Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Das Beinkästchen vom Heilbronner Rosenberg zeigt christliche Symbolik

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Das Beinkästchen vom Heilbronner Rosenberg zeigt christliche Symbolik
© Ulrich Maier, Städtische Museen Heilbronn

Die Völkerwanderungszeit bildet den Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Mit der Einwanderung der Alamannen beginnt die germanische Siedlungsgeschichte eigentlich. Zwar gab es schon vorher germanische Stammesverbände in der römischen Provinz am Neckar (z.B. die Neckarschwaben rund um Heidelberg), nachdem die Römer aber um die Mitte des 3. Jahrhunderts die Limesgrenze aufgegeben hatten, siedelten sich im Neckarland immer mehr Alamannen an. Grabfunde aus dieser Zeit beweisen enge Verbindungen der Zuwanderer zu römischer Kultur und Lebensweise.

In die Zeit der fränkischen Besiedelung im 6. und 7. Jahrhundert fällt die Christianisierung des Landes mit ersten Kirchengründungen. Die Gründungssage Heilbronns knüpft daran an.

Somit wird deutlich, dass mit der Einwanderung der Alamannen die romanisierten Strukturen in Kultur und Gesellschaft nicht abrupt endeten, sondern das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen zu einer neuen Gesellschaft des Mittelalters führte. Das fränkische Kaisertum Karls des Großen baute gleichermaßen auf dem germanischen Gefolgschaftswesen, der christlichen Religion und dem bewusst gepflegten römischen Erbe auf.

Das frühe Mittelalter ist geprägt von Migration und Akkulturation. Gleichzeitig werden mit der Christianisierung und der nach wie vor anhaltenden Orientierung an der spätrömischen Kultur die Strukturen des abendländischen Europas geschaffen. Diese Aspekte dominieren die Museumskonzeption der Archäologischen Sammlung in den Städtischen Museen Heilbronn


2. Geschichte

Blick in die Alamannenabteilung der archäologischen Sammlung

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Blick in die Alamannenabteilung der archäologischen Sammlung
© Ulrich Maier, Städtische Museen Heilbronn

Alamannen und Franken in der Region Heilbronn

Mitte des 3. Jahrhunderts

Die römische Provinz am Neckar wird nach und nach aufgegeben. Ein großer Teil der romanisierten Bevölkerung verlässt das Land und zieht sich hinter die neue Grenze (Rhein, Donau, Iller) zurück.

249
Die spätesten Belege für die Anwesenheit römischer Truppen in den Kastellen rechts des Neckars stammen aus dem Jahr 249. Immer mehr elbgermanische „Alamannen“ siedeln sich nun in der ehemaligen römischen Provinz an, römische Siedlungen bleiben jedoch bis ins 4. Jahrhundert bestehen. Die Alamannen nutzen römisches Kulturland und auch römische Gebäude zunächst weiter, doch die bestehende römische Infrastruktur geht verloren.

um 300
Im Heilbronner Raum lassen sich alamannische Einwanderer durch Grabfunde seit dem frühen 4. Jahrhundert nachweisen. Ortsnamen mit den Endungen „–ingen“ wie Böckingen oder Böllingen weisen im Heilbronner Raum auf alamannische Gründungen hin. Die Alamannen pflegten einen Sippenzusammenhang durch stabreimende Endungen auszudrücken. Die Leute des Bello saßen in Bellingen (Böllinger Höfe), die des Bocho in Böckingen (Altböckingen beim Trappensee) und die des Becho in Böckingen. Alle stammten wohl aus einer Sippe.

um 500
Die Herrschaft der Alamannen im Neckarland endet nach dem Sieg der Franken über die Alamannen 496. Während die alamannischen Bauern zum großen Teil unter fränkischer Herrschaft im Land blieben, zieht sich der Adel nach Süden zurück, zuletzt bis nach Oberitalien in das Reich der Ostgoten.

um 535
Die fränkische Besiedelung des ehemals nördlichen Alamanniens beginnt, gleichzeitig die alamannische Einwanderung in die Nordschweiz. Im Heilbronner Raum entstehen fränkische Ortsgründungen mit der Endung –heim, wie Horkheim, Talheim oder Sontheim („Südheim“).

um 600
Mit der Gründung eines fränkischen Königshofes beginnt im 6. Jahrhunderts die Geschichte der Stadt Heilbronn.
In diese Zeit fällt der Beginn der Missionierung der Region, z.B. durch den irischen Wandermönch Kilian (ermordet 689), nach dem die Heilbronner Kilianskirche benannt ist. Die Grabbeigaben zeigen nun auch christliche Symbole.

741
Für dieses Jahr ist in einer Schenkungsurkunde Karlmanns an das Bistum Würzburg der Heilbronner Königshof als „villa helibrunna“ belegt, benannt nach dem Kirchbrunnen mit der Tradition des Taufbrunnens.


3. Anlage

Alamannischer Glasperlenschmuck

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Alamannischer Glasperlenschmuck
© Ulrich Maier, Städtische Museen Heilbronn

Die Archäologische Sammlung der Städtischen Museen Heilbronn gliedert sich in die Bereiche Steinzeit, Römerzeit und Mittelalter. Großen Wert wird auf Anschaulichkeit gelegt. So werden die Exponate in ihrem sozialgeschichtlichen Zusammenhang gezeigt. Naturgetreue Rekonstruktionen geben auch dem jugendlichen Besucher die Möglichkeit, die Objekte einzuordnen.

Die Mittelalterabteilung informiert über die Zeit der Alamannen und Franken und über die Stadtarchäologie. Damit schafft sie den Anschluss an die Ausstellung des Stadtarchivs zur Stadtgeschichte Heilbronns

Schwerpunktmäßig erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass das frühe Mittelalter durch Migration und Akkulturation geprägt war. Eine Vielzahl von Bodenfunden aus der Region machen deutlich, dass die Alamannen bereits auf dem heutigen Stadtgebiet siedelten, die Franken seit dem 6. Jahrhundert Siedlungen auf dem Heilbronner Stadtgebiet und in der Region anlegten und im Stadtkern Heilbronns einen fränkischen Königshof gründeten, aus dem sich später die Stadt entwickelte.
Spätrömische Einflüsse lassen sich besonders in der Alamannenzeit nachweisen, z.B. bei der Keramik oder bei Schmuckgehängen mit römischen Münzen.

Gezeigt werden Schmuckstücke und Waffen, die aus den reichhaltigen Grabbeigaben stammen, aber auch Alltagsgegenstände.

Eindrucksvoll ist das Grab des „Horkheimer Reiters“, eines fränkischen Kriegers aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts mit seinen Grabbeigaben.

Spezielle Schülerführungen und Workshops lassen handlungsorientiert das Alltagsleben im Mittelalter erfahren. Eine Stadtrallye führt zu den frühesten Zeugnissen der Stadtgeschichte außerhalb des Museums.

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -

letzte Änderung: 2013-08-03