Erzählen

Das Erzählen kann eine Brücke bilden zwischen Alltagssprache und schriftsprachlichem Sprachgebrauch. Im Folgenden finden Sie Informationen zur Bedeutung des Erzählens sowie Anregungen für Ihre pädagogische Praxis.

Beim Erzählen wird eine Geschichte mündlich dargeboten und das Verstehen durch Gestik und Mimik unterstützt. Gleichzeitig geht es weniger um das Hier und Jetzt als um Vergangenes oder Fiktives, es handelt sich also um „dekontexualisierte“ Sprachverwendung. Die Erzählsprache unterscheidet sich hinsichtlich der Wortwahl und der Sprechweise deutlich von der Alltagssprache und ist damit konzeptionell eher schriftlich. Das Erzählen kann daher eine Brücke bilden zwischen Alltagssprache und schriftsprachlichem Sprachgebrauch (Merkel 2010). Zudem halten sich Erzähler und Erzählerinnen in der Regel an eine bestimmte Struktur, das Geschichten- oder Erzählschema: Zusammenfassung der Geschichte, Orientierung, Komplikation und Auflösung (Becker & Müller 2015). Mündliches Erzählen stellt damit eine Grundlage für das Verfassen schriftlicher Erzählungen dar, wie es später in der Schule relevant ist.

In vielen Familien mit Migrationshintergrund besitzt Mündliches einen höheren Stellenwert als Schriftliches. So werden den Kindern beispielsweise Geschichten und Märchen eher erzählt als vorgelesen, sodass die Kinder mit dem Erzählen vertraut sind und oft über sehr gute Erzählkompetenzen verfügen. An diese Kompetenzen kann in der Kita angeknüpft werden – unabhängig davon, in welcher Sprache sie zunächst erworben wurden (Kuyumcu & Senyildiz 2011). Viele Märchen sind in unterschiedlichen Kulturen bekannt. Ist ein Märchen einem Kind bereits in der Familiensprache vertraut, ist dies ein guter Ausgangspunkt für das Erzählen in der Zweitsprache Deutsch (Apeltauer, 2013).

Umfangreiche Informationen zur Bedeutung des Erzählens im Elementarbereich sowie vielfältige Anregungen zur Förderung von Erzählfähigkeiten finden sich in der Expertise „Erzählen und Rollenspiel von Kindern zwischen drei und sechs Jahren“ (Andresen 2011) und in dem Buch „Weißt du was, sprechen macht Spaß“ (Merkel 2010). Weitere Vorschläge zum Thema Erzählen enthalten der Kita-Fachtext „Erzähl’ mal was! Kindliche Erzählfähigkeiten in der Kita fördern“ (Drick 2016) sowie der Artikel "Erzähl du mir, dann erzähl ich dir" - Vom mündlichen Erzählen im Kindergarten“.

Besonders für jüngere Kinder eignen sich Methoden, die das Erzählen durch Materialien unterstützen – seien es Bilder als Erzählanlässe, Geschichtensäckchen, Märchenkisten, Erzähltische oder auch einfache Knöpfe für „Knopfgeschichten“ (Albers 2015; Koenen 2009; Näger 2013a). Werden die einzelnen Szenen auf einem Erzähltisch fotografiert und die Fotos zu einem Buch zusammengefügt, entsteht ein Bilderbuch, zu dem wir „unsere“ Geschichte immer wieder aufs Neue erzählen können (Näger 2013b).

Hier finden Sie zahlreiche kreative Ideen zum Bereich Erzählen wie zum Beispiel Geschichten am roten Band, Erzählstraßen und Erzählkisten. Weitere Vorschläge enthält das Buch „Überall steckt Sprache drin“ (Jungmann et al. 2015).

Auch viele Bilderbücher lassen sich gut als Erzählanlässe nutzen. Vorschläge hierfür finden Sie hier.

Selbstverständlich können Geschichten nicht nur auf Deutsch, sondern auch in anderen Sprachen erzählt werden. Hier finden Sie Informationen über ein Erzählprojekt mit mehrsprachigen Großeltern.

 

 

 

 


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