Kommen und Gehen - "Migration früher und heute" Angebote des Staatsarchivs Ludwigsburg für alle Schularten

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

In den Magazinen des Staatsarchivs finden sich Verwaltungsakten mit Millionen von Einzelschicksalen.

In den Magazinen des Staatsarchivs finden sich Verwaltungsakten mit Millionen von Einzelschicksalen.
© Ulrich Maier

 


Das Staatsarchiv Ludwigsburg sammelt die Akten von rund 680 staatlichen Behörden aus dem Regierungsbezirk Stuttgart. Für Geschichtswissenschaftler sind vor allem die historischen Bestände des Staatsarchivs interessant. In den Verwaltungsakten früherer Zeiten sind Millionen von Einzelschicksalen dokumentiert. So finden sich zahlreiche Schriftstücke zum Thema Auswanderung, vom Reisepass oder der Bürgerrechtsverzichtsurkunde bis zur Passagierliste von Auswandererschiffen. Knapp 500.000 Spruchkammer-Akten dokumentieren die Entnazifizierung nach 1945. Das Schicksal der Opfer des NS-Regimes ist in den Wiedergutmachungsakten und Rückerstattungsakten dokumentiert. In den Beständen von Polizei und Gerichtswesen finden sich auch Akten über die RAF.

Auch für die Zeit vor der Gründung des Königreichs Württemberg im Jahre 1806 sind Akten vorhanden, z. B. über den Deutschen Orden, über ehemalige freie Reichsstädte wie Heilbronn, Ulm oder Esslingen oder über das Stift Ellwangen.


Bedeutung für den Unterricht

Themenspezifische Führungen

Themenspezifische Führungen
© Landesarchiv Baden-Württemberg/Ulrich Maier


Im Folgenden werden aller derzeitigen Angebote kurz vorgestellt. Im Anschluss wird ein Modul zum Thema Migration - Auswanderung nach Amerika exemplarisch ausgeführt.
Veranstaltungen für Schulklassen und interessierte Jugendgruppen können im Staatsarchiv Ludwigsburg spätestens 2 - 3 Wochen vor dem gewünschten Termin gebucht werden. Vorbereitungen sind nicht erforderlich, die Veranstaltungen für die weiterführenden Schulen sind kostenlos, für die Materialkosten des Grundschulprogramms wird 1 EUR pro Teilnehmer erhoben.

Dauer: 90 Minuten.


Angebote für Grundschulen "For Kids", Das Kinderprogramm

Wir führen was im Schilde - Einführung in die Zeit der Ritter
Rüstung, Pferd und Waffen - das alles gehörte zu einem richtigen Ritter. Besonders wichtig war das Wappen als Erkennungszeichen, das ja bis heute, zum Beispiel als Stadtwappen, verwendet wird. Im Staatsarchiv kann man viel über die Ritter erfahren, weil hier echte Unterlagen aus der Ritterzeit aufbewahrt und gezeigt werden.
Zum Schluss darf jeder sich einen Ritterschild mit seinem Wappen bemalen. (Klassenstufe 1-4)

Es war einmal & - Reise in die Zeit der Märchen
Fast jedes Kind kennt sie, die vertrauten Sätze aus Grimms Märchen. Wir im Staatsarchiv verwenden sagenhaft schöne Bilder aus Theaterstücken, um uns mit den Märchen zu beschäftigen. Wie kam es dazu, dass die Märchen aufgeschrieben wurden? Warum kommen in den Märchen so viele Kutschen vor? Und wie sah es in den alten Zeiten aus, als bei uns noch Wölfe heulten? Wir beantworten diese Fragen durch eine gemeinsame Zeitreise. Zum Abschluss wird eine Märchenbühne zum Mitnehmen gebastelt. (Klassenstufe 1-4)

Räuberjagd - Auf der Suche nach dem unheimlichen Buchstabenräuber
Archivmaus Archi hat ein Problem: Im Archiv verschwinden Buchstaben. Um Archis Unschuld zu beweisen, müssen ihm alle helfen, den Buchstabenräuber zu finden. Dazu gehört ein Ausflug in die Zeit der Räuberbanden vor 200 Jahren ebenso wie das Entziffern schrecklicher alter Räuberklauen. Je nach Klassenstufe und Schreibfähigkeiten wird zum Abschluss gemalt und gebastelt oder Buchstaben in echter alter Räuberschrift geschrieben - eine Herausforderung für alle Schreibexperten. (Klassenstufe 1-4)

Werkstatt für Geschichtsdetektive
Was ist Geschichte? Spielerisch wird ermittelt, wie Wissen über Vergangenes weitergegeben wird. Praktische Experimente zeigen die Haltbarkeit verschiedener Tinten und ihre papierzerfressenden Eigenschaften. Gemeinsam wird eine Jahrhunderte alte Urkunde entziffert und natürlich auch das Staatsarchiv erforscht. (Klassenstufe 3-6)

Heimatland - Fremdes Land. Auswandern mit der Archivmaus
Ein alter Koffer stellt Archivmaus Archi vor ein Rätsel. Er findet heraus, dass schon vor 200 Jahren Familien ihre Heimat verließen. Als Auswanderer gingen sie in ein anderes Land und konnten nicht viel mehr mitnehmen, als ihren Koffer und die Hoffnung auf ein besseres Leben.
Archi will's wissen: Mit Hilfe alter Schriftstücke im Archiv findet er heraus, was Auswanderung früher bedeutete. Und er merkt, dass Auswandern immer auch Einwandern bedeutet - bis heute.
Zum Mitnehmen gibt's einen selbst gebastelten Koffer und einen Reisepass. (Klassenstufe 3-4)


Angebote für Gymnasien, Real-, Haupt- und Berufliche Schulen "4 Teens"

Massenmörder vor Gericht - "Der Ulmer Einsatzgruppenprozess "
1958 sorgte in Ulm ein Prozess gegen NS-Kriegsverbrecher für Aufsehen. Den zehn Angeklagten wurde vorgeworfen, als Verantwortliche in sogenannten Einsatzgruppen während des deutschen Vormarsches gegen die Sowjetunion an der Ermordung von mehr als 5500 Menschen mitgewirkt zu haben. Erst mehr als ein Jahrzehnt nach Kriegsende wurde entdeckt, dass die Mörder unbehelligt in der deutschen Nachkriegsgesellschaft lebten.

In einer 30-minütigen Präsentation versetzen sich die Schüler ins Deutschland der 50er Jahre. Während einer Führung durch das Archiv erhalten sie nach der Präsentation Einblicke in die Originaldokumente des Prozesses. Bei der abschließenden Quellenarbeit haben die Schüler die Möglichkeit, in die Rolle von Rundfunkreportern des Jahres 1958 zu schlüpfen. Die Audio-Ergebnisse werden aufgezeichnet und können im Internet nachhörbar gemacht werden. (Klassenstufe 9-13)

Zeitreise "Wer wird Archivar?"
Woher wissen wir eigentlich, wie die Menschen früher lebten? Was ist Geschichte und was sind geschichtliche Quellen? Im Staatsarchiv lässt sich die Antwort auf diese und auf viele andere Fragen finden. Nach einem nicht immer ernstgemeinten Weg über den Zeitstrahl, auf dem wir auch Ötzi, Asterix, Robin Hood und Winnetou begegnen, begeben wir uns auf geschichtliche Spurensuche und lesen in alten Schriften. Zum Schluss kämpfen wir in zwei Gruppen um den Titel des Archivars. Das Angebot ist speziell für Unterstufenklassen konzipiert. (Klassenstufe 5-7)

Qu!z
Qu!z ist eine Mischung aus Kurzführung und spannendem Quiz, das keine Vorkenntnisse voraussetzt. In einer kurzen Führung durch das Archiv lernen Schüler der Klassenstufen 8 - 11 das Archiv als außerschulischen Lernort und als Schaufenster in die Vergangenheit kennen. Danach kommt ein rasantes visualisiertes Quiz mit Fragen zur Geschichte, zum Archiv und über die hier verwahrten Quellen - ein spannender Kampf um Punkte zwischen zwei Mannschaften. Qu!z eignet sich besonders gut, um ohne lange Vorbereitung Schülern zu vermitteln, wie interessant und spannend ein Archivbesuch sein kann. (Klassenstufe 8-11)

Entnazifizierung
Nach dem Ende des 'Dritten Reichs' mussten alle erwachsenen Personen Rechenschaft ablegen über ihr Handeln im Nationalsozialismus. Es entstanden dabei allein in Nordwürttemberg rund 500.000 Spruchkammerakten. An einen kurzen Überblick über die Entwicklung (Südwest-) Deutschlands nach 1945 schließt sich eine Quellenarbeit in Gruppen an. Anhand von Spruchkammerakten wird erarbeitet und diskutiert, wie sich einzelne Menschen im nationalsozialistischen Herrschaftssystem verhielten. (Klassenstufe 9-13)

Opfer - Täter - Zeitgenosse: Einführung in die Archivarbeit
Was hat eigentlich meine Familie im Dritten Reich gemacht? Gab es auch an unserer Schule Nazis? Was ist aus den jüdischen Mitbürgern unserer Stadt geworden? Diese Fragen können durch Recherchen im Archiv beantwortet werden. Das Modul bietet eine Kurzeinführung für Klassen und Projektgruppen, die den Einstieg in die eigene Archivarbeit vorbereitet. Die Einführung ist angewiesen auf eine gewisse Vorbereitung durch Lehrkräfte und/oder Schüler und dauert rund drei Stunden. (Klassenstufe: 9-13)

Kommen und Gehen - Migration früher und heute
Im Schulalltag ist Migration heute nicht nur Thema, sondern Realität. Aber was bedeutet es, wenn Menschen ihre Heimat verlassen? Und war das schon immer so? Das Staatsarchiv zeigt, dass das Land, in dem wir heute leben, früher kein Einwanderungsland, sondern im Gegenteil ein Auswanderungsland war. In den Quellen des Staatsarchivs suchen wir nach Spuren von Ein- und Auswanderern und fragen nach ihren Schicksalen. (Klassenstufe 5-8)


Fremde Sprachen im Archiv - Das Schülerangebot für den Fremdsprachenunterricht ab Klasse 6
Lingua latina - Latein lebt
Jahrhundertelang war Latein die Sprache der Schrift, der Kultur und natürlich auch der Kirche. Wer gebildet war, sprach und schrieb Latein. Welche Bedeutung die lateinische Sprache auch noch nach den Römern hatte, lässt sich an zahlreichen Quellen vom 9. bis ins 20. Jahrhundert veranschaulichen.
In einer unterhaltsamen Führung durch mehr als 1000 Jahre lateinischer Schriftlichkeit bieten wir nicht nur einen Überblick, sondern vor allem die Begegnung mit Original-Quellen des Staatsarchivs. Und damit Latein lebendig bleibt, schließen wir mit einer nur in Mannschaftsleistung zu lösenden Rätsel- und Puzzle-Aufgabe ab. (ab dem 2. Jahr Latein)

L'histoire en francais
Ohne Französisch ging im 18. und 19. Jahrhundert gar nichts. Wer sich in Europa bewegen wollte, brauchte Französisch. Die Quellen im Staatsarchiv führen zum Beispiel zu einem Reisenden aus der Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. oder zu einem Handwerker, der 1810 seine Staatsangehörigkeit ändern wollte.
Durch eine Führung und ein Quiz wird die Welt historischer Dokumente und die Bedeutung des Französischen in der Vergangenheit anschaulich.
(Ab dem 2. Jahr Französisch)

2. Geschichte

Historischer Archivschrank im Treppenhaus des Magazins

Historischer Archivschrank im Treppenhaus des Magazins
© Landesarchiv Baden-Württemberg/Ulrich Maier



1868/69
Die Bestände der staatlichen Nebenarchive Ellwangen, Mergentheim und Heilbronn werden zu einem "Königlich Württembergischen Staatsfilialarchiv zusammengeführt.

1921-1924
Die im Schloss Ludwigsburg befindlichen Ressortarchive des Innern und das Finanzarchiv werden dem Archiv angeschlossen.

1939
Umbenennung in Staatsarchiv Ludwigsburg

1975
Das Staatsarchiv Ludwigsburg wird Sprengelarchiv für den Regierungsbezirk Stuttgart.

1995
Seit 1995 befindet es sich in der ehemaligen Arsenalkaserne im Zentrum von Ludwigsburg.

2005
Seit 2005 ist das Staatsarchiv Ludwigsburg eine Abteilung des Landesarchivs Baden-Württemberg.

3. Anlage

Blick in den Lesesaal

Blick in den Lesesaal
© Landesarchiv Baden-Württemberg/Ulrich Maier

Das Staatsarchiv Ludwigsburg bietet seit seinem Umzug in die ehemalige Kaserne am Arsenalplatz ein großzügiges Raumangebot für die Benutzer. Neben dem Lesesaal steht für Veranstaltungen und Projekte mit Schülerinnen und Schüler ein mit allen Medien ausgestatteter Vortragssaal zur Verfügung.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -