Die "Lechleiter-Gruppe" und der Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur in Mannheim

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Im Februar und März 1942 verhaftete die Gestapo in Mannheim und Heidelberg 32 Mitglieder der kommunistisch-sozialistisch orientierten „Lechleiter-Gruppe“, die sich nach Beginn des „Unternehmens Barbarossa“, dem Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion, ohne Kontakte zum politischen Exil formiert hatte. Mit ihrer hektographierten Untergrundzeitung „Der Vorbote. Informations- und Kampforgan gegen den Hitlerfaschismus“, von der bis Dezember 1941 insgesamt vier Ausgaben hergestellt wurden, hatten sie nicht nur versucht, die Goebbels‘sche Durchhaltepropaganda zu entlarven, sondern zugleich in Mannheimer Großbetrieben neue Widerstandszellen aufzubauen.

Titelseite der 2. Ausgabe des „Vorboten“ vom 07.11.1941

B 2 Titelseite der 2. Ausgabe des „Vorboten“ vom 07.11.1941
© Stadtarchiv Mannheim / Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

Am 15. Mai 1942 verurteilte der 2. Senat des Volksgerichtshofs in Mannheim vierzehn Mitglieder zum Tod durch das Fallbeil. Am 15. September 1942 verkündeten die an Mannheims Litfaßsäulen angeschlagenen blutrot leuchtenden Plakate (siehe B 1 jpg-Datei) die Vollstreckung der Unrechtsurteile. In einem zweiten Prozess fällte der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart weitere fünf Todesurteile, die am 24. Februar 1943 in Stuttgart vollstreckt wurden. Drei Verhaftete waren bereits während der Untersuchungshaft zu Tode gekommen, neun weitere wurden zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.

Doch das mutige Engagement Georg Lechleiters und seiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter sowie der große Blutzoll der Gruppe dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr Widerstand nur ein – wenngleich besonders ins Auge springender – Mosaikstein des Widerstands der organisierten Arbeiterbewegung in der Industriestadt Mannheim war. Nicht übersehen werden dürfen zudem die – sowohl quantitativ als auch qualitativ – weitaus bescheideneren Widerstandsaktionen von Angehörigen der christlichen Konfessionen oder der sogenannten „Volksopposition“.

Auch wenn das Engagement dieser Frauen und Männer das Dritte Reich ebenso wenig in seinen Grundfesten erschüttern konnte wie der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944, ist der Widerstand jener Jahre nicht vergeblich geblieben. Denn er entsprang politischen, religiösen und moralischen Überzeugungen, die nach der bedingungslosen Kapitulation dazu beitrugen, die Weichen für die deutsche Demokratie zu stellen. Zwar musste das „Dritte Reich“ von außen besiegt und die Deutschen durch die Alliierten vom Nationalsozialismus befreit werden, aber die Frauen und Männer des Widerstands verkörperten ebenso wie die deutschen Emigranten ein „anderes“, besseres Deutschland, an deren Vorbild beide deutsche Nachkriegsstaaten – wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise – anknüpfen konnten.

Acht Jahrzehnte nachdem Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte und damit dem zwölf Jahre dauernden Terrorregime den Weg ebnete, das Europa in Schutt und Asche legte und 50 Millionen Menschenleben auslöschte, gilt es deshalb, nicht nur der Opfer von Gewaltherrschaft, Krieg und Rassenwahn zu gedenken, sondern auch an jene zu erinnern, die sich dem Terror mutig in den Weg stellten. Dies ist umso wichtiger, als sie im Nachkriegsdeutschland viel zu lange von der Mehrheit der Mitläufer des Regimes und den rasch rehabilitierten Tätern als „Vaterlandsverräter“ verunglimpft wurden.

Mannheim zählt zu den deutschen Städten, in denen der Widerstand gegen die Willkürherrschaft sich nicht nur früh regte, sondern in denen er auch noch während des Zweiten Weltkriegs deutliche Zeichen setzte. Vor allem aus den Akten von Polizei und Gestapo sind bis heute mehr als 1.300 Widerstandskämpfer namentlich bekannt geworden, von denen 28 zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden und weitere 57 zumeist in Gefängnissen oder Konzentrationslagern umkamen oder im Spanischen Bürgerkrieg fielen. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem entschiedenen Widerstand zu, den in den Anfangsjahren des Dritten Reichs die politischen Parteien der Linken dem braunen Terror entgegensetzten.

Dabei darf aber die Schwäche nicht übersehen werden, die der Arbeiterbewegung aus den Spaltungen der Vorjahre und ihrem erbitterten „Bruderkampf“ erwuchs. So verpuffte der aufopferungsvolle Kampf der Kommunistischen (KPD) wie der Sozialdemokratischen Partei (SPD), der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) und der Gruppe „Neu Beginnen“ nach wenigen Jahren. 1935/36 hatte die Gestapo nahezu alle konspirativ arbeitenden Organisationen enttarnt und ihre Mitglieder ins Gefängnis oder Konzentrationslager geworfen. Nur wenige entkamen – zumeist ins französische Exil. Einen besonderen Stellenwert nimmt in diesem Zusammenhang die oben bereits genannte Lechleiter-Gruppe ein, die mitten im Krieg, ohne Kontakt zu den verschiedenen Exilgruppen ihre Untergrundarbeit begann und immerhin vier Ausgaben ihrer Untergrundzeitung verbreiten konnte.

Demgegenüber war der Widerstand von Christen beider Konfessionen in Mannheim weniger stark ausgeprägt. Zwar sind die Namen entschiedener Nazi-Gegner – wie der des religiösen Sozialisten und späteren Kommunisten Erwin Eckert oder der des Jesuitenpaters und Mitglieds des „Kreisauer Kreises“ Adolf Delp – eng mit Mannheim verbunden, aber sie hatten ihre Heimatstadt schon vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten verlassen.

Sieht man vom spektakulären Tyrannenmord oder dem politischen Umsturz ab, die lange Zeit als allein rechtmäßige Form des Widerstands anerkannt wurden, lassen sich am lokalen Beispiel überdies vielfältige Formen des Widerstands analysieren, die in den letzten Jahren ins Blickfeld der Historiker traten. Noch 1962 verfügte der Bundesgerichtshof in einer bis heute wirksamen Entscheidung, dass „[e]in gegen eine bestehende Unrechtsherrschaft geleisteter Widerstand […] nur dann als rechtmäßig angesehen werden [kann], wenn die Widerstandshandlung nach ihren Beweggründen, Zielsetzungen und Erfolgsaussichten als ein ernster und sinnvoller Versuch zur Beseitigung des bestehenden Unrechtsstaats gewertet werden kann, der einen lebens- und entwicklungsfähigen Keim des Erfolgs in sich trägt […]“ (Bundesgerichtshof, in: Neue Juristische Wochenschrift 1962, S.195).

Demgegenüber hat die Forschung seit den 1960er Jahren – etwa am Beispiel Bayerns – ein breites Spektrum widerständigen Verhaltens ausdifferenziert und zwischen Nonkonformität, abweichendem Verhalten, weltanschaulicher Verweigerung, sozialem Protest, zivilem Ungehorsam, Dissidenz, illegaler Untergrundarbeit und aktivem politischem Widerstand, der auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, unterschieden. Dass die nationalsozialistischen Gerichte, allen voran die Volksgerichtshöfe, bei ihren Urteilen vor allem nach Kriegsbeginn kaum noch zwischen einzelnen Formen des ‚Dagegen-Handels‘ unterschieden, sondern selbst geringe Vergehen mit dem Tod bestraften, unterstreicht, dass man auch kleinste Handlungen nicht gering schätzen sollte.


2. Geschichte

Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Mannheim

31. Januar 1933
Fackelzug der Mannheimer KPD mit mehreren Tausend Teilnehmern verläuft ohne Störung.

23. Februar 1933
Verbot der sozialdemokratischen „Volksstimme“ für fünf Tage
Verbot der kommunistischen „Arbeiterzeitung“ in Mannheim und erste Verhaftungen kommunistischer Funktionäre

Ab März 1933
Umstellung auf Parteiarbeit der KPD im Untergrund; Aufbau illegaler Kommunikation; Grenzsekretariate im nahe gelegenen Ausland (Tschechien, Frankreich, Schweiz)

08. März 1933
Ernennung von Gauleitung Robert Wagner zum Reichskommissar für das badischen Polizeiwesen; weitere Verhaftung kommunistischer Funktionäre

09. März 1933
Hakenkreuzflagge auf allen öffentlichen Gebäuden Mannheims

10. März 1933
„Volksstimme“ und das Volkshaus der Gewerkschaften von SA besetzt

14. März 1933
„Schutzhaft“ für Oberbürgermeister Hermann Heimerich (SPD), den Vorsitzenden des SDP-Ortsvereins Jakob Trumpfheller und andere Sozialdemokraten

18. März 1933
NSDAP-Kreisleiter Otto Wetzel und Fabrikant Carl Renninger zu Stadtkommissaren ernannt; in der Folge zahlreiche „Beurlaubungen“ und Entlassungen aus städtischen Diensten; Verhaftung aller kommunistischer und sozialdemokratischer Abgeordneten des badischen Landtags, darunter auch Georg Lechleiter; endgültiges Verbot der „Volksstimme“

Frühsommer 1933
Propagandaaktionen der KPD durch Verteilen von Flugblättern, Kleben von Zetteln und durch Kurzdemonstrationen, die zeigen sollen, dass die KPD „lebt“.

31. März 1933
Gleichschaltung des badischen Landtags, des Mannheimer Gemeinderats und des Bürgerausschusses

22. April 1933
Einrichtung eines badischen Konzentrationslagers in Schloss Kislau bei Mingolsheim; etwa 30 Mannheimer werden dorthin verlegt.

Mai 1933
Verbot der Gewerkschaften; führende Gewerkschafter in „Schutzhaft“ genommen; in Ankenbuck wird ein weiteres Konzentrationslager für politische Häftlinge Badens eröffnet; auch dort Mannheimer inhaftiert.
Aufbau der „Sopade“, der Exilorganisation der SPD und eines illegalen Kommunikationsnetzes zwischen den In- und dem Ausland

11. Mai 1933
Jakob Sommer meldet eine Versammlung sozialdemokratischer Funktionäre in der Mannheimer Neckarstadt polizeilich an; 40 bis 50 werden verhaftet.

16. Mai 1933
Führende Sozialdemokraten, darunter Adam Remmele, Sally Grünbaum und Ludwig Marum werden ins KZ Kislau gebracht.

19. Mai 1933
Neun Tage nach der reichsweiten Aktion „Wider den undeutschen Geist“ Bücherverbrennung in Mannheim

29. Mai 1933
Aufruf der Exil-SPD (Sopade) zum illegalen Widerstand gegen Hitler

18. Juni 1933
Sopade ruft zum Sturz Hitlers auf: Manifest „Zerbrecht die Ketten“

März 1933 bis 1938
Erfolgreiche Untergrundarbeit der SAP: Einschleusen und Verteilen illegaler Flugschriften und -blätter

Frühjahr 1933 bis Ostern 1934
Erste Phase des sozialdemokratischen Widerstands unter Führung Jakob Otts: Aufrechterhaltung der Kommunikation unter den Parteimitglieder; Einschleusen von Informationsmaterial, Flugblättern, Broschüren usw.

Oktober 1934 bis April 1935
Zweite Phase der illegalen Arbeit der SPD unter Karl Mayer; Fortsetzung der illegalen Arbeit; mehr und mehr Beschränkung auf Stärkung der politischen „Identität“

29. November 1934
Prozess gegen „Fritz Kampp und Genossen“ wegen „Fortführung des verbotenen kommunistischen Jugendverbands“; Verurteilung zu langjährigen Gefängnisstrafen

05. September 1935
Fritz Salm und vier weitere Kommunisten wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

Dezember 1935
Zerschlagung des sozialdemokratischen Widerstands

Eine der bekanntesten Tarnschriften
B 3 Eine der bekanntesten Tarnschriften, die der „Schutzverband deutscher Schriftsteller Sektion Frankreich“ im Juni 1935 herausgab.
© Stadtarchiv Mannheim / Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen


Im Laufe des Jahres 1938
Zerschlagung des illegalen Widerstandsnetzes der SAP

1940
Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Ludwig Moldrzyk und Rudolf Langendorf knüpfen erste Kontakte im alten Freundeskreis und in Mannheimer Betrieben

1941
Unter ihrer Leitung Aufbau von kommunistischen Betriebszellen in einzelnen Mannheimer Firmen

September 1941
Die erste Ausgabe der illegalen Zeitung „Der Vorbote. Informations- und Kampforgan gegen den Hitlerfaschismus“ erscheint.

07. November 1941
Zweite Ausgabe des „Vorboten“ zum 24. Jahrestag der Russischen Revolution erscheint.

November 1941:
Dritte Ausgabe des „Vorboten“ erscheint.

Dezember 1941
Vierte und letzte Ausgabe des „Vorboten“ erscheint.

26. Februar 1942
Massenverhaftung von etwa 60 Verdächtigen in Mannheim, darunter auch der Kern der Lechleiter-Gruppe
Während der Untersuchungshaft im Frühjahr 1942 kommen zu Tode:
1. Hans Heck *1906
2. Friedrich Grund *1898
3. Willi Probst *1906

14.-15. Mai 1942
Prozess vor dem Mannheimer Volksgerichtshof gegen 14 Mitglieder der Widerstandsgruppe, die alle zum Tode durch das Fallbeil verurteilt werden (detaillierte Angaben siehe D 5 ):
1. Georg Lechleiter *14.April 1885 in Appenweier
2. Jakob Faulhaber *27.03.1900 in Erlangen
3. Rudolf Langendorf *1894 in Zell/Wienthal
4. Ludwig Moldrzyk *14.02.1889 in Waldmichelbach
5. Anton Kurz *25.02.1906 in Mannheim-Neckarau
6. Eugen Sigrist *25.01.1903 in Gemmrigheim
7. Robert Schmoll *24.02.1896 in Mannheim
8. Rudolf Maus *04.03.1902 in Graz
9. Max Winterhalder *21.07.1906 in Mannheim
10. Daniel Seizinger *09.07.1887 in Mannheim
11. Johann Kupka *23.11.1899 in Groß-Kochen
12. Alfred Seitz *10.02.1903
13. Käthe Seitz *12.02.1894 in Ludwigshafen
14. Philipp Brunnemer *19.04.1867 in Weingarten/Pfalz

15. September 1942
Hinrichtung aller vierzehn Mitglieder der Mannheimer Widerstandsgruppe in Stuttgart

21.-22. Oktober 1942
Zweiter Prozess gegen weitere dreizehn Mitglieder der Lechleiter-Gruppe vor dem Ersten Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart: 5 Todesurteile und 8 unterschiedlich lange Haftstrafen
1. Albert Fritz *18.01.1899 in Hornberg, +24.02.1943
2. Richard Jatzek *1906, +24.02.1943
3. Ludwig Neischwander *28.06.1904 in Frankenthal, +24.02.1943
4. Bruno Rüffer *05.10.1901 in Straupitz, +24.02.1943
5. Henriette Wagner *25.12.1883, +24.02.1943
6. Georg Fritz
7. Ernst Hahner
8. Hermann Müller
9. August Leinz
10. Otto Quick
11. Rudolf Mittel
12. Otto Edenhöfer
13. Erich (Emil) Frey *1909

24. Februar 1943
Hinrichtung der fünf im 2. Prozess zum Tode Verurteilten


3. Anlage

Als Lernort vorgeschlagen wird das Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte, in dem sich wichtige Dokumente – teilweise in Form von Fotokopien – befinden. So können die Schülerinnen und Schüler – neben ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema – zugleich in die Funktions- und Arbeitsweise eines Archivs eingeführt werden. Die Bestände sind über die Homepage des Stadtarchivs-Instituts für Stadtgeschichte online recherchier- und vorweg bestellbar (siehe Findstar).

In Betracht ziehen könnte man in Mannheim auch einen Rundgang zu den Denk- und Mahnmalen, die an den Widerstand und die Unrechtsjustiz des Dritten Reichs erinnern:

Lechleiter-Denkma

B 4 Manfred Kieselbach: Lechleiter-Denkmal © Dr. Wilhelm Kreutz

Infrage käme vor allem der „Georg-Lechleiter-Platz“ zwischen Schwetzinger und Rheinhäuser Straße. Seinen aktuellen Namen erhielt der Platz bereits im Juli 1945, nur wenige Wochen nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen, um den nationalsozialistischen Namen „Platz des 30. Januar“ zu tilgen.
Seit dem 24. Februar 1988 erinnert ein auf einem Sandsteinfundament stehendes Bronzedenkmal, das der viele Jahre in Mannheim wirkende Bildhauer Manfred Kieselbach schuf, an den Widerstand der Lechleiter-Gruppe. Das insgesamt eher schlichte Denkmal erinnert auf den ersten Blick an einen monumentalen Grabstein oder an unregelmäßig gestapelte

Lechleiter-Denkmal (Detail)

B 5 Manfred Kieselbach: Lechleiter-Denkmal (Detail) © Dr. Wilhelm Kreutz

Sarkophage; ins Auge springt jedoch im oberen Segment des Denkmals eine Gruppe von Personen ohne individuelle Züge, die für Kieselsbachs Schaffen charakteristisch ist. Sie treten, obgleich sie von hohen Mauern umstellt und eingeengt, mutig ins Freie. Die Inschrift lautet: „Zum Gedenken an Georg Lechleiter und seine Mitkämpfer aus der Arbeiterbewegung, die wegen Widerstand gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime in den Jahren 1942 und 1943 zum Tode und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden“.

Zum anderen kommt das vom Arbeitskreis Justiz gestiftete und von Jürgen Schwarz gestaltete Mahnmal in Betracht, das seit 2002 vor dem Westflügel des Mannheimer Schlosses steht. In dem bereits seit dem 19. Jahrhundert so genannten Gerichtsflügel befanden sich während des Dritten Reichs das Mannheimer Sondergericht und der Volksgerichtshof. Eingraviert sind die Namen der 73 Opfer von Hinrichtungsurteilen der „furchtbaren Richter“, die mehr als die Hälfte ihrer Opfer für Taten zum Tod verurteilte, die heute als Bagatelldelikte kaum bestraft würden.

Mahnmal für die Opfer

B 6 Jürgen Schwarz: Mahnmal für die Opfer
der NS-Justiz © Dr. Wilhelm Kreutz

Mahnmal (Detail)

B 7 Jürgen Schwarz: Mahnmal (Detail) © Dr. Wilhelm Kreutz

Günter Braun Granitstele

B 8 Günter Braun Granitstele © Dr. Wilhelm Kreuz

Ein weiteres Mahnmal (nicht nur) für die Mitglieder der Lechleiter-Gruppe findet sich auf dem Heidelberger Bergfriedhof. Neben der 1999 von Günter Braun geschaffenen 1,80 Meter hohen schwarzen Granitstele, die an die Opfer der Nazi-Justiz erinnert, findet sich eine Gedenkplatte mit den Namen der auf dem Bergfriedhof bestatteten leiblichen Überreste von zwanzig Hinrichtungsopfern, darunter zehn Mitglieder der Lechleiter-Gruppe. Ihre Leichname wurden ebenso wie die der anderen in Stuttgart Hingerichteten als Leichen „unbekannter Verbrecher“ in die Pathologie des Heidelberger Uniklinikums gebracht, um dort Sektionsübungen von Professoren und Studenten zu dienen. Da einer der Ärzte seinen toten Jugendfreund Jakob Faulhaber erkannte, konnte man nach dem Krieg die Herkunft der Leichen klären und sie gemeinsam bestatten.

Gedenkplatte

B 9 Gedenkplatte mit den Namen von zehn Angehörigen der Lechleiter-Gruppe: Jakob Faulhaber, Albert Fritz, Richard Jatzeck, Georg Lechleiter, Ludwig Neischwander, Bruno Rüffer, Robert Schmoll, Alfred Seitz, Kätze Seitz, Henriette Wagner © Dr. Wilhelm Kreutz


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