Mörike in Cleversulzbach

Hintergrundinformationen

Bedeutung

Mörike-Museum

Mörike-Museum.
Auf dem Bild aus Mörikes Zeit ist das Pfarrhaus, der Pfarrgarten und die Kirche zu sehen.
Lithografie um 1830, von Eduard Mörike koloriert.
© Ulrich Maier

Eduard Mörike gehört zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Viele seiner Gedichte begleiten Schülerinnen und Schüler durch ihre Schulzeit. "Er ist's" oder "Septembermorgen" haben Schülergenerationen bis heute auswendig gelernt. Keine Unterrichtsreihe über Romantik auf der Kursstufe wird ohne Mörikegedichte auskommen.
Zu Lebzeiten war sein dichterisches Werk, das lediglich einen Band Gedichte, einen Roman, sechs Erzählungen und Märchen und ein kleines Versepos ausmacht, nur wenigen Literaturliebhabern bekannt. Dies sollte sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ändern. Seine Lesergemeinde wuchs sprunghaft an. Aus den anfänglich geringen Auflagenhöhen seiner Werke von wenigen hundert Exemplaren sind heute Riesenauflagen geworden.
Gottfried Keller, der ihn als "Sohn des Horaz und einer feinen Schwäbin" bezeichnet hat, schrieb in einem Nachruf: "Wenn sein Tod nun seine Werke nicht unter die Leute bringt, so ist ihnen nicht zu helfen." "Unter die Leute gebracht" haben seine Gedichte vor allem Komponisten mit zahlreichen Vertonungen wie Robert Schumann, Johannes Brahms und Hugo Wolf, um nur die wichtigsten zu nennen.
Bernhard Zeller charakterisierte Mörikes Lyrik so: "Mörikes Gedichte, gerade auch die frühen, die Gedichte seiner Studien- und Vikariatsjahre, sind makellos als poetische Gebilde, sind vollkommen in sich [...]. Seine Verse zeigen keine Entwicklung, kein langsames Reifen, sondern sind in sich vollendet einfach da - gleichsam mühe-, gleichsam alterslos einem geheimnisvollen Schöpfungsakt entsprungen." (Zeller, 2005, S.18)
Acht literarische Museen und Gedenkstätten in Baden-Württemberg weisen auf Mörikes Lebensstationen und sein literarisches Werk hin, in Bad Mergentheim, Ludwigsburg, Möttlingen, Ochsenwang, Stuttgart, Wermutshausen, Neuenstadt am Kocher und Cleversulzbach. Unter diesen Mörike-Gedenkstätten bietet das Mörike-Museum in Cleversulzbach besonders gute Möglichkeiten, Mörike am authentischen Ort seines Wirkens kennen zu lernen.


Geschichte

Eduard Mörike 1824

Eduard Mörike 1824, Bleistiftzeichnung
© wikipedia gemeinfrei

1804
Eduard Mörike wird als siebtes Kind des Stadt- und Amtsarztes Karl Friedrich Mörike und seiner Frau Charlotte Dorothea in Ludwigsburg geboren.

1811-17
Besuch der Lateinschule in Ludwigsburg

1817
Tod des Vaters - Mörike wird von seinem Onkel Eberhard Friedrich Georgii in Stuttgart aufgenommen und besucht das Gymnasium illustre.

1818
Eintritt in das theologische Seminar in Urach

1822
Beginn des Studiums der Theologie am Tübinger Stift

1823
Begegnung mit Maria Meyer, der "Peregrina" der Gedichte und "Elisabeth" im Maler Nolten. Freundschaft mit Wilhelm Waiblinger und Ludwig Bauer, Begegnung mit Friedrich Hölderlin

1826
Theologisches Abschlussexamen, Übernahme des Vikariats in Oberboihingen

1829
Vikariatsdienst in Pflummern bei Riedlingen, Pfarrverweser in Plattenhardt und Owen, Verlobung mit Luise Rau. Weitere kurzfristige Pfarrverweserstellen folgen.

1832
Als erstes größeres literarisches Werk erscheint der Roman "Maler Nolten".

1833
Luise Rau kündigt die Verlobung.

1834
Ernennung zum Pfarrer in Cleversulzbach, Beziehungen zu Justinus Kerner in Weinsberg

1838
Die erste Ausgabe seiner Gedichte erscheint bei Cotta.

1843
Pensionierung auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen

1844
Übersiedlung nach Schwäbisch Hall, dann nach Bad Mergentheim

1851
Heirat mit Margarete Speeth, Übersiedlung nach Stuttgart, Übernahme eines Lehrauftrags am Katharinenstift für Literatur

1852
Die Universität Tübingen verleiht ihm die Ehrendoktorwürde.
Weitere Anerkennungen seines literarischen Schaffens folgen.

1855
Geburt seiner ersten Tochter Fanny

1855-1864
Produktivste Schaffenszeit; Paul Heyse, Theodor Storm, Friedrich Hebbel, Ivan Turgenjew besuchen ihn in Stuttgart.

1866
Beendigung der Lehrtätigkeit am Stuttgarter Katharinenstift

1875
Krankheit und Tod

Eduard Mörike, Lithographie von Bonaventura Weiß, 1851

Eduard Mörike, Lithographie von Bonaventura Weiß, 1851

 


Anlage

Mörikes Kanzel im Mörikemuseum Cleversulzbach

Mörikes Kanzel im Mörikemuseum Cleversulzbach
© Ulrich Maier

Das Mörike-Museum in Cleversulzbach befindet sich im Alten Schulhaus, direkt neben der Kirche, in der Mörike gepredigt hat. Hier hat er einst Konfirmandenunterricht gehalten. In unmittelbarer Nähe steht das Alte Pfarrhaus, in dem Mörike gewohnt hat, mit seinem geliebten Pfarrgarten und der Friedhof mit den Gräbern der Mütter Schillers und Mörikes, um die sich der Dichter besonders gekümmert hat. Pfarrhaus und Friedhof erscheinen gegenüber Mörikes Zeit fast unverändert, ebenso die Kirche und das Alte Schulhaus.

Nach acht Jahren Vikariats- und Pfarrverweserdienst hatte Mörike in Cleversulzbach endlich eine eigene Pfarrstelle bekommen. Neun Jahre war Mörike hier Pfarrer, bevor er 1843 mit 39 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde.
Besonders reizvoll ist das Ensemble der Wirkungsstätten Mörikes in einem intakt gebliebenen Dorfkern, dessen Mittelpunkt Kirche und Museum bildet. Es wurde 1996 von der Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg in Marbach neu eingerichtet Seine Exponate vermitteln ein eindrucksvolles Persönlichkeitsbild des Dichters als Pfarrer, praktischer Handwerker, Zeichner, Tierbeobachter, Lokalhistoriker und Dichter von internationalem Rang.

Im Hauptraum im Erdgeschoss finden sich Exponate und Schriftstücke, die Mörike als Pfarrer in Cleversulzbach darstellen und sein Lebensumfeld anschaulich machen. Gedichte auf Vorhangfahnen deuten seine enge Naturbeziehung an, die er hier in Cleversulzbach ausprägte. Dominant ist die Turmhahnidylle, die sich vom Eingangsbereich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht. Geschickt ausgewählte und anschaulich vergrößerte Bleistiftzeichnungen Mörikes unterstreichen das persönliche Bild des Dichters, das hier vermittelt wird.

Außerdem wird auf Mörikes Freundeskreis verwiesen, auf seine Einbindung in die Schwäbische Romantik, aber auch die Beziehung zu Schiller erläutert. Im Nebenraum im ersten Obergeschoss werden "Autoren auf Mörikes Spuren" vorgestellt Ein weiterer Nebenraum geht auf Mörikes engere Familie ein.

Stele auf dem Mörikepfad

Stele auf dem Mörikepfad
© Ulrich Maier

Ergänzt wird die Ausstellung durch einen Mörike-Pfad, der in ca. 1,5 Stunden zu den Lieblingsplätzen des Dichters rund um das Dorf führt. Stationen sind neben Kirche, Pfarrhaus, Schule, Friedhof und Pfarrgarten Mörikes "Lieblingshügel" und weitere Örtlichkeiten, die aus seinen Gedichten und Briefen bekannt sind. Auf Stelen werden Gedichte und Zitate wiedergegeben, die sich auf die jeweilige Station beziehen lassen ( M 1 ).

Der Mörike-Pfad wurde ebenfalls im Jahre 1996 eingerichtet von der Stadt Neuenstadt am Kocher, gefördert von der Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg in Marbach, erarbeitet von Albrecht Bergold in Verbindung mit Thomas Scheuffelen unter Mitarbeit von Helmut Braun und Werner Uhlmann.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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Quelle: https://www.schule-bw.de

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