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Wahlrecht im Kaiserreich - Lehrjahre der Demokratie

Das Deutsche Kaiserreich gilt in vielen Belangen als rückständig: Der von August Bebel sog. „Scheinkonstitutionalismus“ unterstellt, dass das Parlament kaum über Kompetenzen verfügt, um den Lauf der Politik bestimmen zu können. Deshalb gehört eine Untersuchung der Verfassung von 1871 zu den gängigen Praktiken des Geschichtsunterrichts.

Als modern und progressiv hingegen gilt das Wahlrecht im Deutschen Reich: Jeder erwachsene Mann über 25 durfte gemäß einem allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht abstimmen.  Damit war eine der wichtigen Forderungen der Revolutionäre von 1848/49 erfüllt. Wie aber sah dieses Wahlrecht in der Praxis aus? Wie wurde vor Ort tatsächlich gewählt? Wie wurden die „geheimen“ Wahlen gewährleistet?

Ein Wahltag im bairischen Gebirge. Nach der Natur aufgenommen von Julius Nörr in München

(Die Gartenlaube, 1869)

Dieses Modul will mithilfe eines Fallbeispiels aus dem einschlägigen Werk von Margaret Lavinia Anderson ein kurzes Schlaglicht werfen auf die Praxis der Wahlen im Kaiserreich. Ein Bauer aus dem Chiemgau möchte 1871 seine Stimme abgeben. Kann er das ohne weiteres? Wird er daran gehindert? Wenn ja, wie? Hatte dies Folgen?

An einem Fallbeispiel soll die Verfassungswirklichkeit mit der Verfassung kontrastiert werden – der Einsatz des Materials bietet sich vor allem im Zusammenhang mit dem Unterricht der Verfassung von 1871 an, wo sie einen kleinen Kontrapunkt setzen kann, um zu zeigen, dass auch ein modernes Wahlrecht in einer vormodernen Gesellschaft auf dem Land nicht unbedingt garantiert, dass man seine verfassungsmäßigen Rechte auch ausüben kann.


Unterrichtsdesign:

1. Einstieg: ein modernes Wahlrecht

Notieren Sie Charakteristika, die ein modernes Wahlrecht für Sie enthalten sollte.

2. Historischer Vergleich: Das Wahlrecht im Deutschen Reich.

Der Auszug aus dem wikipedia-Artikel zum Wahlrecht im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich steht u.a. Folgendes zu lesen – dies entspricht einer gängigen Ansicht, was die Einschätzung des Wahlrechts angeht (AB als pdf).

3. Transfer: Erläutern Sie, wo das Wahlrecht im Deutschen Reich Ihren Vorstellungen entspricht und wo nicht.

4. Exemplarischer Einzelfall

Beurteilen Sie, ob die allgemeinen Vorgaben des Wahlrechts im vorliegenden Einzelfall aus dem oberbayrischen Dorf Sachrang eingehalten wurden. Wenn ja, was hat die gesetzesgemäße Ausübung der Wahl gewährleistet bzw. verhindert (AB als pdf).

5. Transfer: Überlegen Sie, inwiefern es in unserer Zeit (un-)möglich ist,  eine gesetzesgemäße Ausübung der Wahl zu verhindern.

Karikatur im Kladderadatsch über die damals neuen Wahlkabinen, 1903.


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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