Sklavenarbeit im Salzbergwerk - Gedenkstätte für die Opfer des KZ Kochendorf (Bad Friedrichshall-Kochendorf)

Hintergrundinformationen

1.2 Geschichte

Häftlinge auf dem Weg vom Konzentrationslager Kochendorf zum Salzbergwerk. Zeichnung von Mieczyslaw Wisniewski in der Gedenkstätte
Häftlinge auf dem Weg vom Konzentrationslager Kochendorf zum Salzbergwerk. Zeichnung von Mieczyslaw Wisniewski in der Gedenkstätte
©Ulrich Maier

Januar 1944
Vertreter der Heinkel AG besuchen zusammen mit einem Beamten des Luftwaffenministeriums das Salzbergwerk und beantragen die Nutzung als unterirdische Produktionsstätte für die Rüstungsindustrie.

März 1944
Die Bergwerksführung erklärt sich bereit, zwei leere Firste (Salzhallen) zur Verfügung zu stellen. Die Ernst Heinkel AG (Werk Hirth-Motoren in Stuttgart-Zuffenhausen) beansprucht im Salzbergwerk 30 000 qm Fläche.

Juni 1944
Für die unterirdische Rüstungsproduktion sind 16 Abbaukammern von je 120 bis 150 m Länge, 10 bis 15 m Breite und 10 bis 12 m Höhe vorgesehen.

Juli/August 1944
Das Großlager Natzweiler-Struthof wird vor der vordringenden Front schrittweise aufgelöst, Tausende von Häftlingen kommen nach Württemberg.

August 1944
Die Firma Heinkel-Hirth beantragt 500 Häftlinge aus Auschwitz für die Rüstungsproduktion im Salzbergwerk.

Knapp zwei Kilometer vom Ortskern entfernt, direkt neben einem bereits bestehenden Lager für Tausende Zwangsarbeiter aus Osteuropa werden Baracken für das Konzentrationslager Kochendorf errichtet. Ein zweites Außenlager von Natzweiler-Struthof entsteht bei Heilbronn-Neckargartach. Auch diese Häftlinge sind für die Rüstungsproduktion im Salzbergwerk vorgesehen.

Am 21.8. treffen die Wachmannschaften im KZ Kochendorf ein. Kommandant wird Eugen Büttner, zuvor Kommandant des Konzentrationslagers Thil in Lothringen.

September 1944
Am 3. September trifft die erste Gruppe der KZ-Häftlinge in Kochendorf ein. Es sind von der Vergasung für den Arbeitseinsatz zurückgestellte ungarische Juden.

Oktober 1944
700 Häftlinge aus Russland, Frankreich, Polen, Belgien, Italien, der Tschechoslowakei und aus weiteren Ländern treffen ein.
In den folgenden Wochen kommen weitere Häftlinge; schließlich sind es rund1.800 Häftlinge.

Dezember 1944
Eine Halle wird für die Motorenwerke Mannheim eingerichtet (U-Bootmotoren).

Januar 1945
Beginn der Rüstungsproduktion unter Tage

Februar 1945
340 Häftlinge aus dem KZ Mannheim-Sandhofen, zum großen Teil Polen, werden vor der heranrückenden Front zu Fuß nach Kochendorf getrieben.

März 1945
Da die Front näher rückt, wird das Lager evakuiert. 400 gehunfähige Häftlinge werden in offenen Güterwagen ins KZ Dachau gebracht. Am Karfreitag, dem 30.3.1945, folgen die übrigen 1.500 Häftlinge. Sie werden zu Fuß rund 100 km bis Wasseralfingen getrieben und, da alle noch lebenden Häftlinge gehunfähig waren, von dort in Güterwagen nach Dachau transportiert. Gleichzeitig wird auf eben diese Weise das KZ Neckargartach evakuiert.

April 1945
Anfang April besetzt die US-Armee Kochendorf und das Bergwerk.

Gleichzeitig treffen die KZ-Häftlinge in Dachau ein.

 

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -