Hier finden Sie Informationen zu den Bildungsplänen im Fach Geschichte, außerdem Unterrichtsmaterialien, Linksammlungen, Werkzeuge zur Eigenrecherche und Hinweise auf außerunterrichtliche Lernorte.

Oligarische Partei gegen Volkspartei - Methoden der Politik

Perikles (um 490 - 429 v.Chr.) war der führende Politiker Athens im 5. Jahrhundert vor Christus. Unter ihm erreicht Athen den Höhepunkt seiner Macht.


Wahlkampf in Athen

Anfangs nämlich, wie gesagt, gegen Kimons Ansehen in die Schranken tretend, suchte Perikles das Volk für sich zu gewinnen; aber viel weniger vermögend durch Gut und Geld, womit jener die Armut unterstützte, indem er dem bedürftigen Athener täglich zu essen gab, die alten Männer kleidete und von seinen Landgütern die Umzäunung wegnahm, damit, wer Lust hätte, Früchte holen könnte:

[...] [Weil Kimon auf diese Weise beim Volk beliebter war], griff Perikles [...] zu den Spendungen aus der Staatskasse. Auch hatte er bald mit Schauspielgeldern, Richtersold und andern Gehältern und Vergünstigungen die gesamte Menge so gefördert, dass er sie gegen den Areopag gebrauchen konnte, worin er nicht mitsaß, weil ihn nie das Los getroffen hatte [...]. Es wurden nämlich diese Würden [die zu einem Sitz im Areopag verhalfen] von alters her verlost, und durch dieselben rückte, wer die Prüfung bestanden hatte, in den Areopag vor.

Darum bekämpfte auch Perikles, wie er sich beim Volke noch mehr befestigt hatte, diesen Rat [den Areopag] mit solchem Erfolge, dass seiner Entscheidung die meisten Fälle durch Ephialtes entzogen und Kimon als Spartanerfreund und Gegner der Volksherrschaft durch das Scherbengericht verbannt wurde; er [Kimon], der an Reichtum und Adel keinem nachstand, die schönsten Siege über Persien erfochten und die Stadt vollauf mit Geld und Kriegsbeute bereichert hatte [...]. So groß war die Gewalt des Perikles.
(Text vorsichtig modernisiert.)

Plutarch: Perikles, 9

Perikles' Maßnahmen zur Steigerung seiner Popularität

Als die Aristokraten vorher schon Perikles allen hoch über den Kopf gewachsen sahen und doch jemand in der Stadt haben wollten, der sich ihm gegenüber stelle und seine Macht dämpfe, damit sie nicht gar Alleinherrschaft sei, so setzten sie den Thukydides von Alopeke, einen besonnenen Mann und Kimons Verwandten, zum Widerpart, der zwar minder kriegserfahren als Kimon, aber sachwalterischer und geschäftskundiger unverrückt in der Stadt und auf der Bühne mit Perikles kämpfte und die Parteien bald in ein Gleichgewicht brachte.

[...] Und so ließ auch damals allermeistens Perikles dem Volk die Zügel und wirtschaftete gar verbindlich, ein Volksfest über das andere mit Schauspiel, Schmaus oder feierlichem Aufzug in der Stadt veranstaltend und die Bürgerschaft mit Geschmack in Ergötzlichkeiten wiegend.

Auch schickte er sechzig Galeeren alljährlich aus, auf welchen viele Bürger acht Monate lang mit Sold fuhren, zugleich die Schiffskunde zu lernen und einzuüben.

Überdies sandte er tausend Ansiedler in den Chersones (vgl. Karte links), auf die Insel Naxos fünfhundert, nach Andros halb so viel, tausend nach Thrakien [...]; noch andere nach Italien, wo sich Sybaris unter dem Namen von Thurii neu bevölkerte. Und dies tat er, teils um die Stadt von müßigem und aus Geschäftslosigkeit sich in alles mischendem Gesindel zu erleichtern, teils [um] den Verlegenheiten der Armut abzuhelfen, teils auch, [um] den Bundesgenossen eine Wache zur Einschüchterung gegen Neuerungen in die Nachbarschaft zu legen.
(Text vorsichtig modernisiert.)

Plutarch: Perikles, 11

Bewertung von Perikles' Maßnahmen

[Der oligarchische Politiker Thukydides und die Redner seiner Partei ereiferten sich gegen das Bauprogramm des Perikles – seine wichtigste Baumaßnahme war die Verschönerung bzw. der Neuaufbau der Akropolis mit Geldern aus der Bundeskasse des Attischen Seereichs], als verschleudere er das Geld und verschwende die Staatseinkünfte. [...] [Die Volksversammlung] billigte aber Perikles` Politik. Als Perikles [dann] gegen Thukydides im letzten, entscheidenden Gang vor dem Scherbengericht Sieger [blieb], verjagte er ihn und stürzte die Gegenpartei.
(Text vorsichtig modernisiert.)

Plutarch: Perikles, 14


Informationen zum Verfasser des Textes

Plutarch, geboren um 45 n.Chr. in Chaironeia, gestorben um 125 n.Chr., war ein griechischer Schriftsteller. Sein bekanntestes Werk, die "Parallelen Leben", stellt jeweils die Lebensbeschreibung eines Griechen und eines Römers einander im Vergleich gegenüber, um die Gleichwertigkeit griechischer und römischer Kultur zu betonen. Es ging ihm um die Persönlichkeit des Einzelnen.


Aufgaben:

  1. Benenne die beiden Parteien (Anm.: Es handelt sich nicht um Parteien im heutigen Sinne) und ihre Führer.
  2. Arbeite heraus, mit welchen Maßnahmen es Kimon anfangs gelang, das Volk auf seine Seite zu ziehen, und mit welchen Maßnahmen es Perikles gelingt, mit der Volkspartei aufzusteigen und seine Gegner zu vertreiben.
  3. Es wurde Perikles von seinen Kritikern vorgeworfen, er habe das Volk von Athen verwöhnt und die vorher nüchternen, arbeitsamen Leute seien durch seine Politik in unbändige Verschwender umgewandelt worden. Ist dieser Vorwurf deiner Meinung nach begründet? Nimm Stellung.
  4. Charakterisiere die Darstellung des Plutarch: Ergreift er Partei für die Aristokraten oder die Volkspartei oder ist er in der Darstellung neutral?

Zur Hauptseite


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.