Das Heidelberger Schloss und die Kurfürsten von der Pfalz vom Spätmittelalter bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

Methodenvorschlag

Lernorterkundung

Die im Rahmen dieses Moduls vorgeschlagene Erkundung des Heidelberger Schlosses ist als Tagesexkursion konzipiert. Die insgesamt 7 Stationen zugeordneten Arbeitsblätter sind in der vorliegenden Form von ihrem Umfang und Anspruch her für eine 10. Gymnasialschulklasse gedacht.

Will man die Exkursion mit einer 7. Gymnasialschulklasse oder einer 8. Realschulklasse durchführen, wird man sich auf wenige ausgewählte Stationen beschränken. Empfehlenswert ist in diesem Falle eine (evtl. leicht modifizierte) Kombination der Stationen 1+5+6.

Station 6 ist von der Grundkonzeption her auch für Grundschüler geeignet, das Material müsste freilich altersgemäß aufbereitet und der methodische Zugriff mit Blick auf eine Großgruppe diversifiziert werden.

Bei Durchführung des kompletten Moduls sollten die Themen Renaissance, Reformation und Dreißigjähriger Krieg bereits in der Schule besprochen worden sein. Die Tatsache, dass dies von der Stoffprogression her i. d. R. im Frühsommer der Fall sein dürfte, koinzidiert mit einer günstigen Witterungsperiode, was insofern nicht unwesentlich ist, als sich die Schülerinnen und Schüler bei der Erkundung der Ruine ausschließlich im Freien bewegen.

Eine Besichtigung der Innenräume des Friedrichsbaus ist für den Fall der Bearbeitung des kompletten Moduls aus sachlichen wie aus zeitlichen Gründen nicht vorgesehen und im übrigen nur im Rahmen einer offiziellen Schlossführung möglich. Bei Durchführung einer reduzierten Variante des Moduls kann gerade bei jüngeren Schülern die Kombination mit einer über das „Service Center Schlösser Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen“ buchbaren Sonderführung aber durchaus sinnvoll sein.

Die folgenden Ausführungen verstehen sich als Erläuterungen zum Einsatz der Arbeitsblätter bei Durchführung des gesamten Moduls.

Nach der Ankunft am Besucherzentrum versammelt man die Klasse zunächst im Schlosshof und gibt die Arbeitsblätter 1a-c zu Station 1 aus, die von jeder Schülerin und jedem Schüler allein und selbsttätig bearbeitet werden sollten. Die mit Zuordnungsaufgaben versehenen Arbeitsblätter dienen dazu, die einzelnen Bauten innerhalb des Schlosshofes nach eingehender Betrachtung zu lokalisieren und auf einem Übersichtsplan zu verzeichnen sowie die betreffenden Bauten mit ihren jeweiligen Bauherren zu identifizieren und dabei bereits Grundlegendes über die zu Heidelberg residierenden Fürsten und ihr Territorium zu erfahren. Die Lösungen der Arbeitsblätter müssen nach etwa 45-60 Minuten mit der Lehrkraft zusammen besprochen werden, da die Ergebnisse die Ausgangsbasis für die anschließend in Kleingruppen zu bearbeitenden Stationen 2-7 darstellen.

Es ist sinnvoll die Kleingruppen (i. d. R. 4-5 Schülerinnen und Schüler pro Gruppe) bereits in der Schule einzuteilen und bei der Zuteilung der Themen u. a. das unterschiedliche Anforderungsprofil der einzelnen Stationen (Abstraktionsgrad, Präsentationsform) zu berücksichtigen. Jede Station legt den Schwerpunkt auf einen anderen baulichen bzw. historischen Teilbereich des Schlosses.

Station 2 ist auf den Ruprechtsbau bezogen und hat Ursprung und Entwicklung der Pfalzgrafen bei Rhein sowie der Burg Heidelberg im Mittelalter zum Gegenstand.

Station 3 konzentriert sich auf die Umgestaltung der Burg zu einem Festen Schloss und deren Ursachen.

Station 4 hat einen kunsthistorisch ausgerichteten Vergleich von Bauten der Spätgotik bzw. der Renaissance im Allgemeinen und eine spezielle Auseinandersetzung mit der Fassade des Ottheinrichsbaus und dessen Bauherrn zum Gegenstand.

Station 5 befasst sich am Beispiel der Hochzeitsfeierlichkeiten und der Umbaumaßnahmen Friedrichs V. mit der Pracht und letzten Blüte der Heidelberger Residenz vor dem Dreißigjährigen Krieg.

Station 6 schlägt auf der Grundlage erhaltener Beschreibungen und Darstellungen des Hortus palatinus eine Spurensuche im Schlossgarten vor.

