Das Uhrenindustriemuseum Villingen-Schwenningen

  Methodenvorschlag

Lernorterkundung:

  • Der ausgedehntere Rundgang veranschaulicht den Wandel der Uhrenherstellung vom Handwerk zur Industrie. Stadtführung : „Auf den Spuren der Uhrenindustrie durch Schwenningen“ .
  • Besuch des Heimat- und Uhrenmuseums: Führung durch die Uhrenabteilung und Kennenlernen der handwerklichen Uhrenproduktion, bäuerliche Wohnstuben im Vergleich mit dem Biedermeierzimmer eines Fabrikantenhaushalts. Museumspädagogische Aktion: Uhren zum Anfassen aus dem Uhrenkoffer, arbeitsteilige Bemalung von Uhrschildern (GS bis Kl.6).
  • Besuch des Viertels „Ob dem Brückle“ mit Bauernhäusern und Fabrikantenvilla in unmittelbarer Nachbarschaft, Gleichzeitigkeit von bäuerlichen und industriell-bürgerlichen Lebensformen.
    Villa Bürk, Bürkstraße 35 (1909).

    Die Besucher können eine Stanze in Aktion erleben und die produzierten Uhrzeiger als Erinnerung mitnehmen
    Die Besucher können eine Stanze in Aktion erleben und die produzierten Uhrzeiger als Erinnerung mitnehmen.
    © M. Tocha
  • Führung durch das Uhrenindustriemuseum durch einen Arbeiter der letzten Schwenninger Uhrenfabriken Mauthe und Kienzle und heute Museumsmitarbeiter. Die arbeitsteilige Weckerproduktion wird an Maschinen vorgeführt. Antrieb und Kraftübertragung durch ein ausgeklügeltes System von Riemen (Kombination von Kraft- und Arbeitsmaschine mittels Transmission = technischer Kern der I.), der Ölgeruch und der ohrenbetäubende Lärm machen den Museumsbesuch zu einem sinnlichen Erlebnis

    Im Uhrenindustriemuseum wurde die Werkstatt des Heimarbeiters und Nebenerwerbslandwirts Bernhard Steimer funktionsfähig wiederaufgebaut
    Im Uhrenindustriemuseum wurde die Werkstatt des Heimarbeiters und Nebenerwerbslandwirts Bernhard Steimer funktionsfähig wiederaufgebaut.
    © M. Tocha

    Der Blick in eine originalgetreue Heimarbeiter-Werkstatt veranschaulicht die Arbeitsbedingungen und das Entstehen von kleinen Zulieferbetrieben. In der museumspädagogischen Experimentierwerkstatt ist spielerisches Kennenlernen und Ausprobieren von lebensgroßen Uhrbausteinen wie z.B. Unruh und Pendel möglich.
    Es ist auch sinnvoll, den Lerngang nur auf das Uhrenindustriemuseum zu konzentrieren. Dort sollte dann unbedingt eine Führung erfolgen.

    Die Funktion eines Uhrwerks wird an großen Modellen veranschaulicht
    Die Funktion eines Uhrwerks wird an großen Modellen veranschaulicht:
    © M. Tocha

  • Für eine Vor- bzw. Nachbereitung des Lerngangs in der Schule bieten sich folgende Möglichkeiten an:
    • Projekthaftes Aufarbeiten einzelner Gebäude und Plätze durch Schülergruppen, z. B. Erstellen einer Fotodokumentation und Erarbeitung einer Ausstellung in der Schule, Bestückung eines historischen Stadtplans mit zeitgenössischen Gebäuden und Bestückung des aktuellen Plans mit historischen Gebäuden als Kernstück der Dokumentation
    • Forschungsaufträge im Heimat - und Uhrenmuseum sowie dem Stadtarchiv, Entwickeln einer industriegeschichtlichen Stadtführung durch Schüler im Projektunterricht, Vorbereitung einer ergänzenden Führung durch beide Museen durch Schülergruppen:
    • Dokumentation des Museumsbesuches durch eine Ausstellung in der Schule: Den Ablauf der arbeitsteiligen vorindustriellen Produktion am Beispiel der bemalten Uhrschilder präsentieren und die neuen Materialien in Form von Stanzabfällen, Zeigern und Zahnrädern ausstellen.

Behandlung des Themas in der Schule:

Bearbeitung der Arbeitsordnung der Württembergischen Uhrenfabrik Schwenningen (Fassung von 1884, revidiert 1892 und 1894). Die Quelle wird in drei Niveaustufen angeboten:
T 1 ist stark gekürzt, die Arbeitsaufgaben lassen sich der Reproduktion (EPA I) zuordnen.
T 2 ist mäßig gekürzt, die Aufgaben erfassen zusätzlich die Anforderungsbereiche Reorganisation und Transfer (EPA I-II).
T 3 stellt den ungekürzten Quellentext dar und ist zusätzlich mit Aufgaben ausgestattet, die Reflexion und Problemlösung erfordern (EPA I-III).

Bildinterpretation: Die „Steimer-Werkstatt“ ( B 1 ), benannt nach ihrem letzten Besitzer Bernhard Steimer. Dieser war zunächst Werkzeugmacher in der Uhrenindustriefabrik Mauthe. Später entschloss er sich, auf seinem eigenen Hof eine Werkstatt einzurichten um sich damit selbständig zu machen. Er kaufte ältere und somit billigere Maschinen und richtete sich so eine komplette mechanische Werkstatt ein. Angetrieben wurden die Maschinen mit einer Transmission. Zu den Arbeitsmaschinen zählten: Bügelsäge, Bohrmaschine, Fräsmaschine, Schleifbock, kleine Tischdrehbank, Leitspindeldrehbank.
Die Schüler beschreiben den Aufbau der Werkstatt, insbesondere den Antrieb der Arbeitsmaschinen. Sie nennen Gefahren und Vorzüge der industriellen Produktionsweise: einerseits Lärm, Staub, Verletzungsgefahr durch frei laufende Riemen und Wellen, andererseits Massenproduktion von Einzelteilen in standardisierten Arbeitsgängen. Sie erkennen, dass selbst in der Kleinindustrie Körperkraft und Handarbeit zunehmend durch Kapitaleinsatz, d. h. Maschinen, ersetzt werden.

Stundensequenz auf der Grundlage des ausführlichen Unterrichtentwurfs von Annemarie Conradt-Mach, Die Industrialisierung in Schwenningen am Neckar, a.a.O., S. 18 ff. (s. Literatur)

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -