in der unterrichtlichen Interaktion und in der aktiven Einbindung in außerunterrichtliche Veranstaltungen und das Schulleben.

  • Geduld: Wenn viele Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht und in der Fördermaßnahme zunächst sehr zurückhaltend sind und sich nur verhalten oder gar nicht beteiligen, deutet diese zunächst passiv erscheinende Haltung der Lernenden nicht zwangsläufig darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler nicht die entsprechenden Voraussetzungen für die jeweilige Schulart oder Klassenstufe mitbringen. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen benötigen ausreichend Zeit, um in ihrer neuen Situation anzukommen, die vielen Eindrücke zu verarbeiten und den unterschiedlichsten Anforderungen (man denke an die Vielzahl der neuen Lehrkräfte, Fächer und Arbeitsweisen!) gerecht zu werden. In der Bewertung gilt es pädagogische Spielräume zu nutzen.


Alle Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die Vorbereitungsklasse bzw. mit dem Ziel des Anschlusses an den Regelunterricht betreuen und unterrichten, sind sich dessen bewusst, dass sie maßgeblich zum Erfolg der Integration beitragen.

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: JÖRG-RATGEB-SCHULE, STUTTGART

Vertrauen und Freude

„Wichtig ist es, die Schülerinnen und Schüler und deren Herausforderungen, denen sie sich tagtäglich stellen, ernst zu nehmen. Eine neue Sprache zu lernen birgt besondere Schwierigkeiten, weshalb eine vertrauensvolle Atmosphäre im DaZ-Unterricht unerlässlich ist. Fehler zu machen ist in diesem Lernprozess unvermeidbar, Schülerinnen und Schüler müssen das wissen, sie müssen Fehler machen dürfen. Daher ist es besonders wichtig, dass der DaZ-Unterricht... keinen Nachhilfecharakter erhält. Den Schülerinnen und Schülern soll nicht das Gefühl vermittelt werden, dass sie den DaZ-Unterricht aufgrund schulischer Probleme besuchen müssen. Vielmehr soll Freude an der Sprache durch zielgruppenadäquates und handlungsorientiertes Lernen transportiert und die Schülerinnen und Schüler individuell auf dem Weg des Spracherwerbs begleitet werden.“

Stefanie Bosch, Sprachförderlehrkraft eines additiven Sprachbildungsangebots an der Jörg-Ratgeb-Schule

 

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: PARACELSUS-GYMNASIUM-HOHENHEIM, STUTTGART

Geduld und Wertschätzung

„Eine erfolgreiche Eingliederung setzt neben der Begleitung durch Schülerpatinnen und -paten eine offene und interessierte Haltung der Fachlehrkräfte voraus. Hierbei ist in erster Linie Geduld im Umgang mit den Schülerinnen und Schüler im durchaus hektischen Schulalltag erforderlich. Darüber hinaus ist ein positiver Blick auf... die Schülerleistung enorm wichtig. Die Regelklassenlehrkräfte müssen sich also bewusst machen, was die Schülerinnen und Schüler leisten und bereits erreicht haben, anstatt sich auf sprachliche Defizite oder fachliche Unsicherheiten zu fokussieren. Eine wohlwollende und bisweilen auch fürsorgliche Haltung motiviert die Sprachlernenden enorm und führt auch dazu, dass diese sich sukzessive immer mehr zutrauen, tatsächlich Fragen zu stellen. Die Rückmeldungen der Fachlehrkräfte zeigen, dass für eine offene und interessierte Haltung gegenüber den IntegrationsklassenschülerInnen Transparenz und ausreichend Informationen bei der Eingliederung oder auch bei Lehrerwechseln entscheidend ist. Fachlehrkräfte und Integrationsklassenlehrkräfte stehen daher permanent in engem Kontakt.“

Dina Stahl, Leitung und Koordination für die Integrationsklasse

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UNTERSTÜTZUNG DER LEHRKRÄFTE

Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kollegiums können Unterstützungsstrukturen angelegt oder bestehende Angebote genutzt werden. Durch strukturelle und kollegiale Entlastung der einzelnen Lehrkraft kann diese sich darauf konzentrieren, ihren ihr zugewiesenen Teil der Anschlussförderung qualitätsvoll zu erfüllen.

Innerhalb des Kollegiums

  • Flexible Stundenplangestaltung:
    Befragt man Lehrkräfte nach den ihres Erachtens größten Stolpersteinen im Rahmen der Anschlussförderung, merken sie häufig stundenplanbedingte Hürden an. Diese führen dazu, dass der Förderunterricht häufig zu einem Termin in Rand- und Nachmittagsstunden stattfindet, zu dem dann alle betroffenen Lernenden kommen. Somit kann die Zusammensetzung der Lerngruppe nicht sinnvoll gestaltet werden. Viele Lehrkräfte haben dabei den Eindruck, den Lernenden mit ihren individuellen Bedürfnissen nicht gerecht werden zu können. Allzu viele zusätzliche Termine bewirken eine Überlastung der Lernenden und beeinträchtigen die Wirksamkeit der Maßnahme. Um den Erfolg und die Nachhaltigkeit der Anschlussförderung zu sichern, ist es daher notwendig, Stundenpläne flexibel zu gestalten. Eine Einbettung additiver Sprachförderangebote auch in den Vormittag würde eine Einteilung der Lernenden in entsprechenden Niveaustufen besser ermöglichen und den Lehrkräften bei der inhaltlichen Gestaltung der Förderung mehr Spielräume ermöglichen. Dabei ist abzuwägen, ob Lernende zu Gunsten einer für sie gerade entscheidenden verstärkten Förderung den Unterricht eines gleichzeitig stattfindenden Faches kurzzeitig nicht besuchen. Dies hat auch den Vorteil, dass einer Überlastung vorgebeugt werden könnte (s. Organisationsformen der Anschlussförderung).

  • Kooperation:
    Die Anschlussförderung liegt in den Händen aller beteiligten Kolleginnen und Kollegen. Diese haben verschiedene Aufgaben und unterstützen sich in ihren Bemühungen und in der Verantwortung um eine bestmögliche Förderung der zu integrierenden Lernenden gegenseitig und am besten in einem verlässlichen Rahmen.

  • Wissenstransfer:
    Eine enge Kooperation durch kollegialen Wissenstransfer als Professionalisierungsangebot bewirkt gleichzeitig Handlungssicherheit und Qualitätssicherung. Eine positive Verstärkung der eigenen Arbeit geschieht auch durch ergänzende Maßnahmen wie kollegiales Feedback und gemeinsame Erarbeitung von Materialien und das Besprechen von Strategien. Auch Phasen des Teamteaching, in denen zwei Lehrkräfte mit fachlicher und sprachlicher Expertise kooperieren, können den Wissenstransfer befördern.
BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: JÖRG-RATGEB-SCHULE (ABTEILUNG GYMNASIUM), STUTTGART

Pädagogischer Austausch zwischen Fach- und Sprachförderlehrkräften

„Die Jörg-Ratgeb-Schule bemüht sich im Rahmen ihrer nachgehenden Sprachförderung um eine starke Vernetzung zwischen den Lehrkräften der einzelnen Fächer und den Sprachförderlehrkräften. Bemerkt die Fachlehrkraft in einem bestimmten Fach (beispielsweise... in Geschichte, Gemeinschaftskunde, Biologie, Geographie etc.), dass Lernende Schwierigkeiten insbesondere beim Textverständnis zeigen, stellt die Fachlehrkraft der Sprachförderlehrkraft Texte zur Verfügung, mit denen sie gezielt im Rahmen der nachgehenden Sprachförderung arbeitet. Hier geht es vor allem darum, den Schülerinnen und Schülern Textverarbeitungsstrategien zu vermitteln und den Fachwortschatz in dem entsprechenden Fach kontinuierlich zu fördern.“

Dr. Seda Tunç, Koordinatorin für Sprachfördermaßnahmen, Fachberaterin Deutsch

 

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: ERICH-KÄSTNER-REALSCHULE, OFFENBURG

Kollegiale Kooperation

„In der Anschlussförderung kommen die ehemaligen VKL-Schülerinnen und -schüler zu festgelegten Zeiten nach dem regulären Unterricht, um weiterhin an ihren Sprachkenntnissen zu arbeiten. Wir teilen sie nach Klassenstufen ein, damit wir gezielt... auf ihre Bedürfnisse eingehen können. So gelingt es uns – in Absprache mit den Fachlehrkräften – die Schüler und Schülerinnen im Bereich Sprache zu fördern und gleichzeitig auch Themen aus den verschiedenen Fächern aufzuarbeiten. Durch Unterstützungsmaßnahmen werden die Lernenden gezielt auf Klassenarbeiten und Projekte vorbereitet, was zu besseren Leistungen führt und die Integration in den Regelunterricht erleichtert.

Die regelmäßige Kooperation mit den Lehrkräften der Regelklasse ermöglicht uns, die Lernenden realistisch einzuschätzen, damit die Förderung passgenau erfolgen kann.“

Melinda Burány, Fortbildnerin, Lehrerin in der Vorbereitungsklasse

 


Außerhalb des Kollegiums

  • Schulaufsichtsbehörden:
    Sie sind für die Zuweisung von Mitteln für die Sprachfördermaßnahmen zuständig und beraten häufig auch inhaltlich.

    Die im Auftrag des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport entstandenen Publikationen und Angebote (s. Entstehung der Empfehlungen) sind umfangreiche Informations- und Materialquellen, die eigeninitiativ und je nach Bedarf zu Rate gezogen werden sollten.

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: PARACELSIUS-GYMNASIUM, HOHENHEIM

Entwicklung eines sprachsensiblen Fachunterrichts im Kollegium mithilfe des Fachportals „Integration – Bildung – Migration“

„Im vergangenen Jahr wurden am PGH auf freiwilliger Basis intern fachübergreifende Vernetzungstreffen von Lehrkräften durchgeführt. Dort sprachen die Lehrkräfte konkret sprachliche Hürden bzw. Anliegen der Integrationsklassenschülerinnen und -schüler an, die.. sich auf den Fachunterricht beziehen. Es wurden erste konkrete methodische Vorschläge für sprachsensiblen Fachunterricht vorgestellt und entwickelt. Ziel dieser internen Vernetzungstreffen war es, die Fachlehrkräfte für sprachliche Herausforderungen im Fachunterricht zu sensibilisieren. Zur eigenen Unterrichtsvorbereitung haben die Lehrkräfte eine Checkliste erhalten, die auf Basis des im Fachportal „Integration – Bildung – Migration“ (Landesbildungsserver Baden-Württemberg) bereitgestellten Materials erstellt wurde. Einige Kolleginnen und Kollegen haben sich über das Material auf dem Fachportal „Integration – Bildung – Migration“ selbständig zum Thema Sprachsensibler Fachunterricht weitergebildet.

Nachdem im Rahmen einer GLK beschlossen wurde, dass durchgängige Sprachbildung am PGH forciert und langfristig als grundlegendes Prinzip an der Schule etabliert und umgesetzt werden soll, wurde zu Beginn des Schuljahres 2019/20 ein Pädagogischer Tag zum Thema „sprachsensibler Fachunterricht“ durchgeführt. Ziel war in erster Linie die Sensibilisierung und Schulung des Kollegiums. Darüber hinaus gab es vielfach Möglichkeiten, sich innerhalb des Kollegiums über bereits im Fachunterricht etablierte Methoden und Strategien auszutauschen. Die in den verschiedenen Fachgruppen erarbeiteten Wünsche und identifizierten fachspezifischen sprachlichen Anforderungen dienen der Koordinationsgruppe, die aus KollegInnen verschiedener Fachbereiche besteht, als Planungsgrundlage für die weiteren Entwicklungsprozesse. Um eine möglichst induktive Ausgestaltung des Schulentwicklungsprozesses zu gewährleisten (bottom-up), wird sich diese Koordinationsgruppe mit den Wünschen zur strukturellen und inhaltlichen Weiterentwicklung der Thematik an der Schule beschäftigen, weitere Entwicklungen und (Teil-)Projekte initiieren, begleiten und aufeinander abstimmen sowie das Prinzip durchgängige Sprachbildung innerhalb der Fachschaften präsent halten.“

Dina Stahl, Leitung und Koordination für die Integrationsklasse

 

  • Fortbildung/Beratung/Supervision:
    Ein Gelingensfaktor für die Schul- und Unterrichtsentwicklung sind aufeinander aufbauende Fortbildungsmaßnahmen und Beratung durch die Fachberaterinnen und -berater, die die Schule in ihrem Prozess begleiten. Gerade Fachlehrkräfte, die wenig sprachdidaktische Expertise besitzen, profitieren von Fortbildungen zum sprachsensiblen Fachunterricht (s. Organisationsformen der Anschlussförderung). Dabei sollte die Perspektive der Mehrsprachigkeit und die Sensibilisierung für sprachliche Stolpersteine der deutschen Bildungssprache große Beachtung finden. Fortbildnerinnen und Fortbildner bzw. Schulaufsichtsbehörden bieten zum Teil auch Arbeitskreise bzw. Vernetzungstreffen an, in denen zum einen thematischer Input gegeben wird und zum anderen ein Austausch und Rückmeldungen zu Erfahrungen und Fragen ermöglicht werden. Dort könnte man z. B. einen Dialog über Sprachstandserhebungen und additive Fördermaßnahmen etablieren.

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: STAATLICHES SCHULAMT, OFFENBURG

Gesprächskreis

„Seit 2016 hat sich an unserem Staatlichen Schulamt ein regelmäßig stattfindender Gesprächskreis namens TIBS (Treffpunkt Interkulturelle Bildung und Sprachförderung) etabliert. Hier treffen sich VKL-Lehrkräfte, in der Sprachförderung tätige Lehrkräfte, Referendar/innen, Pädagogische Assistent/innen, Schulsozialarbeiter/innen und Ehrenamtliche an Schulen, um... Multiprofessionalität zu erfahren, ihre Fachlichkeit zu steigern und Sicherheit im Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Den kollegialen Austausch zu relevanten Themen wissen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr zu schätzen. Bei jedem Treffen folgen nach einem kurzen theoretischen Input zu praxisrelevanten Themen vonseiten der Fachberatung fundierte Diskussionen zur Umsetzung in die Praxis, begleitet von Materialienaustausch und individueller Beratung.

 

Gleich zu Beginn dieses Schuljahres hat das Thema ,Anschlussförderung planen und umsetzen‘ Einzug in unseren Gesprächskreis gefunden. Die seit Jahren ersehnte Förderung, nun Realität geworden, will gut geplant und zielgerichtet ,angepackt‘ werden, sodass den ehemaligen VKL-Schülerinnen und VKL-Schülern der Weg in die Regelklasse geebnet wird, mit dem Ziel, allen eine gelingende Integration zu ermöglichen.“

Elfriede Kato, Koordinatorin für Migration und Integration am SSA Offenburg, Fachberaterin DaZ 

 

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: PARACELSIUS-GYMNASIUM, HOHENHEIM

Vernetzungstreffen

„Die Koordinierungsstelle Schule und Flüchtlinge (VKL, VABO) am Staatlichen Schulamt Stuttgart ist für mich äußerst hilfreich: Die Ansprechpartnerinnen am SSA organisieren regelmäßige Vernetzungstreffen, bei denen Informationen über für die IVK/VKL, relevante politische oder schulische Entwicklungen... direkt weitergegeben und mögliche Kooperationspartner (Stiftungen, Vereine etc.) vorgestellt werden. Darüber hinaus werden in Kleingruppen von IVK/VKL-Lehrkräften unterschiedlicher Schularten spezifische Probleme und Fragen bearbeitet, Lösungsansätze gebündelt und geteilt. Der rege Austausch ist für alle Lehrkräfte sehr gewinnbringend, weshalb diese Vernetzungstreffen immer gut besucht sind. Da unser Konzept der Integrationsklasse den Übergang in den Regelunterricht am Gymnasium erleichtert und begleitet, ist es für mich wichtig, an den Vernetzungstreffen teilzunehmen, um relevante Informationen über andere IVK/VKL zu erhalten und zugleich immer wieder auf unser integratives Modell aufmerksam machen zu können.“

Dina Stahl, Leitung und Koordination für die Integrationsklasse

 

  • Eltern:
    Für die besonders anstrengende Zeit des Anschlusses an den Regelunterricht bedarf es der Kooperation mit den Erziehungsberechtigten, die die Kinder und Jugendlichen zumindest emotional bestärken können, wenn sie Einblicke bekommen in die Schulabläufe und die Anforderungen, die an ihre Kinder gestellt werden. Nützlich können über das individuelle Gespräch hinaus bestehende Angebote sein wie Elterngesprächskreis oder Elterncafé, bei denen nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch erfahrene Eltern (z. B. Elternmentorinnen und -mentoren) und Personen der Schulsozialarbeit beratend zur Seite stehen (vgl. Altan 22011).

  • Schulsozialarbeit:
    Für die psychologische Bewältigung der Übergangs­situation und die Stärkung sozialer Kompetenzen und des Gruppenzugehörigkeitsgefühls bietet die Schulsozialarbeit vielfältige Angebote, die auf die Bedürfnisse jeden einzelnen Kindes bzw. Jugendlichen ausgerichtet sein können. Die Beziehung zur Schulsozialarbeit wird idealerweise schon in der Vorbereitungsklasse angelegt. Die aktive Einbindung der Schulsozialarbeit in das Kompetenzteam für die Anschlussförderung ist sinnvoll. Das Angebot sollte den Lernenden nicht nur bekannt gemacht werden. Sie sollten auch zur Nutzung ermutigt werden, da sie diese Form der sozialen Unterstützung in der Regel aus ihren Herkunftsländern nicht kennen und einen Bedarf von sich aus nicht identifizieren.

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: JÖRG-RATGEB-SCHULE, STUTTGART

Schulsozialarbeit

„Die Schulsozialarbeit der Jörg-Ratgeb-Schule beschreibt ihre Erfahrungen bezüglich der Arbeit mit Vorbereitungsklassen wie folgt: ...
  • Spiele, die nonverbale Kommunikation verwenden, überwinden Sprachbarrieren und sorgen dafür, dass die Lernenden in Interaktion kommen.
  • Positive Rückmeldungen der Klassenlehrkräfte nach absolvierten Teamtrainings
  • bezüglich des sozialen Miteinanders.
  • In sozialer Hinsicht kann die Schulsozialarbeit eine vermittelnde Rolle zwischen den VKL-Lernenden und den Schülerinnen und Schülern aus den Regelklassen sein.
  • Zudem können wir die VKL-Lernenden auch nach dem Wechsel in die Regelklassen gut begleiten, da bereits eine positive Beziehungsebene besteht.
  • Vermittlung in die sozialen Einrichtungen im Stadtteil, wie z. B. Jugendhaus, Sportvereine, Freizeitaktivitäten.
  • Regelmäßiger sowie fallgebundener Austausch mit den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Flüchtlingsunterkünfte in Neugereut und Hofen, z. B. durch Handlungsfeldkonferenzen.
  • Die Vermittlung von Regeln des sozialen Miteinanders wurde gut angenommen. Insbesondere bei außerschulischen Aktivitäten (z. B. keinen Müll in der Landschaft herumliegen lassen, kein Provozieren von Mitmenschen).“


Dr. Seda Tunç, Koordinatorin für Sprachfördermaßnahmen, Fachberaterin Deutsch

 

  • Schülermentorinnen und -mentoren:
    Sie können sowohl innerhalb eines Förderunterrichts als auch durch eigene ergänzende Termine mit den zu unterstützenden Lernenden eine wichtige Hilfe sowohl inhaltlich als auch sozial sein. In der Zusammenarbeit mit dieser Unterstützung gelingt es Lehrkräften, Übungsphasen, Textüberarbeitungsroutinen und Feedbacks auch einmal abgeben zu können.

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: ERICH-KÄSTNER-REALSCHULE, OFFENBURG

Schülermentoring

„Das Fach Deutsch ist in den ersten Jahren nach dem Übergang in die Regelklasse dasjenige, in welchem die VKL-Schülerinnen und -schüler den größten Förderbedarf aufweisen. Die Kooperation mit den Deutschlehrer/innen... muss intensiv gepflegt werden, damit die Schwierigkeiten der Lernenden bei der Arbeit mit literarischen Texten, um nur eine ,Baustelle‘ zu nennen, in der Anschlussförderung durch zielgerichtetes Training aufgefangen werden können.

