Freiburger Juden 1933-45: Ausgegrenzt, ausgeplündert, ermordet

1. Bedeutung

Im Jahr 1933 lebten in Freiburg 1138 Menschen jüdischen Glaubens, das waren 1,15 % der Einwohner. Die meisten waren gesellschaftlich integriert, viele nahmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil und bekleideten geachtet berufliche Positionen: Die Hälfte der Freiburger Juden war als Händler, Kaufleute, Geschäftsinhaber, Unternehmer und Bankiers tätig; 15 % waren als Wissenschaftlicher oder Studierende an der Universität tätig, je 5 % als Ärzte, im Rechtswesen oder in freien Berufen, 10% als Arbeiter und Angestellte (Haumann, S. 329).

Die Politik der Diskriminierung und Verfolgung der Bürger jüdischen Glaubens und von Christen, die nach nationalsozialistischen Maßstäben als Juden galten, veränderte das Leben dieser Menschen von Beginn der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 tiefgreifend. Sie hatten die Stadt und den Schwarzwald als ihre Heimat angesehen, aus der sie nun Schritt für Schritt ausgeschlossen, verdrängt und vertrieben wurden. Den jüdischen Bürgern wurde sukzessive die Teilnahme am öffentlichen Leben, der Besuch der Schule verboten, die Arbeitsstelle, das Einkommen genommen und das Eigentum geraubt.

Wer nicht rechtzeitig emigrieren wollte oder fliehen konnte, wurde in Vernichtungslager deportiert. Einige entgingen der Deportation, weil sie von mutigen Menschen versteckt wurden. Nur wenige überlebten die Shoah.


2. Geschichte

Das Schicksal der Freiburger Juden 1933 bis 1945

20.3.1933
Max Mayer wird zusammen mit anderen Freiburger Stadträten und Stadtverordneten der SPD in "Schutzhaft" genommen.

1.4.1933
Boykott jüdischer Geschäfte

Ende April 1933
Veranstalter und Händler jüdischer Abstammung werden nicht mehr zur Frühjahrsmesse zugelassen.

Ende Juni 1933
In der Tageszeitung "Der Alemanne" werden bekannte Freiburger Juden diffamiert und so aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Hans Pollock, die zentrale Figur der Freiburger Fasnacht, wird aus der Narrenzunft Freiburg ausgeschlossen.
Mehrere Hundert Studenten demonstrieren vor dem Haus einer jüdischen Verbindung und fordern deren Schließung. Die SS nimmt die jüdischen Studenten in "Schutzhaft", die Polizei schließt das Haus.

1935
Entlassung von Angestellten und Beamten aus dem öffentlichen Dienst. "Nichtarischen" Rechtsanwälten wird die Zulassung entzogen; Ärzte von den Krankenkassen ausgeschlossen.
Der Oberbürgermeister weist alle städtischen Beamten an, nicht bei Juden zu kaufen; auch das Grüßen von Juden verbietet er. Juden wird der Zutritt zu Freibädern verboten.
In zwei Zimmern der Lessingschule wird eine jüdische Volksschule eingerichtet (später im Gemeindehaus neben der Synagoge); sie wird am 1.10.1939 aufgelöst.
Beginn der Enteignung und des Verkaufs jüdischer Geschäfte ("Arisierung")

28.10.1938
Erste große Deportation nach Polen

10.9.1938
Pogrom: Die Synagoge am Werderring wird durch Brandstiftung vollständig zerstört. Der Friedhof der israelitischen Gemeinde wird geschändet; Geschäfte jüdischer Inhaber werden geplündert und zerstört. 137 jüdische Bürger werden verhaftet und nach Dachau deportiert.

Ab 1.1.1939
Edelmetalle und andere Wertgegenstände müssen zu staatlich festgesetzten Preisen abgeliefert werden.
Der Mieterschutz wird aufgehoben, zahlreiche jüdische Bürger werden aus ihren Häusern vertrieben und in "Judenhäusern" zusammengelegt. Ein Großteil der Freiburger Juden versucht zu emigrieren, scheitert aber.

22.10.1938
Deportation in das Konzentrationslager Gurs in den Pyrenäen sowie kleine Lager in Südfrankreich. Die Namen von 360 Freiburgern sind bekannt. Ihr Vermögen wird beschlagnahmt. In den Jahren 1942 und 1943 werden die Lagerhäftlinge in die Vernichtungslager in Polen gebracht, die nur wenige überleben.

23.8.1942
Deportation von 31 jüdischen Bürgern in das KZ-Theresienstadt

April 1944 bis Februar 1945
Weitere Deportationen nach Theresienstadt. Bis 1945 werden insgesamt 425 Freiburger Juden deportiert.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -