Beginn und Ende einer Liebe: Jan und Jennifer

Das Hörspiel, das die Liebe des Paares Jan und Jennifer und die Bestrafung durch den guten Gott thematisiert, wurde in einer Rezension der ZEIT 1958 auch "Funk für Anspruchsvolle" genannt. "In den Gesprächsstationen vollzieht sich eine Liebe, die vom kühlen Anschauen über flüchtigen Sinnengenuß alle Stadien der Hingabe, des Kampfes, der Demut und Feindschaft zwischen den Geschlechtern durchläuft bis zur Sprengung des Ichs, das Du werden will – ziellos, endlos, uferlos."  (DIE ZEIT 23/1958)

Einer absoluten Liebe, welche die Ordnung infrage stellt, standen die Götter schon immer kritisch entgegen und waren dieser gegenüber nie gnädig eingestellt. Als Beispiele können Romeo und Julia oder Orpheus und Eurydike genannt werden. Diese greift Ingeborg Bachmann in ihrem Hörspiel auch auf ("Im Theater"; S. 42ff.).

 

Die Beziehung von Jan und Jennifer

Als der Europäer Jan, der sein Schiff verpasst hat, die Amerikanerin Jennifer in der Grand Central Station kennen lernt, ist er ihr gegenüber erst einmal reserviert. Das Schicksal nimmt aber seinen Lauf, sie nehmen ein Zimmer, verbringen einige Tage miteinander, bis Jennifer durch eine Bombenexplosion stirbt, während Jan seine Schiffspassage nach Europa zurückgeben will. Nach ihrem Tod kehrt Jan nach Hause zurück. Der gute Gott konstatiert gegenüber dem Richter: „Die Erde hatte ihn wieder. Jetzt wird er längt zurück sein und bei schlechter Laune und mit mäßigen Ansichten lange leben“ (S. 93).

Der gute Gott meint, er habe handeln müssen, da „Gefahr in Verzug“ gewesen sei (S. 31) und die Liebenden „die natürlichen Klammern (gelöst hätten), um dann keinen Halt mehr in der Welt zu finden“ (S. 80). Jan und Jennifer geben sich einander hin, scheinen unbelastet, müssen keine Erwartungen erfüllen und leben in den gemeinsamen Tagen nur für sich und ihr Verlangen. Sie scheinen losgelöst aus der normalen Welt, ihr Zimmer im 57. Stock, das sie vor Jennifers Tod bewohnen, hat eine „seltsame Aussicht“ (S. 73), da die Welt weit entfernt ist und anders wahrgenommen wird. Den Tod des Paares sieht der gute Gott als unausweichlich an, „damit es Ruhe und Sicherheit gibt, […] und der Gang aller Dinge der bleibt, den wir bevorzugen“ (S. 82).

Obwohl die Liebenden ohne Probleme oder Intrigen in den Tag hineinleben, geht die Beziehung zugrunde. Die Liebe der beiden übersteigt das Maß normaler Liebe, die die Gesellschaft akzeptiert. Schon die Umarmung auf offener Straße (S. 54f.) zeigt, dass sie sich über Konventionen der damaligen Zeit hinwegsetzen. Als Strafe ist die Beziehung dem Untergang geweiht, damit die herrschende Ordnung nicht außer Kraft gesetzt wird. Jennifer ist dies bewusst. Als Jan sie fragt, ob sie keine Angst habe, ihr Gesicht zu verlieren verneint sie, „(w)eil jeder sehen kann, dass ich bald ganz verloren sein werde, und fühlen kann, dass ich ohne Stolz bin und vergehe nach Erniedrigung, und dass ich mich jetzt hinrichten ließe von dir oder wegwerfen wie ein Zeug nach jedem Spiel, das du ersinnst.“ (S. 55).

HIER geht es zum Unterrichtsmaterial zum räumlichen Aufstieg und dem Verlauf der Liebe.

 

Unterrichtsverlauf

Zunächst wird die Szene "Im Theater" gelesen und inhaltlich zusammengefasst. Anschließend recherchieren die Schülerinnen und Schüler zu den "fünf schönsten Liebesgeschichten der Welt" arbeitsteilig mit der Schülerarbeitsseite. Alternativ kann das Arbeitsblatt ausgegeben werden, die Informationen müssen von den auf der Schülerarbeitsseite angegebenen Seiten zusammengestellt werden. Für die Hand der / des Lehrenden wird eine Lösung angeboten.

Im Anschluss wird die Bedeutung der Szene erarbeitet, die Ergebnisse werden im Tafelbild gesichert (.docx, .odt, .pdf).

 


 

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