Station 7 soll schließlich anhand von Berichten aus dem Dreißigjährigen Krieg bzw. dem Pfälzischen Erbfolgekrieg die Zerstörung von Schloss und Stadt Heidelberg nachvollziehbar werden lassen.

Für die Erarbeitung jeder Station sind etwa 90 Minuten anzusetzen. Während dieser Zeit muss jede Gruppe eine Präsentation ausarbeiten, die als Grundlage für eine Führung der Gesamtklasse durch die einzelnen Stationen dient. Die Reihenfolge der Stationen folgt einem chronologischen Prinzip und ist von daher nicht variabel.

Die Präsentationen sind je nach den entsprechenden Vorgaben an bestimmten Orten als Kurzvorträge oder handlungsorientierte Darbietungen zu gestalten, wobei i. d. R. die Perspektive einer für die jeweilige Station relevanten historischen Persönlichkeit einzunehmen ist.

Im einzelnen sind dies:

  • für Station 2: König Ruprecht I. (Treffpunkt: Wappen am Ruprechtsbau)
  • für Station 3: Kurfürst Ludwig V. (Treffpunkt: Skulptur Ludwigs V. am Dicken Turm)
  • für Station 4: Kurfürst Ottheinrich (Treffpunkt: Portal des Ottheinrichsbaus)
  • für Station 5: Elisabeth Stuart (Treffpunkt: Elisabethentor im Stückgarten)
  • für Station 6: Hofgärtner Leonhardt (Treffpunkt z. B. Portal der Großen Grotte im Schlossgarten)
  • für Station 7: ein fiktiver Gesprächspartner Liselottes von der Pfalz (Treffpunkt: z. B. gesprengter Turm)

Für die Präsentationen sind pro Gruppe etwa 20-30 Minuten, für die gesamte Führung also etwa 2-3 Stunden anzusetzen.

Die Nachbereitung der Exkursion in der Schule kann in Form eines Bilderquiz erfolgen, dergestalt, dass die Lehrkraft eine Auswahl von Abbildungen zeigt und die Schülerinnen und Schüler in einem gelenkten Unterrichtsgespräch zur Kommentierung auffordert. Alternativ können die Schülerinnen und Schüler mit selbst gemachten Fotos und ausgewählten Materialien der Arbeitsblätter eine Wandzeitung erstellen.


Behandlung des Themas in der Schule

Alle auf den Arbeitsblättern zu findenden Quellen- und Darstellungstexte sind in einer (z. T. ausführlicheren und von der Schreibung her bewusst nicht modernisierten) Originalfassung separat abrufbar, um sie auch für den Einsatz im Unterricht verfügbar zu machen, wenn eine Durchführung der Exkursion selbst nicht möglich ist.

Im Rahmen einer Unterrichtsreihe zur Epochenwende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit können folgende Themen mit den angegebenen Materialien exemplarisch, d. h. am Beispiel der Geschichte des Schlosses Heidelberg und der Kurpfalz erarbeitet werden:

  • Mit Darstellungstext D 1 kann ein Überblick über Ursprung, Entwicklung und reichsverfassungsrechtliche Stellung der Pfalzgrafen bei Rhein gegeben werden.
  • Mit Darstellungstext D 2 können die Funktionen einer mittelalterlichen Burg erarbeitet werden.
  • Mit Textquelle T 2 und den Pfalzkarten B 2

und B 3 kann die Struktur eines frühneuzeitlichen Territoriums erarbeitet werden.

  • Mit Darstellungstext D 4 können die Stilmerkmale von Gotik und Renaissance erarbeitet werden und in Verbindung mit entsprechenden Abbildungen von Brunnenhalle ( B 16 ), Ruprechtsbau ( B 25 ), Bibliotheksbau ( B 26 ), Gläsernem Saalbau ( B 18 ) und Ottheinrichsbau ( B 27 , B 31 ) illustriert bzw. eingeübt werden.
  • Die Durchführung der Reformation kann am Beispiel der Maßnahmen der pfälzischen Kurfürsten Friedrich II. und Ottheinrich behandelt werden. Hierzu steht neben den Darstellungstexten D 5 und D 6 ein zusätzliches Arbeitsblatt AB 8 mit umfangreichen Textquellen ( T 7 und T 8 ) zur Verfügung, das sich auch zur Vorbereitung der Exkursion eignet.
  • Die Textquellen T 5 und T 6 sowie die zusätzliche Karikatur B 36 können exemplarisch im Rahmen der Behandlung des Dreißigjährigen Krieges bzw. des Pfälzischen Erbfolgekrieges eingesetzt werden.

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