 

Durch das Schülermentoring, eine Tradition an unserer Schule, erfahren wir auch Unterstützung in der Anschlussförderung. Die Mentor/innen helfen bei Trainingseinheiten tatkräftig mit, mit dem positiven Nebeneffekt, dass sie selbst viel dazulernen.“

Melinda Burány, Fortbildnerin, Lehrerin in der Vorbereitungsklasse 

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AUSSERSCHULISCHE UNTERSTÜTZUNG

  • Ehrenamt
    Außerschulische Sprachförderangebote können anknüpfend an ihre jeweilige inhaltliche Ausrichtung vielfältige Kommunikationsanlässe in unterschiedlichen Situationen schaffen. Eine enge Absprache mit den schulischen Förderlehrkräften und eine grundlegende fachliche Eignung der unterstützenden Personen sind notwendig, um die Klarheit und Zielgerichtetheit in der Arbeit aufrechtzuerhalten.
    Dabei können sie außerhalb der Schule ergänzende Maßnahmen anbieten (z. B. eine Theater-AG, Kommunikationstraining, Leseclub etc.) oder in der Schule die Förderung mitgestalten und die Lehrkräfte unterstützen. Studenten, Pensionäre etc. können miteingebunden werden. Sie können sich der Lernenden unter Umständen auch sozial annehmen. In einigen Kommunen haben sich dazu Vereine gegründet, die beraten und Personen vermitteln.

  • Bildungsbüros:
    Die Bildungsbüros der Bildungsregionen Baden-Württemberg als regionale Netzwerk- und Koordinierungsstellen bieten Unterstützung in unterschiedlicher Form gerade auch im Bereich Sprachförderung an. Es lohnt sich, mit dem zuständigen Bildungsbüro der Stadt bzw. des Landkreises in Kontakt zu treten und sich über Bedarf und Angebote auszutauschen. Je nach ihrer regionalen Schwerpunktsetzung gehören zu den Angeboten der Bildungsbüros im Bereich Sprachförderung z. B. die Koordination der verschiedenen Programme und Angebote vor Ort, Fachveranstaltungen, Qualifizierungen und Austauschformate für Fachkräfte, Kooperationen an den Übergängen zwischen Bildungsphasen oder Mentorenprojekte zur individuellen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen.

BLITZLICHT IN DIE PRAXIS: WERNER-HEISENBERG-GYMNASIUM, WEINHEIM

Bildungsbüro

„Als ich die Stelle einer VKL-Lehrerin am Gymnasium annahm, merkte ich bald, dass die VKL, so wie ich sie mir aufbauen wollte, nicht funktionieren würde ohne weitere Hilfe von außen.
Daher schrieb ich das Bildungsbüro Weinheim an,...
schilderte meine Bedürfnisse und bekam eine ausgebildete Lehrerin für GHS mit insgesamt 10 LWS. Sie gibt Stützunterricht in Deutsch für Schülerinnen und Schüler, die schon im Regelunterricht sind und in Klasse 6 und 7 gehen. Hinzu kommen 4 Stunden von einer aus dem Iran stammenden Mathelehrerin. Die Mathe-Stunden bekam ich, weil ich darlegen konnte, dass wir keine Schüler in Regelklassen ab Klasse 5 integrieren können, wenn sie im Herkunftsland kaum Mathe-Unterricht bekommen hatten. Diese Lehrerin stützt derzeit syrische Schüler/innen für die Klassen 5, 6 und 8. Die Zusammenarbeit mit dem Bildungsbüro sieht derzeit so aus, dass ich die Kollegin mit den 10 LWS auf Veranstaltungen des Bildungsbüros begleite und unterstütze und umgekehrt begleitet sie mich auf Veranstaltungen, bei denen ich die VKL vorstelle, z. B. beim Netzwerk ,Flüchtlinge‘ im Rhein-Neckar-Kreis. (...) Egal welche Institution es vor Ort gibt, die VKL-Lehrkräfte sollen sich nicht scheuen, um Unterstützung zu bitten. Je sachlicher und überzeugender die Notwendigkeit dargelegt wird, desto größer ist die Chance, Unterstützung zu bekommen. Außerdem muss den unterstützenden Personen eine Wertschätzung auf Augenhöhe entgegengebracht werden, sie sind keine Hilfslehrkräfte, sondern wichtige Begleiterinnen und Begleiter auf dem Weg zur Integration."

Ursula Schäfer, VKL-Lehrerin, Rektorin Werkrealschule a.D.

 

  • Bund, Länder, Kommunen:
    Zusätzliche außerschulische Unterstützungsangebote wie Lernförderung können beispielsweise durch die Leistungen für Bildung und Teilhabe – je nach Qualifikation der Lernbegleiter – finanziert werden. Das Bundesministerium für Soziales informiert über Förderung und Beantragung des Bildungspakets

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