Friedrich Hölderlin in Lauffen

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Hölderlindenkmal von 1873 im Park des Klosterhofs

Hölderlindenkmal von 1873 im Park des Klosterhofs
© Ulrich Maier

Friedrich Hölderlin zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Er gehört aber auch ebenso zu den wichtigsten Vertretern der Weltliteratur. Sein Werk orientiert sich stark an der griechischen Antike, was für die Zeit um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert typisch ist. In der Literaturgeschichte wird er meist zwischen Klassik und Romantik eingeordnet.
Wegen ihrer anspruchsvollen Inhalte, ihrer hohen Verdichtung und des heute nicht mehr allgemein vorauszusetzenden Bildungshintergrundes sind Hölderlintexte in der Schule nur bedingt einsetzbar. Auf der Kursstufe des Gymnasiums werden Hölderlingedichte aber weiterhin einen unverzichtbaren Platz beanspruchen können.
Faszinierend ist in jedem Fall für Erwachsene wie für Schüler seine bewegte und bewegende Biographie. Genie und Wahnsinn, tragische Liebe und erniedrigende Zurückweisung, Unrast in der ersten, Zurückgezogenheit in der zweiten Lebenshälfte bestimmen sie. Mehrfach verfilmt ist Hölderlins Leben einer breiten Öffentlichkeit bekannter als sein Werk.


2. Geschichte

Hölderlin im Alter von 16 Jahren
Hölderlin im Alter von 16 Jahren
© LMZ-BW (Jaeger)


1770
Am 20.März wird Johann Christian Friedrich Hölderlin als erstes Kind des Klosterhofmeisters Heinrich Friedrich Hölderlin und seiner Ehefrau Johanna Christiana in Lauffen am Neckar geboren.

1774
Nach dem frühen Tod des Vaters verheiratet sich seine Mutter mit dem Kammerrat Johann Christoph Gok und zieht nach Nürtingen.

1776
Schulbesuch, parallel dazu Privatunterricht zur Vorbereitung auf das Landexamen, das Voraussetzung für den Pfarrerberuf ist.
Die Mutter verwaltet sein nicht unbeträchtliches Vermögen aus Erbschaften seines Vaters und dessen Schwester.

1784
Hölderlin wird in die Klosterschule Denkendorf aufgenommen und beginnt seine theologische Ausbildung (ab 1786 in Maulbronn).

1788
Einzug ins Tübinger Stift, Aufnahme in den Dichterbund mit den Studienfreunden Christian Ludwig Neuffer und Rudolf Magenau, später mit Hegel und Schelling.

1790
Magisterexamen

1791
Erste Veröffentlichung von Gedichten im "Musenalmanach" fürs Jahr 1792

1793
Abschlussexamen; Hölderlin weicht dem Pfarrerberuf aus und übernimmt eine von Schiller vermittelte Hauslehrerstelle bei Charlotte von Kalb in Waltershausen.

1794
Intensive Arbeit an seinem Roman Hyperion, den Schiller auszugsweise in seiner Zeitschrift "Thalia" veröffentlicht.
Besuche bei Schiller in Jena, Zusammentreffen mit Herder und Goethe in Weimar.

1796
Hauslehrerstelle im Hause des Bankiers Gontard in Frankfurt. Liebe zu dessen Frau Susette, die seine Gefühle erwidert.

1797
Der erste Band des "Hyperion" erscheint bei Cotta in Stuttgart. Reger Umgang mit Hegel, der auf Vermittlung Hölderlins in Frankfurt ebenfalls eine Hauslehrerstelle angenommen hat.

1798
Gontard entlässt Hölderlin wegen dessen Beziehung zu seiner Frau.
Umzug nach Homburg. Hölderlin trifft Susette Gontard weiterhin heimlich in Frankfurt.

1799
Arbeit an "Empedokles"
Der zweite Band des "Hyperion" erscheint.

1800
Übersiedelung nach Stuttgart. Er wohnt dort einige Monate bei der befreundeten Familie Landauer.

1801
Übernahme einer Hauslehrerstelle in Hauptwil in der Schweiz.
Nach wenigen Monaten beendet er dort seine Tätigkeit und wandert quer durch Frankreich nach Bordeaux, wo er beim deutschen Konsul eine weitere Hauslehrerstelle antritt.

1802
Rückkehr nach Stuttgart. Die Nachricht vom Tod von Susette Gontard erschüttert ihn stark. Erste Zeichen einer psychischen Beeinträchtigung werden sichtbar. Als Gast seines Freundes Sinclair Reise zum Fürstenkongress in Regensburg.

1804
In Frankfurt erscheinen seine Sophoklesübersetzungen.
Veröffentlichung weiterer Gedichte. Übersiedlung nach Homburg, wo Hölderlin auf Fürsprache Sinclairs als Hofbibliothekar (ohne berufliche Pflichten) angestellt wird.

1806
Gegen seinen Willen wird Hölderlin "dessen Wahnsinn eine sehr hohe Stufe erreicht hat" (Sinclair an Hölderlins Mutter) in die Klinik Prof. Authenrieths nach Tübingen gebracht. Sein Krankentagebuch führt Justinus Kerner.

1807
Der von der Lektüre des Hyperion begeisterte Tübinger Schreinermeister Ernst Zimmer übernimmt Hölderlins Pflege in seinem Haus am Neckarufer (Hölderlinturm), wo Hölderlin bis 1843 lebt.

Felix König, Hölderlinturm Tübingen Juli 2016, CC BY 3.0


3. Anlage

An der

An der "Hölderlinmeile" in Lauffen
© Ulrich Maier

Die Lauffener Hölderlinmeile zieht sich vom Wohnhaus der Familie Hölderlin in der Nordheimer Straße über den Klosterhof mit seiner Parkanlage, dem Museum und dem Hölderlindenkmal von 1873 bis zur modernen Großplastik "Hölderlin im Kreisverkehr".

Eingang zum Hölderlinzimmer

Eingang zum Hölderlinzimmer
© Ulrich Maier

In ihrem Zentrum steht die 2008 völlig neu gestaltete Hölderlinausstellung im historischen Gebäude des Klosterhofs, dessen Verwalter Hölderlins Vater war. Man wandelt sozusagen auf den Spuren von Hölderlins Kindheit. Bereits vor Betreten des Museums weist eine überdimensionale Hölderlinsilhouette auf die Ausstellung hin. Sie zeigt das Profil des jugendlichen Dichters.
Wie ein Puzzleteil würde dieser Kopf in den Eingang zur Ausstellung passen. Der Besucher betritt das Hölderlinzimmer durch den Kopf des Dichters. Der Raum ist ganz weiß gehalten, hell erleuchtet und zeigt ein Panorama der Neckarlandschaft um Lauffen, wie sie immer wieder in Hölderlins Gedichten auftaucht.

Drei Ausstellungsschwerpunkte werden behandelt:

  • Werden
  • Schreiben
  • Wirken

"Werden" umfasst Geburt, Kindheit und Ausbildung bis zum Entschluss
Dichter werden zu wollen,
"Schreiben" stellt das Werk Hölderlins, seine poetische Entwicklung und seine Arbeitsweisen vor,
"Wirken" befasst sich mit der Rezeption seiner Schriften im 19. und 20. Jahrhundert und den Umgang der Geburtsstadt Lauffen mit Hölderlin.

Blick ins Innere des Hölderlin-Zimmers

Blick ins Innere des Hölderlin-Zimmers
© Ulrich Maier

Drei Informationsebenen ermöglichen dem Besucher Hölderlin zu entdecken:

  • Texttafeln informieren kurz und prägnant über Hölderlins Entwicklung und sein Werk.
  • Schubladen und Fächer unter Glasvitrinen enthalten weitere Informationen zur Epoche, historische Dokumente und Briefzitate
  • Bildschirm und ein "Hörbuch" erschließen weitere Zugänge.


Eine Hölderlinbüste blickt auf den Besucher herab. Der Abguss aus der Plastik "Hölderlin im Kreisverkehr" schafft einen Bezug zwischen der Ausstellung und der bildhaften Umsetzung von Hölderlins Leben in dieser Skulptur Peter Lenks aus dem Jahre 2003.

Das "Hörbuch" liegt auf einem Tisch in der Mitte. Wenn man es aufschlägt, kann man in Großdruck Hölderlins Gedichte lesen, die Texte auf der aufgeschlagenen Seite werden dabei gleichzeitig über Lautsprecher rezitiert.

Der Bildschirm ist als Touchscreen ausgelegt. Mit einem speziellen Stift können verschiedene Informationsebenen geöffnet werden.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -