Lebensraum Wald und Hochmoor am Beispiel Nordschwarzwald

Hintergrundinformationen

Bedeutung

„... eine scheußliche Gegend an der Badenschen Grenze, ohne Leben, nur Moos und Torf findet man hier; ein See ohne Fisch, eine Luft ohne Vögel, eine Gegend ohne lebendiges Wesen.“ So schreibt der Philosoph Ludwig Roeder 1822 über die Landschaft am Kaltenbronn. Und Friedrich Ludwig Bührlen schreibt zur selben Zeit in seinem Werk „Wanderungen durch den Schwarzwald“: „...Die Naturkraft schien nach und nach zu ersterben, … der schwermüthige Charakter der Gegend nahm mit jedem Schritte zu. Nicht lange, so war alle Vegetation um uns herum erloschen und wir wateten auf einem schwammigen Grund von Moosen.“
Das Bild dieser Gegend hat sich im Laufe der Zeit grundlegend verändert, von einem Raum, den die Menschen aufgrund seiner Unwirtlichkeit und Abgeschiedenheit nur notgedrungen aufsuchten und der dem Adel lediglich als Kulisse für Bären- und Wolfshatzen diente, bis zu dem beliebten Ausflugsziel, das viele Besucher aus nah und fern anzieht.

Zeitweise wurde das Gebiet um den Kaltenbronn als Hütewald für Vieh aus den angrenzenden Tallagen genutzt, ähnlich der Almwirtschaft im Alpenraum, mit z.B. der Grünhütte als Unterkunft für Hirten, später als Abbaugebiet für Torf zur Gewinnung von Brennmaterial oder Einstreu.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Schwarzwald auch als Teil der Natur, als Wander- und Erholungsraum wahrgenommen. Spätestens ab den 1840er Jahren besuchten die ersten Kurgäste aus den Badeorten Wildbad und Baden-Baden den Kaltenbronn.

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestehenden Pläne, den Kaltenbronn vollends zu entwässern und den Torf abzubauen, wurden schließlich nach Protesten verschiedener Naturschutzvereine im Jahr 1921 aufgegeben. Während der Zwanziger und Dreißiger Jahre wurden Teile des Kaltenbronn nach und nach unter Naturschutz gestellt. Diese Gebiete sind heute Teil des 17,5 km² großen Natur- und Waldschutzgebietes. Darin befindet sich auch das mit 405 ha größte zusammenhängende Bannwaldgebiet Baden-Württembergs.

So sind es heute vor allem Aspekte des Naturschutzes und des Tourismus, die für den Kaltenbronn eine Rolle spielen.
Wenn, wie geplant, der Kaltenbronn auch nicht unmittelbar Teil des Nationalparks Nordschwarzwald wird, so bedeutet dessen Einrichtung für den Kaltenbronn und das Infozentrum sicherlich trotzdem eine zusätzliche Aufwertung als Rückzugsgebiet seltener Lebewesen und als Anziehungspunkt von Besuchern.

Geschichte

um 1300
Die Grafen von Württemberg nutzen das Enztal und die angrenzenden westlichen Höhen für die Wolfs- und Bärenjagd.

1525
Bären und Wölfe nehmen derart überhand, dass der Markgraf von Baden einen Freijagdtag festsetzt.

1789
Der letzte Wolf des Schwarzwalds wird in der Nähe des Herrenwieser Sees erlegt.

um 1750
Der Raubbau am Naturwald, größtenteils für die Brennholz- und Bauholznutzung sowie andere holzverbrauchende Gewerbe, führen aufgrund fehlender Wiederaufforstung zu großen Kahlflächen und somit zu Holzknappheit.

18.Jhdt.
Ansiedlung von Kolonisten im Schwarzwald (Holzknechte, Köhler, Flößer, Fuhrleute, Schmierebrenner, Harzer, …) Es entstehen die Kolonistensiedlungen am Kaltenbronn Dürreych, Rombach und Brotenau.

um 1700
Bau des ersten Gebäudes der Siedlung Kaltenbronn durch Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden („Türkenlouis“) für Übernachtungen von Jagdgesellschaften: das „Jagdhaus“. Es stand an der Stelle des heutigen Hotel Sarbacher.

1761
Privatleute erhalten im Jagdhaus die Schankerlaubnis unter der Voraussetzung, dass sie das Gebäude für die Nutzung durch Hofjagdgesellschaften instandhalten.

um 1790
Umfangreiche Aufforstungen, vornehmlich Kiefer und Fichte, in der Regel durch Ansaat, teilweise aber auch Pflanzungen. Die übliche Praxis der Waldweidewirtschaft wird verboten.

1794
Das Jagdhaus brennt komplett ab.

1796
Eine 5000 Mann starke Armee der französischen Revolutionstruppen marschiert über den Kaltenbronn ins Enztal und verwüstet die Reste der Nebengebäude.

1808
Errichtung eines neuen zweistöckigen Steingebäudes in unmittelbarer Nähe des abgebrannten Jagdhauses durch die Großherzogliche Verwaltung (heute Hotel Sarbacher).

um 1839
Eine auf dem Kaltenbronn gelegene Kolonistenbehausung wird für 400 Gulden vom Staat erworben. Wo diese genau lag und wohin die Kolonisten zogen, ist nicht bekannt.

Ab 1840
Erste Kurgäste auf dem Kaltenbronn (von Wildbad kommend).

um 1850
Letzte Kahlflächen werden aufgeforstet, 250 km Entwässerungsgräben werden angelegt. Das Ziel, alle damals geeigneten Flächen für die Holzproduktion zu nutzen, war erreicht.

1860
Für den Holztransport wird die Verbindungsstraße (heute Landstraße 76b) über den Kaltenbronn gebaut.

1870
Bau des „Großherzoglichen Jagdhauses“ als Unterkunft für hochherrschaftliche Jagdgesellschaften.

um 1890
Die nordamerikanische Douglasie wird in Deutschland eingeführt und auch auf dem Kaltenbronn angepflanzt. (Anm.: Einige schöne Exemplare stehen am Parkplatz oberhalb der Siedlung.)

1896
Bau des „Forsthauses“ als Dienstsitz des Revierförsters.

1904
Der Versuch, schwedisches Birkwild anzusiedeln, schlägt fehl.

1905
Bau des „Rasthauses“ (heute Infozentrum) als Unterkunft für weniger prominente Jagdgäste des herzoglichen Hofes.

1919
Großherzog Friedrich II v. Baden dankt ab. Er und die Großherzogin erhalten den Kaltenbronn zur lebenslangen Nutznießung.

1921
Pläne zur restlosen Trockenlegung und Ausbeutung der Hochmoore werden nach Protesten verschiedener Naturschutzorganisationen aufgegeben.

1939/40
191 ha um den Wildsee und 36 ha um den Hohlohsee werden zum Naturschutzgebiet erklärt.

12.4.1945
Einmarsch der Franzosen über den Kaltenbronn, dabei werden der Revierförster sowie der Wirt des Gasthauses getötet, Verwüstung und Plünderung der Gebäude.

1946-48
Das Waldgebiet wird von der französischen Militärverwaltung beschlagnahmt und als Jagdgebiet genutzt. Durch Reparationsleistungen an Frankreich entstehen größere Kahlflächen („Reparationshiebe“).

1950
Der Skihang wird angelegt.

1952
Nach dem Tod der Großherzogin v. Baden fällt das Gebiet des Kaltenbronn an das Land Baden-Württemberg. Es dient dem Land Baden-Württemberg bis 1974 als Staatsjagd.

1964
Anschluß des Kaltenbronn an das öffentliche Stromnetz.

1990
Sturmschäden („Vivien“ u. „Wiebke“) von 94.000 Festmeter.

1999
Sturmschaden („Lothar“) von 127.000 Festmeter.

2005
Einrichtung des Naturschutz-Informationszentrums im ehemaligen „Rasthaus“.

Anlage

Allgemein:

Der Kaltenbronn liegt auf dem Höhenrücken des Nordschwarzwalds an der Passstraße zwischen Sprollenhaus und Reichental, also zwischen Enztal im Osten und Murgtal im Westen.

Mit der Ortsbezeichnung „Kaltenbronn“ wird nicht nur die wenige Gebäude umfassende Siedlung, sondern auch das umliegende Waldgebiet mit den darin liegenden Moorseen Hohloh- und Wildsee bezeichnet. Es gehört zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten des Schwarzwald.
Das nach den Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien unter besonderem Schutz stehende Natur- und Waldschutzgebiet auf dem Kaltenbronn umfasst insgesamt 17,5 km² .
Man bewegt sich bei einem Besuch des Kaltenbronn auf einer Höhe zwischen 900 und 1000m über NN. Die meisten Wanderwege sind mit leichtem Schuhwerk bequem begehbar und ohne größere Steigungen zu bewältigen. Die Besucherströme gelangen so mühelos mitten ins Herz der empfindlichen Hochmoore, die ökologisch sensibelsten Gebiete des Kaltenbronn.

Jedes Jahr werden rund 300.000 Besucher gezählt. Die über 1.000 Parkplätze sind an schönen Tagen oft vollständig belegt. Es versteht sich, dass von den Besuchern Regeln eingehalten werden müssen und die Wege nicht verlassen werden dürfen.

Übersicht über das Gebiet.
B 3 Übersicht über das Gebiet. Rechts oberhalb der Siedlung Kaltenbronn das Wildsee- links unterhalb das Hohlohmoor.
© G.Krügler 

Die beliebtesten Ziele sind die beiden Moorkolke Hohloh- und Wildsee, sowie der Hohlohturm („Kaiser-Wilhelm-Turm“), mit seinem weiten Blick über das Rheintal bis in die Vogesen hinein.
Bequem zu erreichen ist die etwa auf halbem Weg zum Bad-Wildbader Sommerberg (Seilbahn) liegende Grünhütte, sowie die Richtung Bad Herrenalb liegende Teufelsmühle. Beide bewirtschaftete Häuser sind etwa 5-6 km von der Siedlung Kaltenbronn entfernt.

Die Siedlung Kaltenbronn:

historische Postkarte von 1910
B 4 Diese historische Postkarte von 1910 zeigt links im Vordergrund das Hotel Sarbacher mit Nebengebäuden, schräg gegenüber das herzogliche Jagdhaus und rechts davon das heute als Infozentrum genutzte Rasthaus.
© Frau Katrin Dürr, Infozentrum Kaltenbronn

Jagdhaus und das Rasthaus vom Hotel Sarbacher aus gesehen
B 5 Das Jagdhaus und das Rasthaus vom Hotel Sarbacher aus gesehen. (1907)
© Frau Katrin Dürr, Infozentrum Kaltenbronn 

Das Jägerhaus (Wirtshaus, Kurhaus):

Der Kaltenbronn war für die badischen Landesherren schon seit dem Mittelalter ein bevorzugtes Jagdgebiet (urkundlich belegt seit dem frühen 14. Jhd.). Aufgrund der weiten Entfernung zur Residenz in Baden-Baden (später in Rastatt) wurde während der Regierungszeit des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden („Türkenlouis“, 1655- 1707) am Schwarzwaldkamm in der Nähe der alten Weinstraße und einer Quelle, des „Kalter Bronnen“, ein Jagdhaus errichtet. Dieses Gebäude war der Beginn der „Siedlung Oberreichental“, wie Kaltenbronn damals genannt wurde.

Gemessen an anderen repräsentativen Jagdbauten war dieses Jagdhaus lediglich eine Behelfsunterkunft für herrschaftliche Jagdgesellschaften. Als sich die Baden-Badener Linie 1771 mangels Nachkommen mit der Markgrafschaft Baden-Durlach vereinigte, wurden die jeweiligen Karlsruher Regenten die Jagdherren auf dem Kaltenbronn.
Es wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts als einstöckiges, schindelgedecktes Gebäude (27x7m) mit einem turmähnlichen zweistöckigen Aufbau und separatem Küchengebäude gebaut. Es bot einer herrschaftlichen Gesellschaft von etwa 12 Personen Raum.

Da es jedoch nur wenige Wochen im Jahr bewohnt war, wurde es ab 1761 an Untertanen vergeben, die auch eine Schankerlaubnis erhielten und als Gegenleistung das Gebäude instandhalten, einen Brennholzvorrat anlegen und das unzugängliche Grenzgebiet zwischen den Ländern Baden und Württemberg im Auge behalten mussten, da sich in diesem „eine Menge Strolchgesindel herumtrieb“. Hinter dem Gebäude entstand die „Enzianhütte“, wo aus dem häufig vorkommenden Gelben Enzian Schnaps gebrannt wurde. Sie diente der Pächterfamilie als Ausweichquartier, wenn das Jagdhaus für eine fürstliche Jagdgesellschaft benötigt wurde.

1794 brannte das Haus völlig nieder und kurz später, am 9. Juli 1796, wurde auch die Enzianhütte von durchziehenden Truppen der französischen Revolutionsarmee verwüstet und geplündert. Von Gernsbach kommend, zogen 5000 Mann über den Kaltenbronner Pass, um gegen die im Enztal liegenden Sachsen zu kämpfen.
1808 beschloß die inzwischen großherzogliche Verwaltung die alten ausgebrannten Gebäude aufzugeben und in unmittelbarer Nähe ein kleines zweistöckiges Gebäude aus Stein zu errichten. Damit war der Grundstein für das heutige Hotel Sarbacher gelegt, das bis heute zahlreiche Erweiterungen erfahren hat.

Der Einmarsch der Franzosen am 12.April 1945 hatte für den Kaltenbronn wieder dramatische Folgen. Der Gemeinderevierförster Wilhelm Klumpp und der Gastwirt Franz Mast wurden umgebracht und die gesamte Inneneinrichtung geplündert oder verwüstet. Bis ins Jahr 1949 bestand das Gebäude ohne Fenster und Türen, als dem Reichentaler Hotelfachmann Andreas Sarbacher gestattet wurde, das Gebäude wieder herzurichten und zu bewirtschaften.

Das Großherzogliche Jagdhaus:

Grußpostkarte 1910 mit dem Jagdhaus im Vordergrund,
B 6 Grußpostkarte 1910 mit dem Jagdhaus im Vordergrund, dahinter das Rasthaus und ganz im Hintergrund das Forsthaus
© Frau Katrin dürr, Infozentrum Kaltenbronn

Bas Jagdhaus heute
B 7 Das Jagdhaus heute © G.Krügler

Dem während des 19. Jahrhunderts zunehmenden Besuch hochrangiger Jagdgäste wurde durch den Bau des auf der anderen Straßenseite gelegenen Jagdhauses Rechnung getragen. Es diente außer als Unterkunft für hochherschaftliche Jagden auch als Aufenthaltsort der Familie Baden für die Sommerfrische vor allem auch im ersten Drittel des 20. Jhdts.

Prominente Besucher des Jagdhauses waren z.B. Kaiser Wilhelm II, Gustav V, König v. Schweden (1921) oder Prinz Philip von Griechenland, dem heutigen Gemahl der englischen Königin, der sich während der 1930er Jahre einigemale auf dem Kaltenbronn aufgehalten hat.
Zu Ende des 2. Weltkriegs wurde das Jagdhaus als Wehrertüchtigungslager für männliche Jugendliche aus der Umgebung genutzt.

Das Forsthaus:

Das Forsthaus
B 8 Das Forsthaus © G.Krügler

Es wurde 1896 erbaut und befindet sich etwas unterhalb des Rasthauses (Infozentrum). Es diente den Revierförstern als Dienstsitz. Zeitweilig war darin auch eine meteorologische Station sowie eine Poststelle eingerichtet. Heute ist es im Privatbesitz des derzeitigen Forstrevierleiters.

Das Rasthaus:

1905 kam als weiteres Gebäude als Unterkunft des Forstamtsvorstands Gernsbach hinzu. Damit entfiel für das Wirtshaus die Verpflichtung, für diesen jederzeit unentgeltlich ein Zimmer bereitzuhalten. Hier fanden auch die etwas weniger prominenten Jagdgäste des badischen Hofes Unterkunft.
Heute befindet sich das Natur-Informationszentrum Kaltenbronn in diesem Gebäude.

Der Skihang:

Der Skihang
B 9 Der Skihang © G.Krügler

Aufgrund seiner zentralen Lage ist er ein prägendes Element der Siedlung Kaltenbronn. Er wurde Anfang der 50er Jahre am Hang direkt hinter dem Hotel Sarbacher angelegt. Nach dem Anschluss der Gebäude an das öffentliche Stromnetz (1964) wurde er mit Schlepplift und Flutlicht ausgestattet.

Bedingt durch den Skibetrieb (feste Schneedecke, fehlende Beschattung, Nährstoffarmut) hat sich hier inzwischen eine Borstgras-Wiesengesellschaft mit verschiedenen Orchideen angesiedelt, die das Ökosystem des Kaltenbronn während der schneefreien Zeit bereichert.

Das Rotwildgehege:

Das Rotwildgehege
B 10 Das Rotwildgehege © G.Krügler

Auf der gegenüberliegenden Hangseite, direkt hinter dem Infozentrum (ehem. Rasthaus), befindet sich das Rotwildgehege.
Es kam früher immer wieder vor, dass Wanderer verletzte oder anscheinend verlassene Rehkitze oder Rotwildkälber auf dem Kaltenbronn ablieferten. So wurde 1953 die Hirschkuh „Gerdi“ aufgezogen und schließlich aufgrund des Straßenverkehrs in einem eigenen Gehege am Hotel Sarbacher untergebracht. Bald entstand der Gedanke eines festen Wildgeheges, nicht zuletzt, um die Besucherströme auf das „Schaugatter“ zu lenken und somit Störungen z.B. bei der Ausübung der Jagd zu minimieren. Heute lebt eine ansehnliche Gruppe Rotwild in dem von privater Seite betreuten Gehege.

Das Infozentrum:

Infozentrum
B 11 Das Infozentrum © G.Krügler

Es befindet sich in dem ehemaligen „Rasthaus“, der früheren Unterkunft von Jagdgesellschaften des niederen Adels und dient heute der Öffentlichkeit als Museum sowie als Treffpunkt von dort organisierten Veranstaltungen.

Träger sind die drei benachbarte Kommunen Bad Wildbad, Enzklösterle und Gernsbach sowie die beiden angrenzenden Landkreise Calw und Rastatt. Leitgedanke ist der Schutz der hochsensiblen Gebiete des Kaltenbronn durch Information der Bevölkerung.

Das Herzstück des Infozentrums ist die multimediale Ausstellung zu Ökologie, Naturschutz, Geschichte und Kultur des Kaltenbronn. Anhand verschiedenster Medien sollen die Besucher Informationen selbst entdecken. So können in jedem Raum Dinge ausprobiert, nachgeschaut, durchgeblättert oder anhand einfacher Versuche selbst erfahren werden.
Darüberhinaus bietet das Infozentrum jährlich ca. 200 Veranstaltungen an. Diese umfassen Schulausflüge, Ferienprogramme, Kindergeburtstage und geführte Wanderungen zu den unterschiedlichsten Themen. Gegenwärtig entsteht ein mit dem Infogebäude durch einen Steg verbundener Erweiterungsbau („Auerhahnhaus“), der für besondere Veranstaltungen wie z.B. Vorträge und Sonderausstellungen genutzt werden soll.

Der Hohlohturm (Kaiser-Wilhelm-Turm)

„Der Hohlohkopf ist in dem Gebirgszuge zwischen der Murg und dem Enztale der höchste Punkt und bietet die überraschend schönste Fernsicht in das Murgtal, weithin in das Rheintal, andererseits über Württemberg, Hohenzollern und die ganze rauhe Alb... und auch die Berner Alpen fallen bei günstiger Witterung in den Gesichtskreis. Wegen dieser ausgezeichneten Fernsicht wird der Hohloh … von vielen Reisenden besucht.“

Mit diesen Worten wurde 1853 vom Forstamt Kaltenbronn um Mittel für den Bau eines Turms angefragt. Nachdem sich auch einige Jahre später einflußreiche Badegäste in Wildbad für den Bau eingesetzt hatten, entstand zunächst ein Holzturm mit Unterstandshütte. Da die Holzkonstruktion jedoch ständig repariert und erneuert werden musste, wurde diese durch einen Steinturm ersetzt.

Der 22,7m hohe neue Turm wurde 1897 aus Sandstein der unmittelbaren Umgebung erbaut. Über dem Eingang wurden das württembergische und badische Wappen sowie, ganz im Trend der damaligen Zeit, der Reichsadler und die Inschrift „Kaiser-Wilhelm-Turm“ angebracht. Wilhelm II war zur Auerhahnjagd regelmäßiger Gast auf dem Kaltenbronn.
1967 wurde der Turm grundlegend saniert, sowie, aufgrund der hohen Waldes, der inzwischen die Aussicht versperrte, auf 28,6m erhöht.

ohloh- (bzw. Kaiser Wilhelm-)turm
B 16 Hohloh- (bzw. Kaiser Wilhelm-)turm © G.Krügler

Panorama vom Hohlohturm
B 17 Panorama vom Hohlohturm © G.Krügler

Die Aussichtsplattform auf 1012m mit ihrer hervorragenden Rundumsicht ist über 158 Stufen zu erreichen.
Seitdem die Stürme Vivien und Wiebke 1990 den Wald um den Hohlohturm zerstörten, ist der ganze Turm von allen Seiten weithin sichtbar.

Die Hochmoore:

Hohlohsee mit Wollgrasrasen
B 18 Hohlohsee mit Wollgrasrasen © G.Krügler

Entstehung:
Hochmoore sind Moore, bei denen die moorbildende Vegetation ihre Nährstoffe aus den Niederschlägen bzw. aus der Luft beziehen. Im Unterschied zu Niedermooren besteht bei ihnen keine Verbindung zum mineralischen Erdreich. Hochmoore werden auch Regenmoore genannt.
Da auf den Plateaus am Horn (Hornsee und Wildseegebiet) und am Hohloh/ Breitloh wasserundurchlässige Schichten des mittleren Buntsandstein anstehen, konnten sich hier Hochmoore bilden.
Nach der letzten Eiszeit vor etwa 8000 Jahren siedelten sich an den vernässten, nährstoffarmen Stellen Torfmoose an.

Torfmoos (Sphagnum spec.)
B 45 Torfmoos (Sphagnum spec.) © G.Krügler

Während die Moosrasen in die Höhe wuchsen, verhinderte die im sauerstoffarmen Untergrund entstandene Huminsäure die weitere Verwesung durch Bakterien. Die Pflanzenmasse wurde auf diese Weise als Torf konserviert und Moore waren entstanden (im Gegensatz zu Sümpfen, bei denen die Torfauflage fehlt).

Die so entstandenen, sich hochwölbenden Moosinseln auf den Plateaus wuchsen so im Lauf der Zeit zu größeren Einheiten zusammen, in deren Mulden sich nach starkem Regen das Wasser sammelte. Dort konnten sich Fadenalgen ansiedeln, besonders die in den Moorseen des Kaltenbronn häufige Spec. Zygogonium. Diese haben die Eigenschaft, dass sie die Moospflanzen beim Austrocknen der Pfützen mit einer dünnen Schicht überziehen und so deren Wachstum hemmen, während das Torfmoos ringsherum ungestört weiterwachsen kann.

Dadurch entsteht jedes Jahr eine tiefere Mulde in der Torfmoosdecke, bis diese so viel Wasser fasst, dass es das ganze Jahr über darin steht. Diese Moorseen oder Kolke sind somit eine Folge, und nicht wie oft fälschlicherweise angenommen, die Ursache der Hochmoorbildunmg.
Der Wildsee bedeckt eine Fläche von etwa 2,3 ha bei einer Wassertiefe von ca 2,5m. Die Mächtigkeit des Wildseemoors beträgt ungefähr 10m, sodass man das Dickenwachstum des Moorkörpers mit etwa 1mm/Jahr angeben kann. Der Wildseekolk ist einer der größten Hochmoorkolke Deutschlands.

Der Name „Wildsee“ leitet sich vermutlich nicht nur aus der wilden, unwirtlichen Landschaft ab, die ihn umgibt, sondern auch aus der Tatsache, dass er keinen Zu- oder Abfluss hat. Die „uhrglasförmige“ Erhebung der Hochmoore ist beim Gang über die Bohlenwege auffällig.

Infotafel Aufbau eines Hochmoors
B 19 Infotafel Aufbau eines Hochmoors © G.Krügler

Bohlenwege schützen das Moor
B 20 Bohlenwege schützen das Moor © G.Krügler 

Pflanzen und Tiere:
Wo das Mooswachstum (verschiedene Torfmoosarten) mangels Wasserversorgung aufhört, können sich andere Pflanzen ansiedeln. Besonders auffällig sind Zwergsträucher wie Heidel- Moos und Rauschbeere oder die Latschenkiefer, die oft ein undurchdringliches Dickicht bildet. Andere Baumarten, die sich um die Moore ansiedeln, sind Waldkiefer, Fichte, Tanne, Buche, Moor- und Sandbirke und Eberesche. Auffällig sind auch die wasserliebenden Seggen- und Binsenbestände. 

An das nährstoffarme Milieu besonders angepasst ist der fleischfressende Sonnentau, der mithilfe klebriger Drüsenhaare Insekten fängt und verdaut. Seine Energie bezieht er, wie alle anderen grünen Pflanzen auch, mittels seiner grünen Blätter aus der Photosynthese. Es sind die Mineralstoffe, derentwegen er seine Beute fängt, und nicht energieliefernde Kohlenhydrate.

Die Tierwelt ist im Vergleich zu anderen Ökosystemen relativ artenarm. Neben einigen Ameisenarten sind unter den Insekten besonders die Libellen erwähnenswert. Festgestellt sind hier 18 zum Teil gefährdete Arten. Über den Wasserflächen der Moorkolke kann man gelegentlich den Baumfalken bei der Libellenjagd beobachten.

Das Infozentrum bietet Libellenexkursionen an
B 22 Das Infozentrum bietet Libellenexkursionen an © G.Krügler

Schwarze Kreuzottern sind nicht selten
B 23 Schwarze Kreuzottern sind nicht selten. Dieses Exemplar war ungefähr 60cm lang (Aufnahme Ende April)
© G.Krügler

An Reptilien kommen Bergeidechse sowie Kreuzotter vor. Diese trifft man hier besonders häufig in ihrer schwarzen Form (Höllenotter). Zum einen dient die Farbe dem Tier auf dem dunklen Torfuntergrund der Tarnung, zum anderen wärmt sich die schwarze Haut in der Sonne schneller auf.
Der Übergang vom Moor zum Hochwald dient dem Auerhuhn als Lebensraum (siehe B 46).

Gefährdung:

Bedingt durch den Raubbau an Holz im 18. Jahrhundert und die darauf einsetzende Holznot wurden auch entlegene, unzugängliche Gebiete genutzt sowie vermehrt Wasserkraft zum Transport eingesetzt. Das Wasser des Wild- und des Hohlohsees wurde zu diesem Zwecke gestaut und über Gräben von Zeit zu Zeit abgelassen. Um die Wassermenge zu erhöhen, wurden Gräben zwischen dem Horn- und dem Wildsee gezogen. Auf diese Weise wurde im Schwallbetrieb bereitgelegtes Scheiter- und sogar Stammholz in die Enz und die Eyach transportiert. Der Seespiegel soll dabei jeweils um bis zu 1,40m abgesunken sein. Diese um 1780 hergestellten etwa 2,50m tiefen und 2m breiten Gräben haben heute noch negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Moorflächen.

