Lesecurriculum für die Klasse 5 und 6

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Das Lesenlernen ist ein permanenter, vielschichtiger Vorgang. Dieser beginnt lange vor dem ersten Schultag und ist ein kontinuierlicher, langer Prozess. Viele kleine Schritte sind nötig, bis man ein kompetenter Leser geworden ist, zudem ist das Lesen eine kulturelle Vermittlung zwischen den Generationen sowie ein Netzwerk verschiedener Disziplinen.

Allen Kollegen und Kolleginnen sind folgende Probleme bekannt: 

Viele Schülerinnen und Schüler …

  • können schlecht lesen.
  • haben ein bildungsfernes Elternhaus.
  • haben zu Hause keinen Zugang zu Literatur / Büchern.
  • können Texte, die sie lesen, nicht oder nur schlecht verstehen.

Die letzten Studien erschreckten viele, zuletzt die Bildungsstudie, die belegte, dass der Bildungsstandard an den Grundschulen deutschlandweit zwischen 2011 und 2017 massiv abgesunken ist. Besonders sanken die Leistungen der Lernenden in Baden-Württemberg und Bremen. Die Viertklässler sind stark zurückgefallen, was die Lesekompetenz und das Leseverständnis angeht. Es stellt sich die Frage, wie man dem Problem begegnet. 

Neben einer gezielten Diagnostik gilt es, Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, in der Sekundarstufe gezielt Lesetechniken einzuüben und diese in allen Fächern einzufordern.  Der Deutschunterricht kann nur die Grundsteine legen, ist aber darauf angewiesen, dass alle anderen Fächern unterstützen. Die Steigerung der Lesekompetenz muss als Teil der Schulentwicklung betrachtet werden, das Ziel sollte es deshalb sein, sie ins Schulcurriculum aufzunehmen. Ein verankertes Lesecurriculum sollte deutlich machen, welches Fach wann in Ergänzung zum Deutschunterricht zuständig ist für die Leseförderung, denn diese muss vielfältig, fachübergreifend und vor allem nachhaltig sein. Sinn machen würde ein "Lese-Ansprechpartner": Pro Fachschaft sollte eine Kollegin / ein Kollege als Multiplikator zuständig sein. Ansätze zur Entwicklung eines Curriculums oder einer Leseschule findet man auf der Seite "Pro Lesen". Zu empfehlen ist auch der Praxisleitfaden von Daniel Nix und Ulrike Krug "Enwicklung eines schulischen Leseförderkonzeptes: Ein Praxisleitfaden für alle Schulformen" (2017, Rezension).

Auch eine stärkere Einbindung der Bibliothek ist sinnvoll. Die Schülerinnen und Schüler sollten lernen, dass

  • die Bibliothek Rückzugs- und Arbeitsraum sein kann,
  • für die verschiedenen Fächer recherchiert werden kann,
  • sie Bücher für den schulischen und privaten Bereich ausleihen können.

 

Vorgehen

Ein mögliches Vorgehen sieht wie folgt aus:

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Im Deutschunterricht besteht die Möglichkeit, bereits in der Grundschule und dann, zumindest in Klasse 5/6, mit dem Eintritt in die weiterführende Schule, Diagnosemaßnahmen durchzuführen. Dazu bieten sich verschiedene Tests an, die in 10-45 Minuten zu bearbeiten sind und eine differenzierte Auswertung bieten:

  • SLS - Salzburger Lese-Screening zum Testen der Lesegeschwindigkeit
  • FLVT - Frankfurter Leseverständnistest (Kl. 5-6)
  • WLST - Würzburger Lesestrategie-Wissenstest für die Klassen/Jahrgangsstufen 7-12

 

Auf Grundlage der Tests muss dann gezielt weitergearbeitet werden, da die Testergebnisse zwar den Lernstand der Schülerinnen und Schüler zeigen, aber keine Antwort auf die Frage liefern, wie man fördern könnte oder sollte.

Das Ziel des Unterrichts sollte es sein, Schülerinnen und Schüler sukzessive zu eigenständigen Leserinnen und Lesern im Umgang mit unterschiedlichsten Texten zu machen. Das „Lesenkönnen“ kann in Klasse 5 nicht vorausgesetzt werden, weshalb jede Schule ein Lesecurriculum erarbeiten sollte oder zumindest Absprachen getroffen werden sollten, wie das Lesen gefördert wird und wann zum Beispiel welche Lesetechnik eingeführt wird. Dabei sollte jede Technik im Deutschunterricht eingeführt werden, der Fachunterricht hat dann aber die Aufgabe, die Lesetechniken zu wiederholen und zu vertiefen.

 


Hier finden Sie ein Beispiel für ein Lesecurriculum für die Klasse 5/6 und 7/8 (.docx , .odt , .pdf).

Weiterführende Unterrichtsmaterialien des Landesbildungsservers:


 

 Weiterführende Literatur und Links:

  • Landesinstitut für Schulentwicklung Baden-Württemberg: Lesen in der Grundschule (online abrufbar)
  • Hessisches Kultusministerium: Lese-Info 6: Diagnose der Lesekompetenz. Lernbeobachtungen und Tests, Wiesbaden 2007. (online abrufbar)
  • Daniel Nix und Ulrike Krug "Enwicklung eines schulischen Leseförderkonzeptes: Ein Praxisleitfaden für alle Schulformen Kallmeyer in Verbindung mit Klett 2017.
  • Leseförderung in heterogenen Lerngruppen, Akademie für Leseförderung Niedersachsen (online abrufbar)
  • Lenhard, W. & Schneider, W. (Hrsg.): Lesediagnostik und Leseförderung. In: Diagnose und Förderung des Leseverständnisses, Hogrefe 2009.
  • C. Garbe, K. Holle, T. Jesch (Hrsg.)C. Rosebrck, : Texte lesen: Textverstehen - Lesedidaktik - Lesesozialisation, UTB 2010.
  • A. Bertschi-Kaufmann, A. Graber (Hrsg.):  Lesekompetenz - Leseleistung - Leseförderung: Grundlagen, Modelle und Materialien, Kallmeyer 2007.
  • C. Rosebrock, D. Nix: Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung, Schneider Hohengehren 2017 (8. Auflage).

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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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