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Mittelalterliches Pilgern - Reisen im Namen des Herrn

Viele Menschen brechen auch heute noch zu Pilgerstätten auf, eine ungebremste Bewegung zu Wallfahrtsorten in der Nähe wie in der Ferne: Pilgern liegt im Trend. Was treibt die Menschen dazu an? Ein tief empfundener Glaube, Sinnsuche in einer materialistisch orientierten Welt, ein Ausklinken aus der beruflichen Routine, die Sehnsucht nach Einsamkeit und Selbstfindung, Pilgern als Gemeinschaftserlebnis zur Stärkung des Wir-Gefühls oder gar wie beim Single-Pilgern die Suche nach einem Partner? In jedem Falle sind aufgrund dieser religiös begründeten Aktivität Hunderttausende mobil. Die Motive der Pilger waren im Mittelalter so vielfältig wie heute. Die Reise war jedoch ungleich beschwerlicher, die Gefahren unvorhersehbarer und die Infrastruktur des Reisens deutlich weniger organsiert als heutzutage. Dennoch gibt es vielerlei Parallelen vom Motiv der Reise bis hin zur Logistik und praktischen Fragen, die in Reiseführern erörtert wurden.

Alle Wege in Europa führen zu St. Jakob

In diesem Modul soll untersucht werden, auf welche Weise und aus welchen Gründen sich mittelalterliche Pilger auf den Weg machten. Diese Erkenntnisse können differenzierend vertieft werden wie zum beispiel um folgende Aspekte: touristische Elemente des Pilgerns im Mittelalter, des Pilgerns als Strafe, der geistlichen Pilgerfahrt sowie der Pilgerkritik. Abschließend sollen die Schülerinnen und Schüler heutige Formen des Pilgerns mit den Formen im Mittelalter vergleichen.


Unterrichtsdesign: 

1. Einstieg: Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela

Überlege, warum jemand eine Pilgerreise macht.

Leitfrage(n): Wie haben die Menschen im Mittelalter Pilgerziele erreicht?

Warum unternahmen Menschen im Spätmittelalter eine beschwerliche Reise über Tausende von Kilometern zu einem Pilgerziel?

 

2. Erarbeitung in arbeitsteiliger Partnerarbeit: Ursachen und Formen des Pilgerns

Wie pilgerte man im Mittelalter?

Warum pilgerte man?

 

3. Informationen für den Partner/die Partnerin – gegenseitige Informationsphase

 

4. Vertiefungen: Tourismus, Strafe und Buße, Pilgerkritik

Je nach Interesse und Arbeitstempo der Klasse kann man die drei Aspekte auch differenziert einsetzen.

 

5. Diskussion: Pilgern – Mobilität um Gotteslohn?

Diskutiere,

  • ob das Pilgern eher zum Abbau oder zum Aufbau von Vorurteilen und Klischees beigetragen hat.
  • ob die heutige Bildungsreise auch eine Form des Pilgerns (an Kunst- und historische Stätten) ist.
  • ob Pilgern eine Wurzel der gemeinsamen europäischen Identität darstellt.
  • ob heutiges Pilgern noch mit dem mittelalterlichen vergleichbar ist.

Je nach Verlauf des Unterrichts kann der Schwerpunkt auf eine der Fragestellungen gelegt werden – oder auf eine ganz andere.

Die Pilgerausstattung des Nürnberger Patriziers Stephan III. Praun

(heute noch zu sehen im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg)

6. Aktualisierung: Pilgern heute

Christoph Hennig: Ja, wo laufen sie denn?,  in: DIE ZEIT 14/2010 (31. März 2010)

Soak: Generation Pilgertum, in: Stuttgarter Zeitung (7. April 2010)


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