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3. Akt, 1. Szene: Verwicklungen - Zurück zu Kandidat 1

Ich erfuhr vom Herzog von Hannover aus Venedig, dass der arme Prinz Adolf ihm mein Porträt gezeigt habe als das seiner Verlobten. Bald danach begab er sich nach Durlach zu seiner Schwester der Markgräfin von Baden-Durlach und ließ uns über Herrn von Lasalle mitteilen, dass er, wann immer es der Kurfürst wünsche und für angebracht halte, nach Heidelberg käme.

Christine Magdalena von Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg
Christine Magdalena von Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg,
Markgräfin von Baden-Durlach, 1616-1662

Bild: wikipedia commons
Quelle

Der Kurfürst tat sein Möglichstes, dies zu verhindern, und gab Lasalle zu verstehen, dass die Dinge nun anders stünden. Zwar habe ihm der König von Schweden – vielleicht in der Meinung, die Angelegenheit sei so weit gediehen, dass man nicht mehr zurücktreten könne – aufs Verbindlichste in Bezug auf die Heirat seines Bruders geschrieben. Aber der Kurfürst wüsste aus guter Quelle, dass Seine Majestät fürchte, dass ich nicht glücklich mit seinem Bruder werden würde und dass dessen viele Versprechungen nicht annähernd gehalten werden würden. Der Kurfürst erklärte Lasalle dies alles möglichst konziliant und versicherte ihm, dass, obwohl seine Schwester nicht das Glück haben würde, Prinz Adolf zu heiraten, er selber doch immer sein Diener sein würde. Der kluge Lasalle erriet sofort die ganze Situation. Vor dem Porträt des Herzogs von Hannover, das in einem Saal unter denen anderer Prinzen hing, machte er eine tiefe Verbeugung und sagte, „Ich bin Ihr ergebenster und gehorsamster Diener, Eure Hoheit, der Herr Herzog von Hannover.“ Ich glaube jedoch, dass er uns zu sehr zugetan war, um seine Mutmaßungen seinem Herrn mitzuteilen. Der Kurfürst schickte ihn reich beschenkt zurück. Ich weiß nicht, wie er seinem Herrn die Sache beigebracht hat. Trotz all seiner Überredungskünste kam der Prinz zusammen mit seiner Schwester, der Markgräfin von Baden-Durlach, doch nach Heidelberg. Er wollte die Hochzeit erzwingen. Besessen von der Vorstellung, mich zu besitzen, tat er alles, um sein Ziel zu erreichen. Bald weinte er, bald geriet er in Zorn und erging sich in Schmähreden und Verwünschungen gegen den Obersten Moore, der ihn seiner Ansicht nach schlecht vertreten hatte. Er sah jedoch ein, dass er damit nichts bewirken würde und dass der Kurfürst auf die Ratifizierung des Heiratsvertrags durch den König von Schweden bestand. So entschloss er sich, mit der Postkutsche zu seinem Bruder, dem König, zu fahren, um ihn um Unterstützung zu bitten. Der König aber, in einen Krieg mit Polen verwickelt, hatte weder Zeit noch Lust, sich einzumischen. Zumal dem scharfsinnigen König bald klar war, dass der Kurfürst die Heirat nicht wirklich wollte.


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