Nachdem zu Anfang des 19. Jahrhunderts sämtliche Waldweideflächen auf dem Kaltenbronn aufgeforstet waren, wollte man ab 1830 nach und nach auch alle Missen und Moorflächen trockenlegen um Wald anzubauen. (Siehe auch B 24-27 zu den verschiedenen Nutzungen des Waldes.)

Zu diesem Zweck wurden systematisch über 250km Entwässerungsgräben in die Moore hinein angelegt. In einem Bericht der Forstverwaltung von 1843 rechnete man mit der vollständigen Trockenlegung bereits innerhalb von 10 Jahren. 1854 wird berichtet, dass alle Moore und Missen, zu deren Entwässerung Gräben unter 1,50m Tiefe erforderlich waren, trockengelegt waren. Die Überreste wurden mit einem breiten Graben eingefasst. Diesen Graben sieht man heute noch, er bildet die Grenze des heutigen Naturschutzgebiets.

Eine weitere Gefahr für das Moor bildete der Torfabbau. Torf wurde in der Mitte des 19.Jahrhunderts zur Gewinnung von Torfkohle abgebaut. Getrockneter Torf hat ungefähr den Brennwert von Braunkohle. Durch die langsame Verkohlung zu Torfkohle in Kohlemeilern konnte dieser Brennwert noch gesteigert werden. Holzkohle war durch die großflächige Abholzung von Wäldern knapp geworden und Steinkohle war für die einsetzende Industrialisierung noch nicht in ausreichender Menge verfügbar, sodass Torfkohle ein lohnendes Handelsgut war. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ließ mit der Erfindung der Eisenbahn und der Aufforstung mit schnellwachsenden Nadelbäumen der Mangel an Kohle und Holz nach, und die Torfkohle verlor an Bedeutung.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Torf zur Gewinnung von Einstreu abgebaut. Es war den Bauern verboten, Einstreu aus dem Wald zu entnehmen (Farn, Heidekraut, Laub), sodass sie auf Torf auswichen.
Glücklicherweise wurde die Torfgewinnung auf dem Kaltenbronn immer wieder nach relativ kurzer Zeit aufgegeben, zu mühsam war die Gewinnung und der Transport des Torfs. Das größte Problem aber dürfte die Trocknung an Ort und Stelle gewesen sein, was an der feuchten Witterung auf dem Kaltenbronn lag.

Schutz der Moore:
Noch 1919 wurde der Torfabbau zur Brennstoffgewinnung im großen Stil im württembergischen Teil des Wildseemoores freigegeben. Das Moor sollte mit Großmaschinen abgetorft und das gewonnene Material dann mit einer Seilbahn ins Brotenautal befördert und dort mit der Eisenbahn abtransportiert werden. Zu dieser Zeit waren jedoch Wandervereine und Naturschutzorganisationen bereits so verbreitet und einflussreich, dass eine große Protestversammlung, die in Stuttgart abgehalten wurde, erfolgreich war und die Regierung von diesem Vorhaben abbrachte. 1921 wurden die Lizenzen zum Torfabbau wieder zurückgezogen. Ein Grund dafür waren auch Bedenken der Wasserwirtschaft, die den Nutzen des Moorkörpers als Wasserreservoir erkennt hatte. Moor kann das 20-50-fache seines Trockengewichts an Wasser aufnehmen und wie ein Schwamm halten. Im badischen Teil des Kaltenbronn waren die Pläne der Torfgewinnung bereits 1914 und 1919 aus Naturschutzgründen abgelehnt worden.

Hinweisschild Bannwald 1928
B 2 Hinweisschild Bannwald 1928 © G.Krügler

1927 wurde das Moor durch die Länder Baden und Württemberg unter besonderen Schutz gestellt und aufgrund des Reichsnaturschutzgesetzes wurde 1939 das Wildseemoor und 1940 das Hohlohmoor (insgesamt 227 ha) zum Naturschutzgebiet erklärt. Diese Gebiete sind heute Teil des 17,5 km² großen Natur- und Waldschutzgebietes. Dies beinhaltet das mit etwa 4 Quadratkilometern größte zusammenhängende Bannwaldgebiet Baden-Württembergs.


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