Ulm im Ersten Weltkrieg

Methodenvorschlag

2.1 Lernorterkundung

Die Lernorterkundung im Haus der Stadtgeschichte / Stadtarchiv Ulm kann als Hinführung oder Vertiefung eingesetzt werden. In Bezug auf die innere Entwicklung des Reiches während des Ersten Weltkriegs kann sie die Behandlung im Unterricht aber auch anhand ausgewählter exemplarischer Aspekte (Versorgung, Propaganda u.a.) partiell ersetzen.
Sie kann je nach Zeitbudget und Absprache verschiedene Elemente enthalten. Zur Einführung eignet sich ein Gang durch die Dauerausstellung im Erdgeschoss, die die spezifischen Bedingungen in Ulm im 19. Jahrhundert und im Vorfeld des Ersten Weltkriegs kurz beleuchtet. Der Eintritt in die Dauerausstellung ist frei. Die Besichtigung erfolgt selbstständig oder unter Führung eines Archivmitarbeiters. Fakultativ kann in Absprache mit der Archivpädagogik eine Führung durch das Archiv in Anspruch genommen werden. Im Anschluss wird ausführlich mit dem Archivmaterial gearbeitet. Zum Einstieg bietet sich eine gelenkte Leseübung einer exemplarischen handschriftlichen Archivalie an. Im Anschluss ist eine arbeitsteilige Gruppenarbeit zu inhaltlichen Aspekten sowie eine Zusammenführung vorgesehen, wobei die Themen sowie die Quellengattungen frei vereinbart werden können.
Die beschriebene Lernorterkundung ist von Klasse 8/9 bis in die Oberstufe hinein geeignet. Ab einer Gruppengröße von ca. 25 Schülerinnen und Schülern muss die Gruppe geteilt werden. Bei einem Zeitbudget von 3 Zeitstunden kann intensiv inhaltlich gearbeitet werden. Ein Zeitbudget von 3 Schulstunden bietet ebenfalls Raum für eine inhaltliche Erarbeitung. Bei zwei Schulstunden dürften eher eine erste inhaltliche Einführung sowie das Kennenlernen der Funktionen eines Archivs im Vordergrund stehen.

2.2 Behandlung des Themas in der Schule

Bei der Behandlung des Ersten Weltkriegs im Unterricht können die Aspekte Vorgeschichte, Fronterfahrung, militärische Neuerungen, Versorgungslage und Stimmung der Zivilbevölkerung, innenpolitische Entwicklung und Nachwirkungen eine wesentliche Rolle spielen. Dabei gilt es einerseits exemplarisch vorzugehen, andererseits auch die Wechselwirkungen zwischen Kriegführung, politischer Entwicklung, wirtschaftlicher und sozialer Lage sowie die psychologischen Auswirkungen herauszuarbeiten.

Da der Erste Weltkrieg umfassende Propagandaanstrengungen auf beiden Seiten hervorrief, ist die Verwendung von verschiedenartigem Propagandamaterial für die Quellenarbeit besonders ergiebig. Die Behandlung des Themas in der Schule kann dabei vor allem auch bei der an Kinder gerichteten Propaganda ansetzen (vgl. AB 6 bis 8). Bei der Leseübung zur deutschen Schrift auf AB 7 handelt es sich um den Aufsatz einer 12jährigen Schülerin, der im Kontext einer elaborierten zeitgenössischen Kriegsaufsatzdidaktik zu sehen ist, die u. a. auch in Kriegsaufsatzmustersammlungen ihren Niederschlag fand (zur erleichterten Handhabung ist für die Hand der Lehrkraft eine Transkription beigegeben).
Die propagandistische Perspektive ist auch in den Materialien zur Stimmung bei Kriegsausbruch zu berücksichtigen (AB 1 bis 3). Wirtschaftliche Aspekte werden in den AB 4 und 5 beleuchtet. AB 9 bis 14 thematisieren die unterschiedlichen Folgen des Krieges für die Soldaten (gesundheitlich, wirtschaftlich, politisch). AB 15 und 16 schließlich widmen sich den mittel- und langfristigen Folgen des Weltkriegs.
Es bieten sich verschiedene Aktualisierungsperspektiven. Noch heute werden etwa die Namen der politischen Führungspersönlichkeiten aus Erstem Weltkrieg und Weimarer Republik auch auf der lokalen Ebene kontrovers diskutiert. Im Zuge einer Recherche von Straßennamen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik sind die Schülerinnen und Schüler zur Entwicklung eines eigenen Standpunkts aufgefordert.

Aktuelle Relevanz erhält das Thema Kriegführung aber auch durch die veränderte Rolle, die die Bundeswehr in den letzten Jahren im Rahmen von Auslandseinsätzen eingenommen hat. Ansätze zu einer diachron vergleichenden Betrachtung bietet etwa die Frage nach dem Umgang mit traumatisierten Soldaten, aber auch die Diskussion um die Entwicklung einer angemessenen Erinnerungskultur in Bezug auf die Todesopfer. Schließlich bieten auch propagandistische Strategien oder die spielerische Konfrontation von Kindern mit (vermeintlichem) Kriegserleben Anlass zur Aktualisierung.

Die hier vorgelegten Quellen und Materialien versuchen die genannten historisch und aktuell relevanten Aspekte aufzunehmen. Sie thematisieren überwiegend den zivilen Alltag im Ersten Weltkrieg. Die auf verschiedenen Ebenen oftmals propagandistische Darstellungsweise kann als handlungsleitende Perspektive für den kritischen Umgang mit den Quellen dienen.

Auf der Basis der hier vorgelegten Materialien und Arbeitsblätter, des Geschichtsbuchs sowie gegebenenfalls unter Einbeziehung des Politik und Unterricht-Heftes 3-4/2013: „Der Erste Weltkrieg. Alltag und Propaganda“ und von "Ulmer Geschichte im Netz" können in einer Doppelstunde in arbeitsteiliger Gruppenarbeit ausgewählte Einzelaspekte behandelt werden. In einer zweiten Doppelstunde werden die Ergebnisse in kurzen Präsentationen bzw. im Unterrichtsgespräch zusammengeführt. Im Anschluss ist die Erstellung einer umfassenden Ergebnissicherung möglich. Die fünf Spalten 1. militärisch, 2. politisch, 3. wirtschaftlich, 4. sozial, 5. psychologisch verdeutlichen die (innere) Entwicklung Deutschlands im Ersten Weltkrieg. Chronologisch nach unten fortschreitend können die gegebenen Wechselwirkungen grafisch verdeutlicht werden.
Die vorgelegten Materialien können unter Zuhilfenahme der oben genannten Publikationen freilich auch als Grundlage einer umfangreicheren arbeitsteiligen Projektarbeit genutzt werden, die z. B. von den oben genannten fünf Bereichen ausgeht. Im Sinne der Integration der Ergebnisse sollten die einzelnen Gruppen bei der Ausarbeitung ihres Teilbereichs jeweils die Auswirkungen auf die anderen Bereiche berücksichtigen.

Reduktionsmodell: „Das Thema in 2 Unterrichtsstunden“

Die Bearbeitung der AB 2 , 4 und 6 gibt einen guten einführenden Einblick in die Auswirkungen des Krieges auf die verschiedenen Bereiche des zivilen Lebens auf lokaler Ebene.

 

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -

 


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