Migration - Landesgeschichtliche Einordnung

Zuwanderung von Glaubensflüchtlingen nach dem Dreißigjährigen Krieg

Im Zuge der Gegenreformation wurden aus katholischen Ländern Protestanten vertrieben und suchten in Württemberg und Baden Zuflucht. Sie kamen aus den habsburgischen Ländern, aus dem Piemont oder aus Frankreich. Französische Ortsnamen an der Nordwestgrenze Württembergs erinnern noch heute daran (Perouse, Serres).
(www.waldenser.de )


Ausschnitt aus dem Mannheimer Stadtplan von 1663 mit Eintragung der Hausbesitzer, darunter viele hugenottische Exilanten.
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Bild: Ch. Bühler

Auswanderung nach Russland, Polen und in die Donauländer

Württemberg und Baden waren im 18. und 19. Jahrhundert Hauptauswanderungsgebiete nach Russland, Polen und in die Donauländer. Der überwiegende Teil der deutschen Auswanderer nach Russland stammte aus dem Neckartal zwischen Plochingen und Wimpfen und seinen Seitentälern. Aus den ehemals vorderösterreichischen Gebieten (Südbaden, Südwürttemberg) führte der Weg häufiger Donau abwärts nach Ungarn ("Schwäbische Türkei") und Siebenbürgen.
( www.dzm-museum.de , www.russlanddeutschegeschichte.de)

Ulmer Schachtel
Ordinarischiff, sog. "Ulmer Schachtel", das auf der Donau übliche Schiff vor der Kulisse von Günzburg
© Peter Kaufmann, Bubesheim

Auswanderung nach Nordamerika

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts fand Massenauswanderung aus Baden und Württemberg nach Nordamerika statt. 1775 war ein Drittel aller Einwohner Pennsylvaniens deutscher Abkunft, der größte Teil von ihnen stammte aus dem heutigen Baden-Württemberg. Die Massenauswanderung in die USA hielt das gesamte 19.Jahrhundert an.
( www.auswanderer.lad-bw.de)

Der erste Reiseabschnitt: Auswanderer auf dem Rhein.
Darstellung in der Gartenlaube 1864 S. 85
Vorlage: Württ. Landesbibliothek

Flucht und Vertreibung während des 2.Weltkriegs und nach Kriegsende

Hitlers Pläne und Maßnahmen einer ethnischen Neuordnung Europas leiteten die Epoche von Flucht und Vertreibung im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg ein, an deren Beginn die Vertreibung und Vernichtung der Juden stand. Sie umfasst die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung aus dem Baltikum und den Siedlungsgebieten in Russland, die Verschleppung von Zwangsarbeitern ins Deutsche Reich ebenso wie die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen und den deutschen Siedlungsgebieten der Tschechoslowakei, Ungarns, Jugoslawiens, Russlands, Polens und Rumäniens.

Zuwanderung nach Baden-Württemberg heute

Die Zuwanderung nach Baden-Württemberg begann in den Fünfzigerjahren mit der Arbeitsmigration aus Italien und weiteren südeuropäischen Ländern. Seit den Siebziger Jahren bestimmte Zuwanderungsbegrenzung die politische Diskussion und die Notwendigkeit von Integrationskonzepten wurden zunehmend deutlich. Übersiedler aus der DDR und Spätaussiedler sowie ein anhaltender Zustrom von Asylsuchenden machten die Frage der Zuwanderung zu einem der vordringlichsten politischen Themenfelder.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -

letzte Änderung: 2014-04-24