Seminarkurs der gymnasialen Oberstufe zur Ausbildung von Schülerguides an Gedenkstätten

Der Seminarkurs "Schülerguides an Gedenkstätten" ist ein Pilotprojekt des Kultusministeriums mit der Landeszentrale für politische Bildung sowie einzelnen Gedenkstätten in Baden-Württemberg und im Elsaß (bisher: KZ-Gedenkstätte Schwäbisch Hall Hessental, Dokumentationszentrum Weinsberg, und KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen). Sein Ziel ist es, die dezentrale Gedenkstättenlandschaft (Übersichtskarte) in Baden-Württemberg noch stärker mit der schulischen Bildung zu verzahnen und interessierte Schülerinnen und Schüler aktiv an die Erinnerungsarbeit der Gedenkstätten heranzuführen. Eine Übertragung des Seminarkurses auf andere Gedenkstätten ist möglich, als weitere Kooperationspartner kommen auch die kommunalen Archive oder das Landesarchiv BW in Frage.

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, wie sie an regionalen Gedenkstätten oder auch Gedenkorten erfolgen kann, veranschaulicht, dass die nationalsozialistischen Verbrechen auch "vor der Haustüre" stattgefunden haben, und bietet insofern eine Vertiefung und Abwechslung zum herkömmlichen Geschichtsunterricht. Geschichte wird dadurch im Nahraum erfahrbar. Die ausgebildeten Schülerguides können dabei nicht nur vor Ort, sondern auch z.B. berichtend im Klassenzimmer eingesetzt werden. Da die Ausbildung zum Schülerguide nicht nur historische, sondern auch rhetorische, kommunikative und wissenschaftspropädeutische Fähigkeiten fördert, hat sie einen allgemein bildenden Charakter.  

Schülerguides des Peutinger Gymnasiums Ellwangen führen Schülerinnen und Schüler  der Klasse 9 und 11 auf der KZ-Gedenkstätte Schwäbisch Hall-Hessental 

Für die Qualifizierung zum Schülerguide haben die Schülerinnen und Schüler folgende Anforderungen erfüllt:
• eigenständige Recherche und historische Aufbereitung des jeweiligen Themas in Archiv und Bibliothek
• Erstellung eines Projektplanes und einer wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Seminarabeit
• Teilnahme an einem von Experten der Landeszentrale für politische Bildung und der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen (LAGG) durchgeführten zweitägigen workshops zur methodischen Aufbereitung von Führungen an Gedenkstätten
• Kontaktaufnahme und Vernetzung mit Historikern und kommunalen Verantwortungsträgern.
• Durchführung und Reflexion einer etwa 20-minütigen Führung am konkreten Ort für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 und 9.

Die Schülerguides erhalten zum Abschluss ein Zertifikat von der Schule, der Gedenkstätte und der Landeszentrale für politische Bildung.

 

Organisatorischer Rahmen des Seminarkurses: (Übersicht als pdf)

Anforderungen Beurteilungskriterien Zertfikat
  • Ausstellungsexposés zur Gedenkstätte/ eigenständige Recherche zu einem Teilbereich der Ausstellung
  • Umfang des Exposés: ca. 10-12 Seiten
  • Vorbereitung und Durchführung einer Führung durch die Ausstellung. Seminarkurs – erste Führung
  • Mdl. Prüfung zur Reflexion der Führung (Infoblatt Schüler)
  • Differenzierte Rückmeldung/ggfs. Verbesserungsvorschläge
  • Berechtigung, Schülergruppen durch die Ausstellung
    zu führen
  • Zertifikat von LpB, Schule, Gedenkstätte

 

Empfohlener zeitlicher Ablauf

September - Ende Oktober

November - Dezember Januar - April ab Mai ab Juni (Folgejahre)

Wissenschaftspropädeutische Phase mit Besuch der Gedenkstätte

ggf.  Besuch Archiv
Themenfindung und Festlegung

Recherchearbeit („Einlesen“) und Quellenauswahl

Strukturierung - Aufbereitung

Abgabe eines Projektplans (ca. 4 Seiten)

Fertigstellung Seminararbeit inhaltlich
ggf. eigener Besuch der Gedenkstätte

Workshop Landeszentrale für politische Bildung:
Medien und Methoden Gedenkstättenführung

Rhetorik-Training

Führungen der Schülerguides – Lehrkräfte begleiten 

erstes Feedback aus der Gruppe

Reflexion der eigenen Führung

Abgabe Seminarbeit (inhaltlich und Reflexion der Führung)

Präsentationsprüfung (inhaltlich und Reflexion der Führung)

ggf. weitere Führungen für Schülerinnen und Schüler

 

Möglichkeiten der Fortführung und Weiterentwicklung

  • Erwerb der Qualifikation zum Jugendguide für die KZ-Gedenkstätte
    über den Seminarkurs
  • Einsatz der Schülerguides als Mentoren in folgenden Seminarkursen
  • Schülerguides (Sek.II) führen Schülerinnen und Schüler  der Sek.I
  • Schulprofil: Projekt Jugendguide wird Bestandteil des Schulprofils und des Schulcurriculums
  • Kooperationsvereinbarung Schule und Gedenkstätte (Fixierung der Bildungspartnerschaft)

Finanzierungsmöglichkeiten
Zuschüsse für Fahrtkosten an Gedenkstätten durch das Kultusministerium

Andere Materialkosten ggf. Etats der Schule

 

Best Practice-Beispiele

Peutinger Gymnasium Ellwangen  ... mit der KZ-Gedenkstätte Schwäbisch Hall-Hessental
Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch ... mit der Gedenkstätte Natzweiler-Struthof
Justinus-Kerner-Gymnasium Weinsberg ... mit der Dokumentationsstätte Lager Weinsberg
Gymnasium Herrenberg ... mit dem Stadtarchiv Herrenberg

 


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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