Robert Bosch - ein exemplarischer Unternehmer der südwestdeutschen Wirtschaftsgeschichte

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Die Beschäftigung mit Robert Bosch ist aus mehreren Gründen für den Unterricht bedeutsam:
Die Biographie Robert Boschs zeigt die Bedeutung von technischer (Aus-)Bildung, die exemplarisch für viele Unternehmerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts ist.
Recht schnell gelingt es Robert Bosch, seine Werkstatt zu einem international tätigen Industrie-Unternehmen mit einer breiten Produktpalette auszubauen. Diese Entwicklungen beruhen vor allem auf

  • der Produktstrategie,

  • der Kundenbindung,

  • der Internationalisierung und Expansion sowie

  • der Arbeitsorganisation.

Hierin zeigt sich Boschs Handeln als Unternehmer, das zentrale Phänomene der Industrialisierung widerspiegelt.
Wie andere Unternehmer verpflichtet sich auch Robert Bosch zu einer besondere Verantwortung für die Gesellschaft, was sich bspw. an der Stiftung des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses zeigt.


2. Geschichte

Boschs Kindheit und Ausbildung
Robert Bosch wird 1861 in eine angesehene Wirtsfamilie bei Ulm geboren. Neben der Wirtschaft betreibt seine Familie eine Brauerei und eine große Landwirtschaft. 1869 wird Robert in die Realschule Ulm aufgenommen, er verlässt die Schule und beginnt eine Feinmechanikerlehre in Ulm.

Nach der abgeschlossenen Lehre geht er auf Wanderschaft – nach Köln, Stuttgart und Hanau. In Hanau begegnet Bosch der Arbeiterbewegung und dem Sozialismus.

1882 wird er Angestellter bei Sigmund Schuckert in Nürnberg, der ihm als Unternehmer Vorbild ist: Schuckert setzt eine effiziente Organisation, betriebliche Weiterbildung, Patentschutz, aber auch soziale Neuerungen, z.B. Betriebskrankenkasse, in seinem Unternehmen um.

Im gleichen Jahr nimmt Robert Bosch als außerordentlicher Student die Ausbildung an der TH Stuttgart auf, er bleibt ein Semester.

1884-85 arbeitet Bosch als Mechaniker in den USA. Dort tritt er dem Arbeiterverband Knights of Labour bei, deren Ziele u.a. der Achtstundentag, keine Kinderarbeit, gleicher Lohn für alle, Abschaffung der Privatbanken, Sicherheit am Arbeitsplatz sind. Bosch entwickelt zu dieser Zeit ein politisches Denken, das bspw. die Überführung von Privat- in Staatseigentum, die Aufhebung des Geldes, Gleichheit aller Menschen vorsieht. Später wird er sich von diesen sozialistischer Tendenzen deutlich distanzieren.

Zurück in Deutschland arbeitet er in Magdeburg als leitender Techniker im Bereich Beleuchtungstechnik, Tachometer, Dynamos, Gasmotoren, und Zweitakter. In diesem innovativen Klima reifen Boschs Pläne zur Selbständigkeit und zur Existenzgründung auf Grundlage eines eigenen Patents.

Anfänge als Unternehmer
1886 gründet Robert Bosch eine feinmechanische Werkstatt in der Stuttgarter Rotebühlstraße 75B, die den Bau elektrotechnischer Geräte sowie Handel, Wartung und Vertrieb medizintechnischer Geräte anbietet. 1887 baut Bosch auf Auftrag Magneto, ein Zündsystem für Gasmotoren, an dessen Optimierung er arbeitet.

1891 zieht die Werkstatt mit acht Mann in größere Räume in der Rotebühlstraße, was auch an der Elektrifizierung Stuttgarts liegt. Da Bosch schlechte Erfahrungen mit dem Personal macht, setzt er auf die eigene Ausbildung.

Ihm gelingt es mit seinem Mitarbeiter Zähringer, den Drehhülsen-Magneto für Kraftfahrzeugmotoren zu adaptieren. Das ist der unternehmerische Durchbruch - Boschs Magneto wird in Voituretten, Luftschiffen und motorisierten Fahrrädern eingesetzt.

Expansion des Unternehmens
Mit dem deutsch-britischen Unternehmer Frederick Simms baut Bosch Auslandsvertretungen in Großbritannien und Frankreich auf. Als Kunden het Bosch u.a. FIAT, Skoda, Horch, Protos und Austro-Daimler.

Er erzielt gute und wachsende Umsätze durch eine Vielfalt an Magnetos und Elektroinstallation. Aufgrund des wirtschaftlichen Erfolgs kann er die Kredite zurückzahlen, Rücklagen bilden und Investitionen aus dem laufenden Betrieb tätigen.

Robert Bosch kauft um die Jahrhundertwende ein Grundstück zwischen der heutigen Liederhalle und dem Hoppenlau-Friedhof, um weiter expandieren zu können. In dieser Zeit steigt die Mitarbeiterzahl von 45 auf 200.

Für die technische Entwicklung stellt er mit Gottlob Honold einen studierten Elektrotechniker ein; sie entwickeln die Hochspannungszündung, die keine Batterie braucht und damit eine Grundlage für schnelllaufende Benzinmotoren darstellt.

Bosch konzentriert sich auf das Automobilgeschäft und baut Zweigwerke in Frankreich, Großbritannien sowie den USA auf, zudem errichtet er eine Fabrikation in Stuttgart-Feuerbach im Zweischichtbetrieb.

1906 wird der Achtstundentag, der arbeitsfreie Samstag-Nachmittag und eine Urlaubsregelung eingeführt.

Robert Bosch unterstützt den Bau von Waldheimen für die Arbeiter, gibt karitative Spenden und errichtet eine Stiftung an die Technische Hochschule Stuttgart, um die physikalischen Grundlagen der ausführenden Technik zu fördern.

Wegen der Einführung von Rationalisierungsmaßnahmen und der mutmaßlichen Entlassung von Arbeitern wegen Gewerkschaftsbetätigung kommt zu Streiks. Diese Auseinandersetzung verschärft sich dadurch, dass Robert Bosch das Werk für 6 Wochen schließt. Erst unter der Einbindung des Verbands kommt es zu einer Lösung. Robert Bosch wendet sich von der SPD ab, der liberalen DDP zu.

Die Folgen des Ersten Weltkriegs
Der 1. Weltkrieg bringt Boschs Auslandsverkauf zum Erliegen, seine ausländischen Fabriken werden enteignet. 1917 wird das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Er spendet 13 Millionen RM für den Bau des Rhein-Neckar-Kanals, 7 Millionen für ein homöopathisches Krankenhaus – das spätere Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.

Nach dem 1. Weltkrieg erzielt er Erfolge mit Motorradelektronik und dem Radlicht mit Reib-Raddynamo. Es kommt zur Gründung der ACRO AG für Diese Einspritzpumpen.

1926 gibt Robert Bosch die operative Führung ab und zieht sich auf den Boschhof südlich von München zurück – einem naturnahen landwirtschaftlichen Betrieb.

Große Energie investiert Robert Bosch in die deutsch-französische Aussöhnung und Freundschaft. Doch mit der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten war dieses Anliegen zum Scheitern verurteilt.

1937 wandelt Robert Bosch sein Unternehmen in einem GmbH um, deren Gewinne gemeinnützigen Zwecken zufließen sollen.

1942 stirbt Robert Bosch in Stuttgart.

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -