Wiege der Demokratie: Offenburger Forderungen 1847

1.1 Bedeutung

Der Offenburger Salmen erzählt Geschichten, die weit über die Ortenau und den deutschen Südwesten hinausgreifen. Sie führen unmittelbar in das Zentrum deutscher Geschichte und Traditionsbildung. Zwischen Demokratie und Diktatur – dieses Spannungsfeld deutscher Geschichte lässt sich am Offenburger Salmen eindrücklich veranschaulichen.

Dieser Beitrag bietet:

  • das Exkursionsbeispiel Der Offenburger Salmen als außerschulischer Lernort deutscher Demokratiegeschichte

  • das Unterrichtsbeispiel (1) Repression und Partizipation. Der Kampf um politische Teilhabe am Beispiel der Offenburger Versammlung von 1847

  • das Unterrichtsbeispiel (2) Die Eroberung der Straße: Aktionsformen außerparlamentarischer Partizipation am Beispiel der Offenburger Versammlungen 1848/49

  • das Unterrichtsbeispiel (3) Freiheit und Recht. Die 13 Offenburger Forderungen als Grundrechtsentwurf

Wiege der Demokratie

Zunächst: Der Salmen ist der Ort, an dem am 12. September 1847 der erste Grundrechtsentwurf der deutschen Demokratiegeschichte verkündet wurde. Als „Reformprogramm der badischen Opposition“ und zugleich „vorweggenommenes Manifest der Revolution“ (Paul Nolte) weisen diese 13 „Forderungen des Volkes in Baden“ im Kern weit über ihre Zeit hinaus

Forderungen

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Die Offenburger Forderungen © Stadtarchiv Offenburg].

Die Aktualität der liberalen, demokratischen und sozialen Ausrichtung dieser „Magna Charta der Freiheit“ (Friedrich Hecker) ist bis heute ungebrochen. Historisch markiert dieser erste Grundrechtsentwurf in Deutschland einen „Beginn deutscher Demokratietradition“ (Jutta Limbach).

Grab der Freiheit

Der Salmen ist aber auch ein Ort, an dem am 9. November 1938 die gut 90 Jahre zuvor hier eingeforderten „unveräußerlichen Menschenrechte“ verwüstet und zum Verstummen gebracht wurden. Von 1875 bis 1938 hatte die jüdische Gemeinde Offenburgs den großen Saal als Synagoge genutzt.

Synagoge

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Der Salmen als jüdisches Gotteshaus
© StA Offenburg]

An gleicher Stelle wurde 1847 gefordert: „Wir verlangen Gewissens- und Lehrfreiheit. Die Beziehungen des Menschen zu seinem Gott gehören seinem innersten Wesen an, und keine äußere Gewalt darf sich anmaßen, sie nach seinem Gutdünken zu bestimmen. Jedes Glaubensbekenntnis hat daher Anspruch auf gleiche Berechtigung im Staat.“

Als „Erinnerungsort und Kulturdenkmal zugleich repräsentiert der Salmen diese zwei Pole deutscher Geschichte“ (H-J. Fliedner).

Lernort deutscher Demokratiegeschichte

Authentischer Ort und Erinnerungsort – und das gleich in doppelter Hinsicht: für eine Didaktisierung deutscher Demokratiegeschichte und ihre landesgeschichtliche Verortung ist der Offenburger Salmen besonders geeignet. Am Beispiel seiner Geschichte lassen sich vor Ort aber auch im Unterricht historisch wesentliche und didaktisch relevante Aspekte deutscher Demokratiegeschichte und ihrer Rezeption erarbeiten. Partizipation, ein für Widersprüche offener Begriff, bildet aus didaktischer Sicht den fundamentalen Bezugspunkt zur Auseinandersetzung mit der spannungsreichen Geschichte des Salmen.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -