Die Arbeitersiedlung in Kuchen (Lkr. Göppingen)

1. Bedeutung


Mit der Arbeitersiedlung in Kuchen, gebaut ab 1857 von Arnold Staub zusammen mit seiner Mechanischen Spinnerei und Weberei, besitzt der Landkreis Göppingen ein einzigartiges Zeugnis der Industriegeschichte. Das Arbeiterquartier war für damalige Verhältnisse mit vorbildlichen und fortschrittlichen Kultur-, Freizeit,- Versorgungs- und Gesundheitseinrichtungen ausgestattet.

Einrichtungen in der Arbeitersiedlung

Einrichtungen in der Arbeitersiedlung
© Wilfried Strauß

45 Wohneinheiten boten Platz für 250 Menschen: Arbeitern mit ihren Familien, die nicht aus der Umgebung stammten, sondern vor allem aus dem weiteren In- und Ausland. Mit Fabrikordnung und Satzung griff Staub weit in die familiären Verhältnisse der Arbeiterfamilien ein. Er wollte sie zu guten und zuverlässigen Arbeitern und Bürgern erziehen.

Die vollständig erhaltene Siedlung befindet sich heute im Besitz der Gemeinde Kuchen, was sie vor dem Abriss bewahrt hat.


2. Geschichte

1857
Gründung der Mechanischen Spinnerei und Weberei durch Arnold Staub westlich des Ortes Kuchen, Fabrik und Arbeiterquartier werden zusammen geplant.

1858
Aufnahme der Produktion an 400 mechanischen Webstühlen

1867
König Karl von Württemberg verleiht Staub das Ritterkreuz des Friedrichsordens für seine musterhafte Arbeitersiedlung
Prämierung der Arbeitersiedlung auf der Pariser Weltausstellung mit dem Großen Preis mit Goldmedaille - Staub wird von Kaiser Napoleon III. zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

1872
Streik der Kuchener Arbeiter

1882
Umbenennung in Süddeutsche Baumwollindustrie AG (Esbi)

1983
Konkurs der Esbi

1985
Kauf der Arbeitersiedlung durch die Gemeinde Kuchen

1988
Sanierung der Gebäude der Arbeitersiedlung - Abriss der Fabrikgebäude (bis auf Verwaltungsgebäude, Labor und Fabrianten-Villa)



3. Anlage


Lageplan der Süddt. Baumwoll-Industrie Kuchen mit Arbeitersiedlung

Lageplan der Süddt. Baumwoll-Industrie Kuchen mit Arbeitersiedlung
© Gemeinde Kuchen

Die historische Arbeitersiedlung befindet sich am Westrand von Kuchen hinter dem Gewerbegebiet. Der Weg dorthin ist ab der Kreuzung mit der B 10 beschildert ("Historische Arbeitersiedlung").
Die Anlage selbst besteht aus 9 Gebäuden, die im Rechteck um einen zentralen Platz angeordnet sind. Zentrum der Anlage ist das ehemalige Bad- und Waschhaus (heute Kindergarten). Im nordwestlichen Eckgebäude befindet sich heute noch die Gaststätte "Staubbach".

Fabrik Kuchen und Arbeitersiedlung 1977

Fabrik Kuchen und Arbeitersiedlung 1977
© W. Ziegler

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -